Die Horror Party
als sei ein tropischer Hurrikan ausgebrochen. Dann dröhnten auf allen Seiten Trommeln in wilden, erregenden Rhythmen.
» Der Fluch des Dr. Voodoo « , sagte Craig Case. »Hört sich an wie aus dem Film. Gleich wird etwas heulen, wenn ich mich nicht sehr irre.«
Aber er irrte sich nicht. Denn jetzt erklang das Heulen von Wölfen, das offenbar dem Mond galt, von Wölfen, die grausam ausgezehrt waren und keine Rücksicht mehr kannten, wenn es um frisches Fleisch ging.
Die Geräusche hämmerten auf sie ein, doch hatten sie die Geistesgegenwart, die Waffen zu heben und sich Rücken an Rücken aufzustellen, so daß jeder von ihnen einen Sektor bestreichen konnte. Doch es blieb nicht bei dem Lärm. Es entstand auch Bewegung. Die Äste und Zweige der Hecken bebten. Und dann tauchte noch etwas auf.
Ein abstoßendes schwarzes Gesicht mit weißen leeren Augen. Um den Hals eine Knochenkette, die einen straffen nackten Bauch bedeckte.
Ein Voodoo-Priester kam groß und schwarz und schwitzend durch die Betonmauer auf sie zu !
»Ein Film!« brüllte Banner, doch Mikes Flinte dröhnte bereits los. Die Schrotkugeln prallten von dem Beton ab, und verpaßten dem Priesterbild kleine Flecken auf dem Bauch.
»Ein Film, verdammt noch mal! Alles nur Filmaufnahmen!«
Viele Bilder erschienen. Lichtstrahlen überkreuzten sich. Die Projektoren mußten zwischen den Hecken stehen. Nein, dachte Banner, ich habe mich nicht geirrt! Maxwell mußte sich genau dort befinden, wo er ihn vermutete, unmittelbar in der Betonwand vor ihm. In den Hecken arbeiteten nur die Projektoren mit voller Kraft und höchster Lautstärke.
Hexen aus dem Mittelalter, schleimige Ungeheuer aus dem Meer, ein Werwolf und eine Horde seiner vierbeinigen Freunde, Geschöpfe aus dem Grab – sie alle rückten lachend und heulend näher und begeiferten den Untergang der Dreiergruppe in der Mitte. Sie knurrten und stöhnten und höhnten, während sie immer größer auf den Betonflächen aufragten, die sich zwischen den wild bewegten Hecken befanden. Über all dem infernalischen Lärm war das betäubende Trommeln zu hören. Es wurde immer schneller und ging in ein Crescendo über, das kein Ende fand und ein noch schnelleres Tempo, einen noch härteren Rhythmus suchte.
Und dann kam wieder etwas auf sie zu. Nicht aus einem der Betonblöcke, sondern aus einer Hecke – etwas Schreiendes, Wildes ...
»Nein!« rief Banner. Doch es war schon zu spät.
Das schwarze Wesen lief Case vor die Flinte, und der Abzug wurde betätigt – einmal, zweimal.
Nach dem zweiten Schuß war alles still. Alles war still. Keine Wesen stiegen mehr aus dem Beton empor und rasten auf sie zu. Da war nur noch das schwarze Wesen, das Craig Case niedergeschossen hatte, mit einem Schuß in den Bauch und einem ins Gesicht. Das Gesicht...
In der plötzlichen Stille klangen die Schritte unnatürlich laut, als sie sich dem toten Wesen näherten, das knapp zwei Meter vor ihnen lag.
Die Kreatur war ein Mann gewesen, schwarz und nackt. Von den Schrotkörnern zerrissen, nahezu gesichtslos, lag er auf dem Rücken, noch zweimal zuckend, ehe der Tod ihn ereilte.
Nackt und schwarz, aber die Schwärze ...
»Das ist Farbe«, sagte Case. »Ein Weißer!«
Banner nickte
»Wir kennen ihn. Sieh ihn dir nicht an, Mike.«
»Aber ich habe schon hingesehen«, sagte sie tonlos. »Und ich erkenne ihn.«
»Mein Gott!« sagte Case. »Das ist ja Birk! Ich habe Karl Birk erschossen!«
10.
Während Case in die Knie sank, lullte das laute Klatschen zweier Hände den runden Raum.
»Gut gemacht, gut gemacht!« sagte Leander Maxwell. »Wie gut von dir, Craig, uns wieder einmal deine Geschicklichkeit mit den Waffen der Menschheit vorzuführen. Der arme Kerl! Er wußte Bescheid, das sollst du wissen. Besonders Sie werden das zu schätzen wissen, Banner. Er wußte, was aus ihm werden würde. Er hatte keine Ahnung, wer von Ihnen den tödlichen Schuß abgeben würde. Um ehrlich zu sein, Michelle, er war der Meinung, Sie würden diejenige sein. Ist das nicht interessant? Zeugt das nicht von Freudscher Logik? Er hatte die Vorstellung, daß die Frau als einzige die Nerven verlieren würde, wenn sich Ihrem kleinen Kreis ein nackter Mann näherte. Deshalb ließ ich ihm die Wahl des Eingangs. Er ist Ihnen aus dem Weg gegangen, Michelle. Wirklich schade, aber schließlich war es seine Entscheidung, nicht wahr? Und geht es bei meinem Labyrinth nicht gerade darum? Natürlich, natürlich. Du darfst dir also keine Vorwürfe machen, Craig. Karl
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