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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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lächelte. Es war ein seltsames Lächeln, das überhaupt nicht zu einem echten Kobold passte. »Eine geduldigere Vorgehensweise wäre besser. Folge dem Mann. Früher oder später sucht er einen Ort auf, wo ihn andere nicht sehen. Ihm die Kehle durchzuschneiden, dürfte dir nicht schwerer fallen als das Durchtrennen der Schnur, die die Geldbörse am Gürtel befestigt, und eine Leiche, selbst eine so große, kann länger versteckt werden als …«
    Während das Wesen seinen Vortrag hielt, schenkte Gork den Worten immer weniger Beachtung. Stattdessen lauschte er dem Ton und beobachtete die Gesten, die Bewegungsmuster des Geschöpfes. Die Gestalt zu verändern, war eine Sache, Verhaltensweisen und Angewohnheiten eine ganz andere. Es dämmerte Gork, dass er durch genaue Beobachtungen in der Lage sein mochte, diese Geschöpfe zu erkennen, in welcher Gestalt auch immer. Was irgendwann in naher oder ferner Zukunft durchaus nützlich sein konnte …
    Seine Aufmerksamkeit kehrte plötzlich zu den Worten des Gestaltwandlers zurück, und ihm gefiel ganz und gar nicht, was er da hörte.
    »Was? Jemand, der so unvorsichtig ist wie ich, könnte was ?«
    Der falsche Kobold sah ihn blinzelnd an. »Er könnte dem Korps schaden, wollte ich sagen. Deshalb bist du doch hier, oder? Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass du dich nur einfach so in Timas Khoreth herumtreibst oder dem Ork und dem Schrecklichen allein aus Lust und Laune gefolgt bist.«
    »Und wenn du recht hast?«, knurrte Gork.
    »Es liegt mir fern, mein Leben jemandem anzuvertrauen, der nicht klug genug ist, seine Opfer zu töten.«
    »Jetzt hör mal, du gesichtsloses Insekt! Ich …« Doch die Tirade des Kobolds verlor sich im Lärm der Menge, und der Gestaltwandler ging davon und verwandelte sich erneut, passte sich den Menschen an, in deren Mitte er sich bewegte und die für Gork praktisch alle gleich aussahen.
    Gork knurrte einen langen Fluch, der nur in der Koboldsprache einen Sinn ergab – er hatte etwas mit den Vorfahren des Gestaltwandlers zu tun, außerdem mit Würmern und einem spitzen Stock –, und entfernte sich vom Marktplatz. Der verdammte Fremde, dessen Fleisch so grässlich schmeckte, hatte nicht nur seinen ersten Versuch vereitelt, die Geldbörse zu stehlen. Er hatte ihn auch so lange aufgehalten, dass er keinen zweiten Versuch wagen konnte – wenn er die Kaserne rechtzeitig erreichen wollte, musste er sich schleunigst auf den Weg machen. Gork brummte in seiner Sprache vor sich hin, während er durch die Straßen eilte, in die Richtung, die Ork und Schrecklicher eingeschlagen hatten.
    Er war etwa vier Häuserblocks weit gekommen, als hinter ihm eine Stimme erklang. »Da! Das ist er!«
    Gork drehte sich um und griff mit der einen Hand nach dem Kah-rahahk an seinem Gürtel, überlegte es sich aber schnell anders, als er ein halbes Dutzend Wächter sah, die mit bereits gezogenen Waffen auf ihn zuliefen. Stattdessen hob er die Hände und ahmte damit eine Geste der Menschen nach, von der er hoffte, dass sie Kapitulation bedeutete. »Gibt es ein Problem?«
    Die Wächter antworteten nicht. Der größte von ihnen packte ihn einfach am Kragen und zog ihn mit sich. »Ist er das?«, fragte er schroff.
    »O ja, Sir! Das ist er, kein Zweifel.«
    Gork riss erstaunt die Augen auf und legte die Ohren an. Es war der Mensch vom Marktplatz, dessen Geldbörse er fast gestohlen hatte. Aber der Mann konnte ihn nicht gesehen haben! Außerdem hatte er ihm die Börse gar nicht weggenommen. Dies ergab überhaupt keinen Sinn …
    Und dann beobachtete Gork die Gesten des Menschen, als er den Wächtern in allen Einzelheiten den versuchten Diebstahl erklärte. Er beobachtete die Bewegungen des Mannes, hörte den besonderen Ton seiner Stimme, den Hauch eines Akzents darin …
    »Na schön«, brummte der Wächter. »Gehen wir.«
    Gork hob den Kopf und machte seine Augen groß. »Äh, Herr Polizist, ich …«
    Was auch immer er hatte sagen wollen, ihm fehlte plötzlich der Atem dafür, denn der Stiefel des Wächters traf ihn im Bauch. Kraftlos sank er auf alle viere und leistete keinen Widerstand, als ihn die Wächter hochhoben und forttrugen, vermutlich mit der Absicht, ihn irgendwo in eine Gefängniszelle zu werfen. Er fand genug Kraft, den Kopf zu heben und dem Blick des »Menschen« zu begegnen, der am Ende der Straße stand und beobachtete, wie ihn die Wächter wegbrachten.
    Du wirst sterben!, riefen ihm Gorks Gedanken zu. Und wenn es hundert Jahre dauert, ich werde dich

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