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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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durchlauchtigster Herr. Morgen, bei Tageslicht, da werdet Ihr sehn, sie ist ganz rein.«
    »Rein, wie Dein Antlitz, und klar, wie Dein blaues Auge? O daß es immer Tageslicht wäre!«
    Der Fürst brach auf.
    Das Tagewerk der guten Frau von Bredow war damit nicht geendet. Was der Tag war gewesen, und was sie am Abend bis spät in der Nacht noch gethan und geschaffen, davon ließe sich wieder ein Buch schreiben, und will's Gott, und giebt mir Kraft dazu, und meine Leser werden nicht müde, so wird's Frau Brigitte ihnen selbst noch ein ander Mal erzählen, wie sie's ihren Enkeln und den Gästen, die brave Frau, so oft erzählt hat von ihrem Ehrentage; und das Hauptstück davon ist, wie sie das Bett in die Halle geschafft, und ein Himmeldach darüber aufgeschlagen, ohne daß der Fürst es merkte. Und als er sich niedergelegt und schlief, wie sie da ohne Geräusch und Klappern den Abendtisch mit Flaschen und Schüsseln, mit Kerzen und Fackeln, mit Kesseln und Sesseln heimlich hinausgeschafft, und die Halle eingerichtet mit Teppichen und Vorhängen, mit Geschirr und Ampeln, mit allen Bequemlichkeiten des Lebens, daß Joachim, als er erwachte, in seinem eigenen Schlafgemach zu sein vermeinte, und dann dachte er an Zauberei, denn mit natürlichen Dingen konnte das nicht zugehn. So hat Frau von Bredow es oft erzählt und ihr Auge leuchtete dabei. »Ich war die Zauberin, allergnädigster Kurfürst, so ich es mich unterstehen darf,« hatte sie, ihre Knie bis zur Erde senkend, und die Augen niederschlagend, gesprochen.
    Was der Kurfürst geträumt im Bernsteindufte der Halle von Hohen-Ziatz, das weiß ich nicht. Er schlief fest. Der rechte Arm hing vom Lager herab. Wenn die Burgfrau auf den Zehen die Treppe herunterschlich, eine Hand frische Bernsteinkörner und Weihrauch auf die glimmenden Kohlen zu streuen, und die Kohlen flackerten auf, dünkte es auch sie, als wenn die Hand blutig roth sei. Leise schlich sie zur Thür hinaus, wo die Wacht stand, auf die Hellebarde gelehnt. Die Burgfrau brauchte ihn nicht zur Wachsamkeit zu ermuntern. »Keinen Fremden laß ich nicht ein; da soll Keiner ihm ein Haar krümmen, bis er mag für sich selbst stehen.« So sprach Hans Jürgen, und wie kleidete ihn jetzt die Stahlhaube, die er nicht mehr verkehrt aufgesetzt, der verblichene Wappenrock seines Vaters, der Küraß und das lange Schwert an seiner Seite. Die Base hatte es ihm aus dem Schrank gereicht und gesprochen: »Nun thu Deinen ersten guten Dienst.« Er hatte laut geantwortet: »Das will ich, Base.« Für sich hatte er hinzugesetzt: »Aber vor den Hosen steh ich nun nicht mehr Wache!«
    Es war lange nach Mitternacht, als die gute Frau von Bredow endlich zur Ruhe kam, wenn das Ruhe war. Oben im Erkerstüblein ihres Herrn, das zur Nothdurft trocken geworden, lag sie jetzt im Bette, das sie mit ihrer Eva theilen wollte, die noch das Abendgebet vor dem Crucifix sprach. Zwei hatten gut Platz, aber wo fanden ihn alle die Gedanken, die in ihr arbeiteten und hin und her schwankten, wie die Fahne des Hohenlohers über dem Kopfkissen, wenn der Wind durch die zerbrochenen Scheiben strich. – Ob sie wohl Alle gut untergebracht waren? Ach Gott, der Herr von Holzendorf lag in der Scheune! Zwar auf ihren besten Betten, aber doch immer in der Scheune, und solcher Herr! Ob er es ihr wohl nachtragen würde! – Aber er hatte es ja nicht anders gewollt. – Und Ihr Herr! Wo mochte der wohl liegen? Vielleicht bei den Vettern im Havellande. Da kriegt er genug; es schadete denn auch nichts, wenn der Kaspar ihn nicht mehr getroffen. Der Kaspar würde wohl für sich die Blutwürste essen. Ausverschämt war er nicht, die Gans würde er wohl wieder mitbringen. – Und welch ein Glück es noch war. Wenn Götz in's Scheuern gefahren wäre, das hätte ein Unglück gegeben. Es war am besten, daß alles so gekommen, wie es kam. – Der Kurfürst war doch ein sehr feiner Herr! – Vielleicht war er auch kurzsichtig, und hatte nicht Alles so gesehen. – Wenn doch ihr Götz auch so wäre! – Na, man muß zufrieden sein, wie man's hat. – Ob wohl im kurfürstlichen Schloß auch gescheuert wurde? Denken konnte sie sich's nicht recht, aber es mußte doch wohl sein. Der Gedanke wollte ihr gar nicht aus dem Kopf. Und wenn der Kurfürst dann zu früh nach Hause kehrte, und die Treppen schwammen, – und die Kurfürstin – Dummes Zeug! Sie wandte den Kopf: Die Kurfürstin würde nicht scheuern lassen, und es gab ja gar keine Kurfürstin. Aber nun wollte ihr die

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