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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Völkern –, war ihr Verhalten gegenüber ihren Kameraden. Sie schienen nicht imstande zu sein, »Verbündete« und »Nicht-Artgenossen« auf einen Nenner zu bringen. Wenn sie zornig wurden, Hunger bekamen oder sich schlicht langweilten, konnte es nicht nur Feinden an den Kragen gehen, sondern auch den eigenen Leuten. Cræosh dachte daran, dass es vielleicht – ungeachtet aller Konsequenzen – besser war, die Trollin jetzt sofort zu töten, bevor sich während des Dienstes Probleme ergaben.
    Er rang noch mit einer Entscheidung, als ein weiterer schriller Schrei aus Jhurpess’ pelziger Kehle erklang. Er war noch lauter als der, den das plötzliche Erscheinen der Trollin verursacht hatte, und Cræosh befürchtete schon, dass sie es diesmal mit einem großen Drachen oder gar dem Leichenkönig höchstpersönlich zu tun bekamen. Mit dem Schwert in der Hand wirbelte er herum.
    Was er sah, war weder der Dunkle Lord noch ein Drache. Nein, bei dem Geschöpf, das sich von der anderen Seite des von Abfällen übersäten Hofes näherte, handelte es sich um …
    »Es ist … nur ein … Gremlin«, sagte die Trollin rau. Ihr Atem klang wie ein Gurgeln tief hinten in der Kehle, als fiele es ihren Sprechwerkzeugen schwer, die einzelnen Worte zu formulieren. »Was ist … mit deinem … Schrecklichen?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, erwiderte Cræosh. »Aber ich werde es gleich herausfinden.« Er stapfte los und packte Jhurpess am Nacken. Der Schreckliche war so sehr auf den Gremlin fixiert, dass er es gar nicht zu bemerken schien.
    Cræosh musste zugeben, dass der Gremlin tatsächlich einen recht beunruhigenden Anblick bot. Mit seinen ein Meter zwanzig musste er bei seinem eigenen Volk als Riese gelten, und seine Muskeln traten deutlich hervor – was bei einem Gremlin bedeutete, dass man aus zwanzig Schritten Entfernung die Umrisse der Knochen in seinen Armen nicht erkennen konnte. Ein dünner Stoppelfilz, das Gremlin-Äquivalent von dichtem, vollem Haar, bedeckte den Kopf unter einem Kreissägenhut, der zwischen den beiden spindeldürren Ohren eingezwängt war. Er trug eine Rüstung aus gehärtetem Leder, aber sie sah wie hier und dort abgestaubt aus und bestand aus einzelnen Teilen, die nicht recht zueinanderpassten und vielleicht auf einem Schlachtfeld zusammengesucht waren. Um darüber hinwegzutäuschen, hatte der Gremlin seine Rüstung in einem hellen, glänzenden Rot bemalt, das imstande war, einen Betrachter in den Wahnsinn zu treiben oder ihn zumindest zu blenden. Selbst der mottenzerfressene Hut und die mitgenommene Straußenfeder darauf waren entsprechend gefärbt. Kein Zweifel, dieser spezielle Gremlin war nicht unbedingt ein Ausbund an Schönheit, und das Wort »unauffällig« schien er noch nie gehört zu haben, aber das machte ihn noch lange nicht zu jemandem, den man fürchten musste – es sei denn, man fürchtete sich vor Blindheit.
    »Wo liegt diesmal das Problem?«, fragte Cræosh und machte keinen Hehl aus seiner Ungeduld. »Ich dachte, das mit den hysterischen Anfällen hätten wir auf dem Markt geklärt.«
    Doch diesmal wimmerte der Schreckliche nur, und es nützte auch nichts, ihn hochzuheben und ordentlich zu schütteln. Schließlich setzte ihn Cræosh mit einem verärgerten Brummen auf den Boden und ließ ihn dort als unordentlichen Haufen zurück, der Ähnlichkeit mit einem daumenlutschenden Flauschteppich hatte. Der neu eingetroffene Gremlin öffnete den Mund, um sich vorzustellen … und erstarrte plötzlich und glotzte den zitternden Schrecklichen an.
    »Ich gebe auf«, verkündete Cræosh der Welt. »Auf der einen Seite haben wir eine verdammte Trollin, die vielleicht loyal genug ist, dass sie mich nicht frisst, wenn niemand zusieht. Auf der anderen sitzt ein Schrecklicher, der das große Schlottern kriegt und sich versteckt, wenn auch nur der Wind dreht. Und den Reigen beschließt ein wandelnder Rosenstrauch.« Er deutete auf den überraschten Gremlin. »Dies ist kein Dämonen-Korps, sondern eine Clown-Truppe.« Der Schreckliche hatte sich außer Reichweite geduckt, und der Gremlin war einige Schritte entfernt. Deshalb trat Cræosh auf die Trollin zu – so dumm das auch sein mochte – und drückte ihr den Zeigefinger ans Brustbein. »Sag dem Boss, wer auch immer das sein mag: Ich kehre heim. Soll er eine Nachricht schicken, wenn er ein richtiges Dämonen-Korps zusammengestellt hat.«
    Die Trollin lächelte, und Cræosh wurde von ihrem heißen, stinkenden Atem getroffen. Fast wäre er

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