Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Gas, schaltete Blaulicht und Sirene ein und griff nach dem Mikro. »Wir übernehmen.«
    Jetzt erwachte Brazils Interesse. »Wagen 700«, gab West durch.
    Der Mann in der Zentrale hatte nicht erwartet, daß sich gleich ein Deputy Chief der Sache annahm und fragte etwas nervös zurück. »Welcher Wagen?«
    »700«, wiederholte West. »Befinde mich auf Höhe des Neunhunderter-Blocks und übernehme den Einbruch.«
    »Hausnummer zehn vier, 700.«
    Das Radio verbreitete den Funkruf. Während West immer wieder die Fahrbahn wechselte, hörte man von anderen Wagen, die sich auf den Weg machten. Brazil beobachtete West mit wachsender Neugier. Vielleicht würde das Ganze ja doch nicht so schlecht. »Seit wann melden sich Deputy Chiefs zu solchen Einsätzen?« fragte er.
    »Seit ich Sie am Hals habe.«
    Was man an der East Trade Street gebaut hatte, waren staatlich subventionierte Wohnsilos, die von Kriminellen für ihre dunklen Geschäfte benutzt wurden, und die ihre Frauen anstifteten, zu lügen, wenn die Cops auftauchten. Nach Wests Erfahrung bedeutete Einbruch in dieser Gegend gewöhnlich, daß jemand die Schnauze voll hatte. Meistens rief eine Frau an, um ihren Mann anzuzeigen, der sich in einem Apartment versteckt hielt und der üblicherweise schon genug auf dem Kerbholz hatte, um für lange Zeit hinter Gitter zu wandern.
    »Sie bleiben im Wagen«, wies West ihren Beifahrer an, als sie hinter zwei Straßenkreuzern stoppte.
    »Kommt nicht in Frage.« Brazil hatte die Hand bereits am Türgriff. »Ich habe diesen ganzen Krampf nicht auf mich genommen, um dann immer nur im Wagen zu sitzen. Außerdem ist es ziemlich gefährlich, sich allein hier draußen aufzuhalten.« Ohne ein weiteres Wort suchte Wests Blick die Häuser mit ihren teils beleuchteten, teils dunklen Fenstern ab. Dann waren die Parkplätze an der Reihe, auf denen die Drogendealer ihre Wagen abstellten. Aber es war keine Menschenseele zu entdecken. »Dann bleiben Sie wenigstens direkt hinter mir, halten Sie den Mund und tun Sie, was ich ihnen sage«, ordnete sie an und stieg aus.
    Das Vorgehen war einfach. Zwei andere Beamte nahmen sich den Vordereingang der Wohnung im Erdgeschoß vor, während West und Brazil zur Hintertür gingen. Niemand sollte dort das Weite suchen können. Brazils Herz schlug wie wild, und er schwitzte unter seiner Lederjacke. Es war stockfinster auf den Hinterhöfen. Unter durchhängenden Wäscheleinen suchten sie ihren Weg. Sie befanden sich in einem der Kriegsgebiete der Stadt. West sah prüfend zu den Fenstern hoch, öffnete ihr Halfter und nahm das Funksprechgerät zur Hand.
    »Alles dunkel«, sagte sie leise. »Wir gehen rein.« Sie zog die Pistole. Brazil war nur wenige Zentimeter hinter ihr, wäre aber lieber vorausgegangen. Inzwischen hatten die beiden Beamten das graffittibeschmierte Gebäude von vorne betreten. Brazil und West selbst wateten durch Abfall, der sich sogar in Bäumen und an rostigen Zaunpfählen verfangen hatte. Die beiden Cops hatten mit gezogener Waffe die Wohnungstür erreicht.
    Einer gab West als ihrer Einsatzleiterin die Position durch. »Wir sind jetzt an der Wohnungstür.« »Polizei!« rief drohend der andere.
    Brazil machte sich Sorgen wegen des unebenen Geländes, der Wäscheleinen, die so tief hingen, daß sie einen in der pechschwarzen Nacht ohne weiteres strangulieren konnten, und der Glasscherben, die überall herumlagen. Er befürchtete, West könnte sich verletzen, und schaltete seine Stablampe ein. In dem großen Lichtkegel erinnerte ihr Schatten an einen schleichenden Riesen mit gezogener Pistole.
    »Machen Sie das verdammte Ding aus«, zischte sie. Zu einer Festnahme war es am Ende nicht gekommen. Schlechtgelaunt fuhren West und Brazil weiter, während das Funkgerät immer wieder krächzte. Sie hätte erschossen werden können. Gott sei Dank hatten die beiden Officer nicht bemerkt, was dieser idiotische Reporter angestellt hatte. Sie konnte es gar nicht erwarten, Hammer davon zu berichten, und war fast versucht, ihre Vorgesetzte zu Hause anzurufen. West brauchte etwas, das sie wieder aufbaute. Also fuhr sie zum >Starvin Marvin< an der South Tryon Street. Bevor der Wagen noch richtig stand, hatte Brazil bereits den Türgriff hochgezogen.
    »Haben Sie noch nie von der Regel >erst umsehen, dann gehen< gehört?« fragte sie streng wie ein Schulmeister. Brazil warf ihr einen entrüsteten Blick zu, während er den Sicherheitsgurt löste. »Ich kann es gar nicht erwarten, über Sie zu schreiben«, drohte

Weitere Kostenlose Bücher