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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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wie ein Geist schlich der Kobold durch die Menge und hielt nach Gelegenheiten Ausschau, die … Da! Ein Mann, vom Schrecklichen zur Seite gestoßen und hingefallen, kam gerade wieder auf die Beine und schimpfte wie ein Rohrspatz. Er schien unverletzt zu sein, aber sein vorher perfekt frisiertes schwarzes Haar war zerzaust, der eine Ärmel des zartgrünen Kasacks aufgerissen. Die Geldbörse des Mannes hatte sich bei seinem Sturz gelockert; sie hing lediglich an einer Schnur hinten am Gürtel. Selbst ein weitaus weniger talentierter Taschendieb als Gork hätte sie stehlen können, ohne eine Entdeckung zu riskieren.
    Besser gesagt: ohne Entdeckung durch den Bestohlenen zu riskieren. Nur noch ein Zentimeter trennte Gorks Finger von der Geldbörse, als eine Hand von der Seite kam und und sich um sein Handgelenk schloss.
    Ich lasse nach. Das sind zwei Unbeteiligte in zwei Tagen, die mich entdeckt haben. Ein Knurren drang aus Gorks Kehle, als er den Kopf drehte und den Mann anstarrte, der ihn gepackt hatte.
    Wenigstens war es diesmal kein Wächter. Oder wenn es einer war, so schien er nicht im Dienst zu sein, denn er trug Zivil: einen typischen grauen Bauernumhang und eine braune Kniehose. Aschblondes Haar bedeckte den Kopf, und braune Augen blickten auf den Kobold hinab.
    »So etwas solltest du nicht tun«, teilte der Mann Gork mit und klang wie jemand, der ein ungezogenes Kind belehrte.
    Gork hatte keine Lust, sich belehren zu lassen. »Nimm die Hand weg, bevor ich sie esse.«
    Der Mensch neigte nur wie verwundert den Kopf zur Seite.
    Großartig. Ich bin nicht nur ertappt worden, es war auch noch der Dorftrottel, der mich erwischte. Wie peinlich! Wird Zeit, von hier zu verschwinden.
    Aus diesem Winkel bekam er keinen Finger in den Mund, und deshalb begnügte er sich damit, ein Stück aus der Seite der Hand zu beißen. Das schmatzende Knirschen, mit dem das Fleisch zerriss, empfand Gork wie immer als sehr befriedigend, obwohl es ihn wunderte, dass der Mann nicht schrie. Doch er ließ los, und der Kobold wich zurück …
    Bäh! Bei den Sternen, was ist das denn? Igitt! Voller Abscheu verzog er das Gesicht, spuckte das Fleisch aus, das er gerade zu kauen begonnen hatte, und würgte so sehr, dass er sich fast übergeben hätte. Schließlich stellte sein Magen die Versuche ein, ihm in die Kehle zu kriechen. Gork schaute sich an, was er gekaut und zu schlucken versucht hatte.
    Auf dem Kopfsteinpflaster vor ihm lag eine Art Brei aus … aus etwas . Gork wusste nicht, worum es sich handelte. Eine Art Substanz, fleischig zwar, aber kein Fleisch, zitterte unter einer winzigen Schicht aus hartem, dünnem Material. Chitin, erkannte der Kobold plötzlich. Und ein gelbes Sekret, das wie Vanille aussah, aber ganz sicher nicht so schmeckte, bedeckte alles.
    »Was zum …?«, wandte sich Gork an den Menschen neben ihm, doch als er genauer hinsah, war dieser schon kein Mensch mehr. Im Lauf von etwa zwanzig Sekunden sank der Kopf des Fremden nach unten, bis er sich auf einer Höhe mit dem des Kobolds befand, und die Haut verschrumpelte immer mehr, während der Körper schrumpfte. Die Nase des Mannes – nein, des Dings – wurde flacher und länger, verwandelte sich in eine Schnauze! Die Haut wich zurück und straffte sich wieder, passte sich der neuen Gestalt an. Aber sie schien auch härter zu werden und wechselte vom hässlichen Rosarot der Menschen zu einem natürlicher wirkenden und attraktiveren Steingrau. Selbst die Kleidung geriet in Bewegung, zuckte hier, wand sich dort, veränderte Größe und Form, um den neuen Konturen ihres Trägers zu entsprechen. Schließlich beobachtete Gork, wie sich die Augen des Wesens umstülpten und dann glänzende Kugeln bildeten, die Gorks Augen ähnelten. Nur das kurze Schwert des Kreatur, das der Kobold zuvor an der Hüfte des Menschen gar nicht bemerkt hatte, blieb unverändert.
    Gork blinzelte verblüfft und starrte den vor ihm stehenden Kobold an. Er war in allen Einzelheiten perfekt – und inzwischen konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, womit Gork es zu tun hatte. »Ich weiß, was du bist«, sagte er.
    Der andere »Kobold« nickte. »Und beunruhigt es dich?«
    Gork zuckte die Schultern. »Eigentlich ist es mir völlig egal, was du bist. Mich nervt nur, dass du mich daran gehindert hast, Beute zu machen.«
    »Eine Geldbörse, wie geschickt sie auch gestohlen sein mag, wird in dem Moment vermisst, wenn ihr rechtmäßiger Eigentümer etwas kaufen möchte.«
    »Und?«
    Der Gestaltwandler

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