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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mit der Nachrichtenredaktion verband. Empört sagte er dann zu sich selbst: »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Wie war das?« kam es undeutlich aus der Redaktion. Brazil schaltete die Scheinwerfer ein und machte sich mit quietschenden Reifen an die Verfolgung. Die Einbrecher kamen nicht schnell voran, wenn sie gleichzeitig ihre schwer erkämpfte Beute festhalten wollten. Zuerst ließen sie die kleineren Kartons fallen, in erster Linie Walkmans, tragbare CD-Player und Computermodems. Natürlich würden die beiden die großen Stereoanlagen und Mini-TV-Portables bis zum bitteren Ende weiterschleppen. Noch einmal rief er die Nachrichtenredaktion und verlangte diesmal, direkt mit 911 verbunden zu werden. Er legte den Hörer so neben das Basisgerät, daß man ihn in der Einsatzzentrale verstehen konnte. »Einbruch im Southpark Mall.« Er sprach abgehackt wie ein Maschinengewehr, das hinter jemandem herschoß. »Zwei Weiße, männlich. Flüchten auf der Fairview Road in östlicher Richtung. Ich verfolge sie. Sie werden eine Einheit benötigen, die am Hintereingang von Radio Shack die von den Einbrechern zurückgelassenen Gegenstände sichert, bevor andere sie aufsammeln.«
    Die Einbrecher flohen über einen Parkplatz in eine schmale Gasse. Brazil heftete sich wie ein Jagdhund an ihre Fersen und gab gleichzeitig jeden ihrer Schritte über Funk weiter. Die beiden jungen Männer waren noch keine einundzwanzig, hatten aber schon einiges auf dem Kerbholz: Marihuana, Eigentumsdelikte und Falschaussagen. Das Gefängnis hatten sie schon von innen kennengelernt, als sie hinter den Ohren noch nicht trocken waren. Gut in Form waren sie beide nicht. Jemanden in die Mangel nehmen oder mit Freunden an der Straßenecke rappen, war eine Sache, einen Spurt über mehrere Blocks hinzulegen, dagegen eine ganz andere. Vor allem Devon hatte das Gefühl, es würde ihm jeden Moment die Lungen zerreißen. Schweißtropfen brannten ihm in den Augen. Die Beine schienen versagen zu wollen. Und wenn das keine Einbildung war, dann kreisten ihn allgegenwärtige Blaulichter immer enger ein. Er kannte das aus seiner Kindheit von UFOs.
    »Mann!« rief Devon atemlos. »Wir sollten den Kram fallen lassen und davonrennen!«
    »Ich renne doch schon, Mann!«
    Was Ro anging - niemand wußte wofür diese Abkürzung stand -, wartete der Knast schon auf ihn, bevor er sich noch der Beute erfreuen könnte, die er da festhielt. Der Fernseher allein würde ihm eine Woche einbringen, es sei denn, er konnte ihn gegen eine neue Pistole eintauschen, eine mit Halfter diesmal. Die .357er Smith & Wesson aus rostfreiem Stahl, die hinten in seinen Hänge-Jeans steckte, würde nicht mehr lange an Ort und Stelle bleiben. Im Moment rutschte sie noch im Hosenb und hin und her. Der Schweiß trübte ihm den Blick. Sirenen heulten. »Scheiße«, knurrte er.
    Die Kanone hatte sich aus dem Bund gelöst und war auf dem Weg nach unten. Großer Gott, hoffentlich schoß er sich nicht selbst in ein empfindliches Teil. Das würde er nicht überleben. Der Revolver rutschte weiter, durch überweite Boxershorts an Oberschenkel und Knie entlang, bis er schließlich über dem Fila-Lederschuh aus der Hose schaute. Ro half nach und schüttelte das Bein, was nicht gerade ein einfaches Unterfangen war, wenn die Hälfte der Polizei von Charlotte hinter einem her war und einen dazu noch so ein irrer weißer Typ jeden Moment mit seinem BMW überfahren konnte. In dem Moment, als lauter weiße Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht den Kreis um Devon und Ro schlossen, polterte die Waffe auf den Asphalt.
    Mitten im Lauf hatte man die beiden gestoppt. »Scheiße«, fluchte Ro noch einmal.
    Es wäre nur fair gewesen, hätte man Brazil als Lohn für seinen mutigen Beitrag zur Polizeiarbeit die Freude gemacht, den Verdächtigen die Handschellen anlegen und sie in den Fond eines Streifenwagens schieben zu dürfen. Doch dazu war er nicht ermächtigt. In dieser Nacht war er bloß Reporter. Und da war es nicht gerade leicht, den Cops zu erklären, warum er hinter dem Radio Shack-Laden in einer finsteren Gasse, dazu noch unbeleuchtet, geparkt hatte, als er den Einbruch bemerkte. Wieder und wieder kauten er und Officer Weed auf den Vordersitzen von Weeds Streifenwagen die Sache durch.
    »Also noch einmal«, sagte Weed. »Sie saßen da hinten mit abgeschalteten Scheinwerfern. Aus welchem Grund?«
    »Ich dachte, ich würde verfolgt«, erklärte Brazil geduldig zum wiederholten Mal.
    Weed sah ihn an und wußte nicht,

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