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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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ihm der Fürst nach: »Gebenedeite Himmelskönigin, ein Fürst ist nicht verloren, der noch einen wirklichen Menschen um sich weiß. Die Klugen sind alle Verräther, ich will's nun mit – mit dem will ich's versuchen!«
     

Zweiundzwanzigstes Kapitel.
     
Du sollst nicht stehlen.
    Es war Nacht in Hohen-Ziatz.
    Die gute Frau von Bredow stand im Dunkel an den Pfosten gelehnt und sah dem Knecht Kaspar zu, der in der kleinen Burgschmiede glühte, hämmerte und putzte. Er sah sie nicht, er hörte auch nicht, wie ihr Herz bang schlug, und wie sie in gedankenlosem Spiel die Finger rieb.
    Es ist was los! flüsterten sie damals, als der Herr von Lindenberg ausritt. Es ist wieder was los und was schlimmeres! hatten sie heut geflüstert.
    Der guten Frau von Bredow war es noch nie so schlimm ergangen in ihrem eigenen Hause. Was war in ihren Herrn gefahren die Tage über! Er sah in das Glas und trank es nicht aus. Er war brummig, wie allezeit, aber wenn die Eva ihm um den Bart kraute, lachte er nicht, wie, er doch sonst gethan. So schön hatte sie noch nie den Hirsebrei zugerichtet, mit Zimmt und Butter und Zwiebeln, die dampften. Er griff hinein, er aß und – seufzte. Was hatte ihr Herr zu seufzen? Wenn er recht brummig gewesen, dann ward er nachher immer freundlich, und war, wie um den Finger zu wickeln. Und Geheimes, das mußte sie ihm nachrühmen, Geheimes hatte Herr Götz nie vor seiner Frau gehabt.
    Aber er ritt allein in den Wald, und letzthin zum Besuch, sie wußte nicht wo; er saß allein in der Stube, den Kopf im Arm gestützt, und dachte, sie wußte nicht was. Reiter kamen und sprachen mit ihm unter vier Augen, und er schickte Kaspar auf Botschaft aus, sie erfuhr nicht wohin.
    Gestern aber waren spät noch Gäste gekommen, als sie auf Besuch ausgewesen. Reiter, die von einer Jagd im Schloß abgestiegen, hieß es, aber die Leute im Schloß kannten die wenigsten. Einige hatten sich ganz verhüllt. Dann hatten sie in der Halle gezecht, wie guter Leute Art ist, aber die Thüren waren verschlossen worden vor dem Gesinde, Kaspar hatte aufgewartet, kein Anderer war hineingelassen worden. Man hatte Becherklang, dumpfes Flüstern und wilde Verwünschungen gehört.
    Als Frau Brigitte und ihre Tochter spät nach Hause kehrten, waren die Gäste schon fort, ihr Herr lag in seinem Bette. Aber es war Schweres zurückgeblieben. Sind Sorgen nicht schwer? Und ist das keine, wenn eine Hausfrau fühlt, daß sie nicht mehr allein Herrin im Hause ist, wo sie's zwanzig Jahre gewesen?
    Frau Brigitte wußte schon mehr, als sie wissen sollte. Drüben in Golzow hatte sie manches munkeln gehört, auf dem Rückweg hatten dem Knecht Ruprecht, der sie fuhr, die Dohlen und Krähen wunderbare Liedlein in's Ohr gesungen und als der Wagen in die Lichtung fuhr, hatten sie noch die Gäste ausreiten gesehen; die gefielen ihr gar nicht. Auch im Dorfkruge sah sie durch's helle Fenster einige Burschen zechen, und sie sprachen wirre Dinge, solche Bauernburschen, die ihr Herr vom Pfluge nahm, wo es was galt. Auch mit Andern waren sie wohl ausgeritten; um ein Handgeld oder auch nicht, die Leute sprachen nicht gern davon. Aber woher kamen die klingenden Guldenstücke in die Tasche der Büdnerssöhne?
    Der Kaspar sang, als er den Helmsturz auf dem Ambos festklopfte, ein Spottlied, was sie damals sangen auf Herzog Hans von Sagan , der landflüchtig war und kaum in der Mark ein Unterkommen gefunden:
     
    Wer bürgerlichen Krieg anstift,
    Denselben das Unglück wieder trifft,
    Und muß das Sein mit dem Rücken ansehn,
    Wie Herzog Hansen ist geschehen.
     
    »Was singst Du für ein häßlich Gassenlied, Kaspar?« sprach die gnädige Frau.
    Er erschrak etwas, aber nicht sehr: »Einer stimmt an, der Andere singt nach, Gestrenge.«
    »Wer muß Alles nachplärren, was die Gassenjungen vorsingen! – Hat's solche Eil', Kaspar?«
    Der Knecht sah sie seitwärts an und nickte.
    »Morgen schon, Kaspar?«
    Er bedachte sich und nickte wieder.
    »Kaspar, Du bist ein treuer Knecht; aber ein treuer Knecht muß Alles thun, daß sein Herr nicht zu Schaden kommt.«
    »Ein Knecht muß thun, was sein Herr will.«
    »Wenn der Herr aber –« sie hielt inne. »Der Herr ist anders worden, als er war.«
    Er nickte.
    »Wenn's nun zum Schlimmen ginge, wenn er auf schlimme Leute gehört hätte, wenn sie ihn wieder fingen! Kaspar, was würde aus Dir, was würde aus uns Allen! Das Liedlein vom Herzog Hansen, wenn sie's nun auf uns sängen?«
    Der Knecht legte den Helm weg und nahm ein

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