Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Wasser ist kälter als ein Vampirarsch. Außerdem hab ich nicht die geringste Ahnung, was sich da drin inzwischen niedergelassen hat, und ich bin ziemlich sicher, dass du es ebenso wenig weißt.« Er stellte Josiah auf die Felszunge. »Und nun … Hast du einen Vorschlag?«
»Nein«, sagte der Druide und strich sein Gewand glatt. »Nein, eigentlich nicht.«
»Freut mich zu hören. Sonst jemand?«
Diesmal bestand die Antwort nicht ganz aus der erwarteten Stille. »Ich hätte da vielleicht eine Idee«, sagte Gork.
»Und welche geniale Idee wäre das, du schlauer Kobold?«, fragte Fezeill.
»Wir brauchen nur ein weiteres Floß.«
Cræosh ballte die Faust. »Und wo sollen wir uns eins beschaffen, du schwachsinniger kleiner Scheißhaufen? Willst du mit den Fingern schnippen oder ein bisschen herumtanzen, in der Hoffnung, dass fröhliche Feen kommen und beschließen, uns zu helfen?«
»Nein«, erwiderte Gork. »Obwohl es lustig wäre, das zu beobachten.« Als das Gesicht des Orks darauf hinwies, dass er besser zur Sache kommen sollte, fuhr er fort: »Holz schwimmt. Insbesondere flaches Holz. Das Badezimmer und die Umkleideräume verfügen über ein halbes Dutzend Türen, die niemand benutzt.«
»Was?«, wandte Josiah ein. Niemand achtete auf ihn.
»Ich weiß nicht«, sagte Cræosh nach einem Moment. »Glaubt ihr nicht, dass die Türen inzwischen halb verfault sind?«
Katim schüttelte den Kopf. »Sie machten den Eindruck … in einem guten Zustand zu sein … als wir sie untersuchten. Vielleicht haben die Druiden sie … und ihre Möbel … mit ihrer Magie konserviert … oder mit irgendwelchen Kräuterextrakten.« Sie zuckte die Schultern. »Es kann sicher nicht schaden … es herauszufinden.«
Fezeill schnaubte. »Komischerweise folgt solchen Sätzen immer reichlich Schmerz.«
»Was ›reichlich‹ bedeutet?«, fragte Jhurpess.
»Es bedeutet, man kann davon werden reich«, erklärte Belrotha. »Dummer Schrecklicher.«
Da niemand eine bessere Idee hatte, und da weder die Proteste des Druiden noch die Grammatiklektionen der Ogerin Gehör verdienten, kehrten sie zurück und sahen sich die Türen an. Wie sich herausstellte, waren sie tatsächlich in einem erstaunlich guten Zustand. Es gab halb vermoderte Stellen und auch einige Schimmelflecken, aber abgesehen davon waren sie fest und stabil. Zusammengebunden konnten sie ein brauchbares Floß ergeben. Wie eine Ameisenkolonne machte sich das Korps mit ihnen wieder auf den Weg zum See und entrollte dort mehrere Seilbündel.
»Siehst du, Fezeill?«, spottete Gimmol. »Du hast dich in Jureb Nahl geirrt. Es ist so einfach wie das Zusammenbinden einiger Baumstämme.«
Der Gestaltwandler schnaubte erneut. »Du bist nur nicht nur ein Idiot, sondern auch noch ein dämlicher Idiot. Schon ein mittelgroßer Fisch könnte ein solches Floß kentern lassen. Im Sumpf wären wir nicht zwanzig Meter weit damit gekommen.«
»Vielleicht«, sagte Cræosh und bohrte mit einem Dolch ein Loch ins Holz, damit er ein Seil hindurchziehen konnte. »Aber hier ist das Wasser sehr ruhig, und wir werden ganz langsam unterwegs sein, und du hältst ab jetzt die Klappe, wenn du keine bessere Idee hast.«
» Ich wäre imstande, mich in etwas zu verwandeln, das hier schwimmen kann«, sagte der Gestaltwandler selbstgefällig.
»Ach ja? Wenn du eine Seejungfrau meinst, so gib ihr einen ordentlichen Vorbau.«
Fezeill schwieg, vielleicht voller Abscheu angesichts der Vorstellung, für einen Ork zum Objekt der Begierde zu werden.
Aber Cræosh musste zugeben, dass an den Worten des Gestaltwandlers durchaus etwas dran war. Schließlich und endlich sah ihr »Floß« nicht besonders stabil aus. Sie würden gut verteilt auf dem Bauch liegen müssen, um ihm ein gewisses Maß an Stabilität zu verleihen, und es wären zwei Fahrten nötig, um das ganze Korps über den See zu bringen. Außerdem würde es Belrothas Gewicht bestimmt nicht tragen. Sie versuchten, die Ogerin aufzumuntern – »Du bist gewissermaßen unsere Nachhut, und das ist eine sehr wichtige Position«, behauptete Gimmol –, aber so dumm war nicht einmal Belrotha. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.
Die erste Gruppe ließ das halbe Korps und eine schmollende Ogerin zurück, als sie sich auf den Weg zur Mitte des Sees machte, wo nach Josiahs Angaben ihr Ziel auf sie wartete. Das Paddeln war sehr unangenehm, denn sie mussten abwechselnd die Hand ins eiskalte Wasser tauchen, lange genug, um dem Floß Schwung zu
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