Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
geführt, in durchaus angemessene Quartiere, wie es Eurer Stellung gebührt, Mylady, bis Ihr bereit seid, mir alles zu erzählen, was vorgefallen ist, und dafür auch handfeste Beweise vorlegt. Und bis Ihr«, setzte sie hinzu und deutete auf Corvis, »bereit seid, mir Euer wahres Gesicht zu zeigen. Ein, wie ich erwarte, cephiranisches Gesicht. Wachen?«
Corvis und Irrial ließen sich widerstandslos aus der Kammer führen. Da ein halbes Dutzend Armbrustbolzen nur darauf warteten, ihre Haut und Knochen zu durchbohren, blieb ihnen auch kaum irgendetwas anderes übrig.
11
Kaleb war nackt bis zur Hüfte, und seine Haut glänzte so von Schweiß, dass sie strahlte wie die Klinge seines Widersachers. Als er sich auf einem Bein herumdrehte und die Hände rasch hochriss, bewegten sich die Muskeln, die für einen so schlanken Mann erschreckend ausgeprägt waren, unter seiner Haut. Er hätte eine fleischgewordene Marmorstatue aus Jassions Burg sein können. Der dicke Ast, den er durch die Luft schwang, vibrierte heftig, als sein eigenes Krummschwert dagegenprallte, das jetzt jemand anders in den Händen hielt.
»Nein«, erklärte er aufs Neue, ebenso freundlich wie entschieden. »Du legst nicht genug Kraft in den Schlag.«
Die junge Frau, die als einziges Zugeständnis an die brütende Hitze ihren Umhang abgelegt und ihn zusammengefaltet über die Satteltaschen gelegt hatte, starrte ihn an, als hätte sie kein einziges Wort verstanden.
»Mellorin? Hörst du mir zu oder glotzt du nur?«
»Ich …« Es war weniger ein Protest als vielmehr ein ersticktes Quieken, und ihr Gesicht rötete sich, was nicht unbedingt etwas mit der Sommerhitze zu tun hatte.
»Ich dachte«, sagte sie, nachdem sie sich zusammengerissen hatte, »dass es darum ginge, die Kontrolle zu behalten. Wilde Schläge öffnen die Deckung.«
»Das tun sie«, räumte Kaleb ein. »Aber du treibst es zu weit. Ein Schwert ist etwas mehr als nur ein großes Messer.
Du kannst die beiden Waffen nicht auf dieselbe Weise handhaben. «
»Ich sollte das längst wissen!«, spie sie plötzlich giftig hervor. » Er hätte da sein und es mich lehren sollen!«
»Wenn du es bereits wüsstest«, meinte Kaleb beruhigend, »dann würde das hier nicht annähernd so viel Spaß machen. «
Unwillkürlich musste sie lächeln. »Das Training ist härter, als ich es erwartet habe«, gab sie zu, als er sich ihr näherte, und versuchte ohne viel Erfolg, ihren Blick nicht tiefer als bis zu seinen Schultern gleiten zu lassen.
»Du machst deine Sache gut, Mellorin. Ein Krummsäbel ist eine etwas plumpe Klinge, um damit zu lernen, aber bis Baron Unheimlicher Onkel zurückkommt, müssen wir uns damit begnügen.«
»Ist er immer so?«, fragte sie, während sie an die letzten Tage dachte, die sie gemeinsam verbracht hatten.
»Du meinst so unhöflich, brütend, vollkommen humorlos und jähzornig wie ein Dachs mit Hämorrhoiden?«
»Ich nehme an, das heißt Ja.«
»Er ist eine echte Herausforderung«, stimmte der Hexer zu, »und, ehrlich gesagt, nicht unbedingt der unterhaltsamste Reisegefährte. Ich habe schon anregendere Gespräche mit Löffeln geführt.«
Mellorin kicherte.
»Aber er ist ein guter Mann, wenn es zum Kampf kommt. Außerdem weit klüger, als er aussieht, jedenfalls bei jenen seltenen Gelegenheiten, wenn er sich die Mühe macht, seinen Verstand einzusetzen.«
Es war tatsächlich eine Idee von Jassion gewesen, die sie heute hierhin gebracht hatte. Fünf von ihnen, Mellorin, Kaleb und die drei Pferde vertrieben sich die Stunden in einem Lager etwa eine halbe Meile von Orthessis entfernt,
während der Baron alleine durch die Stadt schlenderte. Ihm war eingefallen, dass Corvis während seines Krieges gegen Audriss mehrere Söldnerkompanien eingesetzt hatte, die hier ansässig waren. Zwar besagten die Gerüchte, dass sie nicht unbedingt im Guten auseinandergegangen waren, aber Jassion vermutete, dass einige dieser Söldner etwas über Corvis wussten, das ihnen bei ihrer Suche nützlich sein konnte. Also waren sie, nachdem sie Abtheum verlassen hatten, zu der Schwesterstadt geritten, wo Jassions politische und militärische Kontakte ihnen möglicherweise die richtige Richtung weisen konnten.
Kaleb hatte das Gefühl, dass dies eine ziemlich vage Annahme war, ohne große Aussicht auf Erfolg, aber im Moment hatten sie nichts anderes. Außerdem bot ihm dies die Möglichkeit, seine Zeit in deutlich charmanterer Gesellschaft zu verbringen.
»Arbeiten wir ein bisschen an deiner
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