Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
töten.
Es war kein Eid, den Gork oft leistete, und er war fest entschlossen, ihn zu halten. Vorausgesetzt natürlich, er konnte diesen Wächtern entkommen …
Der Ork verzog voller Abscheu das Gesicht, als er den kleinen, schmutzigen Hof und die schäbigen, baufälligen Gebäude sah, die ihn säumten. Abfälle und tote Ratten bildeten eine Art Flickenteppich, und die Bauten bestanden aus so morschem Holz, dass sie vermutlich demnächst einstürzen würden. Bisher hatte er in der Menschenstadt nichts Eindrucksvolles gesehen, und dies hier war mit Abstand das Schlimmste.
» Das soll die Kaserne sein?«, fragte er schließlich.
»In gewisser Weise«, antwortete der Soldat, der den Ork und den Schrecklichen zu diesem Ort gebracht hatte. »Es ist die alte Kaserne. Wir haben sie seit Jahren nicht benutzt. Himmel, wir haben sie seit Jahren nicht sauber gemacht. Aber dort sind die früheren Dämonen-Korps untergebracht worden, und niemand hat uns gesagt, dass ihr eine Sonderbehandlung bekommen sollt.«
Cræosh trat auf den Soldaten zu und ragte vor ihm auf. »Und wenn wir hier nicht bleiben wollen?«
Der Mensch schluckte, wich aber nicht zurück. »Sprich mit dem Hauptmann darüber. Ich kann nicht viel machen, oder?«
Der Ork erwog trotzdem die Möglichkeit, den Soldaten in Stücke zu reißen, und vielleicht hätte er ihn tatsächlich gepackt und zerfetzt, wenn nicht genau in diesem Augenblick ein weiteres Mitglied des Dämonen-Korps um die Ecke gekommen wäre.
»Oh, Scheiße .«
Der Schreckliche hörte die Sorge in der Stimme seines Reisegefährten und wandte sich von einem stechpalmenartigen Gewächs ab, das er untersucht hatte – zweifellos um festzustellen, ob es essbar war. Als er den Neuankömmling sah, stieß er erneut ein schrilles Kreischen aus und hob eine Hand über den Kopf; in der anderen hielt er seine Keule. Jhurpess schien bereit zu sein, sich zu ducken oder zu kämpfen, was auch immer er für besser hielt.
Die Gestalt ragte vor ihnen auf, war aber ein ganzes Stück schlanker als der breit gebaute Ork. Eine dünne Schicht aus grobem Pelz, viel kürzer als das zottelige Fell des Schrecklichen, bedeckte das Wesen von Kopf bis Fuß, fleckig wie bei einem Rotluchs. Die Kleidung bestand aus Panzerung, Hose, Hüfthemd und Stiefel, offenbar alles aus dem Leder desselben riesigen Wesens gegerbt, abgesehen von einer Halskette aus Rippen, die nicht nur von Menschen stammten, sondern auch von Angehörigen der Horden-Völker. Eine große Schnauze ragte aus dem Gesicht und ähnelte der eines Wolfs, eines Kojoten oder einer Hyäne, ohne genauso beschaffen zu sein. Cræosh und die anderen beobachteten, wie sich das grässliche Maul zu etwas öffnete, das vielleicht ein Lächeln sein sollte und mehrere Reihen spitzer Zähne zeigte, die in Bewegung gerieten, wenn das Wesen sprach.
Oder wenn es zubeißen wollte.
Speichelfäden hingen an der Unterlippe. Mit kratzender, betäubender Stimme, und unterbrochen von zischenden, grollenden Atemzügen, sagte das Geschöpf: »Freut mich … eure Bekanntschaft … zu machen. Ich … bin T’chakatimlamitilnog … aus dem … Haus Ru.«
»Bei den Vorfahren«, hauchte Cræosh heiser. »Was habe ich verbrochen, dass ich die Gesellschaft eines Trolls ertragen muss? Und wie kann ich dafür sühnen?«
Und dann wurde es still auf dem Hof, bis auf den zischenden, grollenden Atem des Trolls und das schnell leiser werdende Geräusch von Schritten, als der Mensch, der Cræosh und Jhurpess zur Kaserne gebracht hatte, das Weite suchte.
Langsam und sehr vorsichtig, um eine Distanz von mindestens zwei Armlängen zu wahren, musterte Cræosh den Troll. Er … Oder war es eine Sie? Ja, es zeichneten sich eindeutig Brustwarzen unter dem ledernen Harnisch ab, und noch dazu in mehreren Reihen. Also gut. Die Trollin überragte ihn um mindestens dreißig Zentimeter, und durch die schlanke Statur wirkte sie noch größer. Cræosh vermutete, dass er stärker war, aber er wollte es nicht unbedingt herausfinden. Trolle galten ohne Ausnahme als die grausamsten, gewalttätigsten, gemeinsten und brutalsten Wesen von Morthûls Streitkräften. Ihre Gräueltaten waren manchmal so schrecklich, dass sie selbst einen Ork entsetzten, und angeblich wussten sie gar nicht, was es bedeutete, Gefangene zu machen.
Aber was Trolle beim Rest der Horde so unbeliebt machte – und was zu der Entscheidung geführt hatte, Troll-Einheiten allein kämpfen zu lassen, ohne Unterstützung durch Gruppen aus anderen
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