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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gesehen, wenn Hammer Goode vor dem gesamten Department und seinen sechzehnhundert Beschäftigten zusammengestaucht hätte oder, noch besser, in einer vom Fernsehen übertragenen Stadtratssitzung. »Sie sind zu streng mit sich selbst«, meinte West diplomatisch, während sie die Reste ihres Bauernsteaks mit Pommes Frites vertilgte.
    »Das Essen hier ist wirklich das beste der Stadt«, sagte Hammer. »Sehen Sie sich nur diese Bratkartoffeln an, diese wunderbaren Hash Browns. Alles ordentlich angebraten und dann von der Platte geschabt.«
    West sah Spike beim Kochen zu, wie er die verschiedensten Zutaten auf den Grill warf oder zur Seite schob. Inzwischen diskutierten die Männer auf ihren Hockern die besten Verstecke für Diebesgut oder Drogen. Handschuhfach, unter dem Sitz, am eigenen Körper. West konnte kaum glauben, wie unverfroren Kriminelle heutzutage waren. Obwohl sie und ihre Vorgesetzte Zivil trugen, wußte jeder, wer sie waren. Zudem schnatterte es unablässig aus Wests tragbarem Funksprechgerät, das vor ihr stand. War das diesen Kerlen denn völlig egal? Die Präsenz der Gesetzeshüter schien sie nicht im geringsten einzuschüchtern.
    »Ich sag dir was«, tönte einer von ihnen und stieß dem Mann im rotkarierten Hemd den Finger in die Brust. »Willst du wissen, was du damit machst? Also, ich sage es dir. Schluck es runter. Schnell, bevor es jemand sieht. Wer will da noch was sagen? Na?«
    »Da kann niemand mehr was sagen.«
    »Gar nichts.«
    »Das ist dein gutes Recht.«
    »Sich draufsetzen ist keine gute Lösung, Romme«, sagte Spike im Brustton der Überzeugung. »Außerdem ist es ja nicht so, daß du hier nicht auch so was bekommen könntest. Und das noch in bester Qualität zu einem reellen Preis. Jeden Morgen frisch.« Er faltete gerade ein Schinken-Käse-Omelett zusammen. »Aber nein! Jeden Tag kommst du mit diesem verdammten Ding hier rein. Was denkst du dir dabei? Glaubst du, du kannst damit bei den Frauen Eindruck schinden oder was? Meinst du, die glauben, du willst es ihnen zeigen? Wie du dich freust, sie zu sehen?«
    Alle lachten, bis auf West, die Leiterin der Ermittlungsabteilung der städtischen Polizei. Sie nahm sich vor, ein paar von ihren Leuten sofort auf die Geschichte anzusetzen, diesen Ring zu sprengen und ihn bis nach Kolumbien zurückzuverfolgen. Wenn nötig, würde sie auch das FBI oder das ATF einschalten. Schließlich waren die Bundespolizei und das Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms für so etwas auch noch zuständig.
    »Die reden von Drogen«, flüsterte sie ihrem Boß zu. Hammer war in Gedanken. Sie war noch immer so wütend auf Goode, daß ihr ganz heiß wurde. Wie konnte es diese hirnlose, zu früh auf diesen Posten bugsierte Trantüte wagen, das gesamte Police Department in Verruf zu bringen und dazu die Frauen ganz allgemein. Hammer wußte nicht, wann sie zuletzt so aufgebracht gewesen war. Auch West war wütend, das sah man ihr an, und das beruhigte sie in gewisser Weise. Nur wenigen Menschen war bewußt, was die Position eines Chiefs an Verantwortung und Streß mit sich brachte, aber West, verdammt, besaß eine hohe Integrität. Sie wußte, was Amtsmißbrauch bedeutete.
    »Ist das denn zu glauben?« fragte West jetzt und knüllte ärgerlich ihre Serviette zusammen. Sie fixierte den Drogendealer mit seinem rotkarierten Hemd und der Banane in der Gesäßtasche. »Das ist doch nicht zu fassen.«
    Hammer schüttelte den Kopf. Sie kochte innerlich. »Nein«, sagte sie. »Ich staune immer wieder...« Beide verstummten, als der Funkruf kam.
    »An alle Einheiten im Bereich Block sechshundert der West Trade. Raubüberfall. Bewaffneter Weißer bedroht Fahrgäste eines Busses.«
    Hammer und West waren im nächsten Moment auf den Beinen und rannten zum Greyhound-Busbahnhof nebenan. Die Einheiten des Bezirks David One hatten sich zwar sofort gemeldet, doch es sah so aus, als befände sich innerhalb der nächsten paar Blocks kein einziger Wagen. Hammer war verblüfft, während sie in ihren hohen Ferragamo-Pumps weiterlief. West folgte ihr in kurzem Abstand. Sie rannten um das Terminalgebäude herum, an dessen Seite ein mit dreiundvierzig Fahrgästen vollbesetzter Bus an seiner Haltestelle stand. Der Motor lief, die Türen standen weit offen. »Wir geben vor, Fahrgäste zu sein und steigen ein«, flüsterte West, während sie langsamer wurden.
    Hammer nickte. Sie wußte genau, wie die Aktion ablaufen würde. »Ich gehe vor«, sagte sie.
    West hatte es sich zwar anders vorgestellt,

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