Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
geben.
Diese Höhle war noch kälter als die Gänge und Tunnel, und das eisige Spritzwasser machte es nicht besser. Gelegentlich kräuselte sich die Wasseroberfläche, ein Zeichen dafür, dass sich darunter etwas bewegte. Josiah meinte, es seien nur Höhlenfische, was die Floßfahrer nicht unbedingt beruhigte, aber nichts kam nahe genug, um zu einer Gefahr zu werden.
Feucht, aber entschlossen, frierend, aber unverletzt, erreichten sie das Ziel. Katim, Jhurpess und Gork stiegen aus, und Josiah brachte das Floß für die anderen zurück. Mit einer Hand an ihrer Axt machte sich Katim daran, die kleine Insel zu erkunden.
Eigentlich war sie nicht mehr als die sechseckige Spitze eines Felsens, der vom Boden der Höhle aufragte. Der Wasserspiegel lag nur einige wenige Zentimeter tiefer; eine ordentliche Welle – wenn der See Wellen gehabt hätte – wäre genug gewesen, um die ganze Insel zu überspülen.
In der Mitte der Insel, vor allen kleinen Wellen des Sees geschützt, stand ein niedriger Tisch. Er war etwa so lang wie Cræosh groß, bestand aus schwarzem Marmor und erweckte den Eindruck, aus dem Fels der Insel gewachsen zu sein. Er musste das Ergebnis von Magie sein, denn was Katim zunächst für gute Steinmetzarbeit hielt, erwies sich bei genauerem Hinsehen als tatsächliche Verschmelzung der beiden unterschiedlichen Materialien. Zeichen waren in den Marmor geritzt oder geätzt, im schwachen Licht kaum sichtbar. Es schien sich um primitivere Versionen der Symbole im Holz der Höhle weiter oben zu handeln.
Und dann, nachdem sich die Trollin alles andere angesehen hatte, wandte sie sich dem wichtigsten Merkmal der kleinen Insel zu. Hinter dem Tisch – oder Altar, oder was auch immer – ragte eine große Statue aus dem gleichen schwarzen Marmor auf. Sie war so beschaffen, dass sie einem Menschen ähnelte, und die dargestellte Kleidung sah genauso aus wie die Josiahs und der anderen Akolythen. Das Gesicht unter der Kapuze war flach und erinnerte Katim an Rupert, Königin Annes Truchsess.
Nur eins unterschied die Statue von einem Menschen: Sie hatte drei Arme, zwei auf der rechten Seite und einen auf der linken. Die beiden »richtigen« Arme deuteten nach unten, während der dritte ausgestreckt war, mit dem Zeigefinger nach oben gerichtet. Auf der Brust, neben dem zusätzlichen Arm, bemerkte Katim mehr als ein Dutzend flache Kratzer, die Zufall sein mochten, oder auch nicht.
Es gab keine Möglichkeit für Katim, die Symbolik der Statue zu verstehen, und deshalb verlor sie schnell das Interesse an ihr. Sie langweilte sich noch mehr, als Josiah mit den anderen zurückkehrte, denn Cræosh, Gimmol und Fezeill bestanden darauf, noch einmal alles zu untersuchen.
»Und was jetzt?«, fragte Cræosh, als sie fertig waren.
»Gehorcht der Statue«, sagte der Akolyth.
»Was? Junge, wenn du nicht bald anfängst, vernünftig zu reden …«
Josiah schüttelte den Kopf. »He, ich bin noch nie hier unten gewesen, klar? Ich versuche, dies auf der Grundlage dessen zu verstehen, was ich aus alten Schriften weiß.« Er zog nachdenklich die Stirn kraus. »Selbst damals hatten die Druiden Feinde«, sagte er sanfter. »Die Angehörigen dieser Sekte schufen einen verborgenen Raum, in dem sie ihre heiligsten Objekte verstauten, ihre mächtigste Magie und eine Bibliothek, von der es hieß, dass sie ebenso groß und vielleicht sogar noch größer war als die von König Sabryen. Vielleicht versteckt sich Emmet an jenem Ort, wenn er den Weg dorthin gefunden hat.«
»Großartig«, sagte Fezeill, der mit seiner Geduld offenbar ebenso am Ende war wie Cræosh. »Sehr hilfreich. Und wie finden wir den geheimen Raum?«
»Wie ich schon sagte, gehorcht der Statue. In den alten Schriften heißt es, dass einem die Statue den Weg weist.«
»Ja«, erwiderte der Gestaltwandler. »Aber sie zeigt in drei verschiedene Richtungen!«
Josiah zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, verdammt!«
Diesmal war es Katim, die den Akolythen am inzwischen recht zerknitterten Kragen packte. »Was ist hiermit?«, fragte sie und drückte Josiahs Nase fast auf die Zeichen, die sie zuvor bemerkt hatte. »Hatte die Druidensekte … ihre eigene Schriftsprache?«
»Ich fasse es nicht!«, hauchte Josiah. »Diese Schrift kenne ich nur aus den ältesten Büchern!« Dann: »Ah, bitte gebt mir ein wenig Zeit. Es ist ziemlich lange her, seit ich solche Zeichen zum letzten Mal übersetzt habe.«
Katim wich zurück und erlaubte es dem jungen Druiden, sich ganz seiner
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