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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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kleinen Plastikgießkanne eine Maispflanze goß. »Was Sie sich wirklich wünschen ist, daß er für Sie arbeiten würde«, gab West zurück. Papier knisterte, als sie mit der Hand in ihre Bojangle's-Tüte griff.
    »Sie essen zuviel Junk-Food«, meinte Hammer. »Wenn ich all diesen Mist in mich hineinstopfen würde, wäre ich längst zum Hüpfball mutiert.«
    »Brazil hat mich angerufen«, kam West schließlich zur Sache und öffnete eine fettige Verpackung. »Wissen Sie, warum er sich hinter dieser Shack-Filiale befand?«
    »Nein«, sagte Hammer und war inzwischen bei ihren Usambaraveilchen angelangt. Neugierig sah sie West an.
    Fünf Minuten später ging Hammer entschlossen und zielbewußt einen langen Gang im Erdgeschoß hinunter. Sie sah nicht sehr freundlich aus. Die Beamten, denen sie begegnete, sahen sie an und nickten. Sie stieß eine Tür auf. Die uniformierten Officers im Einsatzraum sahen überrascht auf, als ihre elegante Chefin hereinkam. Deputy Chief Jeannie Goode und ein paar Dutzend Cops hielten gerade aktuelle Lagebesprechung ab.
    »Alle, und ich meine wirklich, alle Ermittlungen werden vom diensthabenden Captain angeordnet.« sagte Goode noch, ohne Hammer zu bemerken, die inzwischen auf sie zukam. Sie brach die Besprechung ab und wußte gleich, daß Ärger ins Haus stand. »Deputy Chief Goode«, sagte Hammer so laut, daß jeder es hörte. »Wissen Sie, was Schikane bedeutet?«
    Goode wurde kreidebleich, war wie gelähmt und fürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Vor den Augen ihrer Cops stand sie an die Wandtafel gelehnt. Das konnte doch nicht wahr sein:
    Chief Hammer kanzelte Deputy Chief Goode in Gegenwart von dreiunddreißig einfachen Streifencops des Bezirks David One, zwei Sergeants und einem Captain ab.
    »Gehen wir nach oben in mein Büro«, schlug Goode mit einem dünnen Lächeln vor.
    Hammer blieb mit gekreuzten Armen vor der Truppe stehen. In ruhigem Ton sagte sie: »Ich glaube, das hier kann für jeden nützlich sein. Mir ist zu Ohren gekommen, daß ein Reporter des Observer von Polizeibeamten durch die ganze Stadt verfolgt wurde.«
    »Wer behauptet das?« fragte Goode herausfordernd. »Er etwa? Und Sie glauben das?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich es von ihm weiß«, stellte Hammer klar.
    Dann machte sie eine lange Pause. Die Stille, die sich im Raum ausbreitete, jagte Goode eisige Schauer über den Rücken. Sie dachte an die rosa Kaopectate-Tabletten in ihrer Schreibtischschublade, aber der zweite Stock war unendlich weit.
    »Beim nächsten Mal sind Sie dran.« Bei diesen Worten sah Hammer jeden einzelnen an.
    Mit klappernden Absätzen verließ sie den Raum. Als sie versuchte, Andy Brazil zu Hause zu erreichen, meldete er sich nicht selbst. Die Frau am Apparat war entweder betrunken, oder sie hatte ihr Gebiß nicht im Mund. Vielleicht auch beides. Hammer legte auf und versuchte es bei Panesa.
    »Judy, ich kann es nicht dulden, daß meine Reporter eingeschüchtert oder schikaniert werden.« fiel Panesa gleich über sie her. »Ich weiß, Richard«, sagte Hammer nur und ließ den Blick bedrückt über die Skyline wandern. »Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an und mein Versprechen, daß sich so etwas nicht wiederholt. Auch werde ich Brazil eine besondere Belobigung für seine Unterstützung der Polizei letzte Nacht aussprechen.«
    »Wann?«
    »Auf der Stelle.«
    »Und wir können das drucken?« fragte Panesa. Hammer mußte lachen. Sie mochte diesen Mann. »Ich werde Ihnen etwas sagen«, fuhr sie fort. »Setzen Sie es in die Zeitung, aber tun Sie mir den Gefallen und lassen offen, warum sich Brazil in dieser Gasse versteckt hatte.«
    Panesa mußte einen Augenblick nachdenken. Im allgemeinen gab Amtsmißbrauch von Cops, die unschuldige Bürger bedrängten, eine bessere Story ab als etwas Positives - ein Bürger zum Beispiel, der versuchte zu helfen oder mit gutem Beispiel voranzugehen, indem er Verantwortung für das Gemeinwohl übernahm und dafür Applaus bekam.
    »Hören Sie, Richard«, sagte Hammer. »Wenn so etwas noch einmal passiert, bringen Sie es ganz oben auf Seite eins, okay? Dann nehme ich es Ihnen bestimmt nicht übel. Aber bestrafen Sie nicht das gesamte Police Department für ein einziges Arschloch.«
    »Welches Arschloch?« Jetzt war Panesas Interesse erst voll erwacht. Vielleicht konnte er Hammer ja noch ein klein wenig unter Druck setzen.
    »Die Angelegenheit hat schon ihre Konsequenzen gehabt.« Mehr hatte Hammer dazu nicht zu sagen. »Geben Sie mir Brazils

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