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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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rollte er sich von der Pritsche, benutzte kurz die Kupferpfanne, die als Nachttopf diente, und stolperte durch die Werkstatt. Dann, humpelnd und den wieder aufflammenden Schmerz in seinem Zeh laut verfluchend, aber schon erheblich wacher, durchquerte er den Rest der Kammer, tauchte einen Becher in ein Fass mit lauwarmem Wasser, wusch sich und spülte sich die Rückstände der Nacht von Mund und Hals.
    Erst jetzt war sein Verstand wieder vollkommen klar, und er registrierte, dass er allein war.
    »Irrial?« Er wiederholte ihren Namen, lauter diesmal, und ging dabei langsam durch den Raum, als hätte sie sich hinter ein paar Brettern oder einem Fass versteckt. »Irrial? Bist du da?«
    Nichts.
    Also gut, kein Grund zur Sorge. Sie konnte irgendwo in der Werkstatt sein oder im Geschäft, oder sich gerade mit Elson und Rond besprechen, damit sie ihnen etwas zu essen brachten. Vielleicht hatte sie sich sogar aus dem Haus getraut, um ein paar Vorräte zu besorgen oder herauszufinden, was in der Stadt so alles los war. Obwohl er wünschte, dass sie auf ihn gewartet hätte, damit er sie in eine Illusion hätte hüllen können. Vielleicht …

    Am anderen Ende des Raumes kam er stolpernd zum Stehen. An der Wand hing ein poliertes Stück Messing, das als Spiegel diente, und davor lag eine Schere auf dem Boden, umringt von kupferfarbenen Locken. Cerris stieß mit dem nackten Fuß dagegen, unfähig zu verstehen, was all das bedeutete. Aber obwohl er die Haare mehrmals hin und her schob, verrieten sie ihm nichts Neues.
    Vielleicht war es allmählich an der Zeit, um sich Sorgen zu machen. Ganz offenbar hatte Irrial gewisse Vorkehrungen getroffen, um unerkannt zu bleiben, was auch immer sie vorhatte. Das bedeutete mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit, dass es etwas war, von dem Cerris nicht wollte, dass sie es tat. Er zog sich rasch an, bereit, sich auf die Suche nach ihr zu machen, bückte sich, nahm Spalter vom Boden hoch und griff nach …
    Der cephiranische Kettenpanzer und der Wappenrock waren verschwunden.
    »Bei allen Göttern!« Cerris stürmte durch die Tür auf die Straße hinaus, rannte so schnell er konnte und dachte gerade noch daran, sich in eine magische Verkleidung zu hüllen. Sollte dies nicht genügen, sollten gar einige der »königlichen Soldaten« versuchen, ihn aufzuhalten, würde er sie einfach niederstrecken. Ganz gleich, ob es zwei wären oder eine ganze Abteilung.
    Denn auf einmal wusste er, und zwar so sicher, wie wenn sie ihm eine Karte auf die Haut tätowiert hätte, wohin Irrial gegangen war.
    Ah, du bist genervt, weil sie den Mumm hat, das zu tun, was du hättest tun sollen.
    Entweder er hatte an diesem Morgen eine Extraportion von Panarés Glück abbekommen, oder der Anblick eines rotgekleideten Soldaten, der wie ein Verrückter durch die Straßen rannte, erregte nach den Vorfällen der letzten Tage
keine allzu große Aufmerksamkeit. Jedenfalls erntete er zwar einen Haufen erschreckter Blicke, aber niemand machte sich die Mühe, auch nur zu versuchen ihn aufzuhalten, als er über die Pflastersteine rannte, um die Marktbuden bog oder gelegentlich sogar darüber hinwegsprang, bis er endlich das Gebäude von Rahariems Kaufmannsgilde erreichte.
    Er stürmte grußlos an dem Mann am Empfang vorbei, der möglicherweise protestierte, was Cerris aber nicht mehr hörte. Drinnen hastete er durch die Gänge und stieß alle Türen auf, manche so fest, dass das Holz beim Aufprall auf die Wand splitterte. Ein gedrungener Wächter trat ihm in den Weg, wahrscheinlich um ihn zu fragen, wohin er wolle, und weniger um ihn aufzuhalten, aber Cerris rammte ihm ohne ein Wort das Knie in die Lenden. Er war längst weitergelaufen, ehe der Mann auch nur den Boden berührte. Im Laufschritt nahm er die Treppe, immer drei, vier Stufen auf einmal, bis er das oberste Stockwerk erreicht hatte. Dann bog er um eine Ecke, rannte den Flur entlang und betete, dass er nicht zu spät kam.
    Irrial wirbelte mit dem Schwert in der Hand herum, als Cerris durch die letzte Tür platzte. Einen endlosen Atemzug lang schienen sie sich nicht zu erkennen. Ihr Haar war kurz geschoren, eine schwache Imitation eines militärischen Haarschnittes, und der Kettenpanzer schien ihre Gestalt niederzudrücken, aber den Arm mit der Waffe hielt sie ganz ruhig. Blut tropfte von der Klinge in die Pfütze, die sich auf dem Teppich unter dem Leichnam von Gildenmeister Yarrick ausbreitete.
    Cerris ließ Spalter langsam, als würde er verwelken, an seiner rechten

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