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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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trifft er Pferde und die liederlichen Kerle da, denn's ganze Dorf könnt Ihr doch nicht mitnehmen nach Golzow. Er reitet fort, wie er ist, ich kenne ja meinen Herrn.«
    »Wie er ist,« wiederholte nachdrücklich die Frau. »Wie ist er denn, Kaspar? Hat er 'nen guten Rausch?«
    »I nu, die Treppe stieg er noch halbwege rauf. Nur auf den letzten Stufen mußte ich ihn unterfassen.«
    »Hat er noch viel gesprochen?«
    »Na! Nicht wie der Bischof von Brandenburg, wenn er einen guten Rausch hat, aber 's hörte sich doch so an 1 .«
    »Als Du ihn verließest, schlief er?«
    »Wie ein Maulwurf.«
    »Und wann meinst Du, daß er aufwacht?«
    Der Knecht blickte verlegen: »Wenn ihn die Sonne nicht aufweckt, dann – ich weiß nicht, ob ich das sagen darf –«
    »Dann sollst Du ihn aufwecken. Vergiß das nicht, Kaspar. Aber ist das Deines Herrn Gebot, daß Du hier mit mir plauderst? Frisch, frisch an die Arbeit. Nicht aufgesehen, hast viel nachzuholen, bis Du ihn wecken gehst. Deine Frau befiehlt's!«
    Als der Knecht gehorsam die Kohlen schürte und hämmerte, hörte er hinter sich einen Krach, drauf einen schweren Riegel rasseln. »Dacht' ich mir's doch gleich, sie sperrt mich ein.« Schnell war Helm und Hammer fortgelegt, und er kletterte nach dem kleinen Fenster hinauf, das von draußen zu ebener Erde war. Aber auch hier begegnete ihm schon das Gesicht der Burgfrau, welche die schwere Eichenklappe darüber fallen ließ, und die Krammen an der Wand befestigte.
    »Hast Du zu essen bei Dir?« fragte sie ihn durch das kleine Lugloch.
    »Das hab' ich schon, Gestrenge; Rettig, Käse und Brod im Kober.«
    »Dann spar's Dir auf, damit Du nicht hungerst.«
    »Aber schreien, Gestrenge, thu' ich doch; 's ist meine Schuldigkeit.«
    »Erst arbeiten und dann schreien,« antwortete ihm ihre Stimme, und sie warf ein paar Bund Stroh vor das Loch, und wälzte mit nicht geringer Anstrengung einen großen Stein davor. Die dicke schwere Thür würde er nicht erbrechen; dessen war sie sicher.
    In der Nacht war die Frau von Bredow wieder Herrin im Haus, und wehe dem Knecht, der ihr nicht gehorchen wollte. Und wer sich etwa vorhin gefreut, mit auszuziehen mit dem Herrn, der konnte sich jetzt auch freuen, er zog mit der Frau aus. Und wer weiß, ob der Herr so gut hätte einschenken lassen, wie die Frau that, daß sie Muth und Lust kriegten. Bald war es auch, wie ein Fest, wie ein Fastelabendsspaß, wo es Jeder dem Andern wollte zuvorthun in Hurtigkeit und Stille. So schoben sie nicht, nein sie trugen den Wagen aus dem Schuppen; aus der Rüstkammer und der Halle holten sie die Schilde, Helme, Rüstungen, Spieße und Aexte, daß es keinen Klang gab. Stroh und Decken wurden dazwischen gepackt; und selbst die Rosse schienen zu merken, was es galt: so sächtchen ließen sie sich aus dem Stall zieh'n und vor die Wagen spannen und satteln. Kurz, es ging Alles still und schnell ab, wie in einem Mährchen. Nur die Katzen heulten, und dann und wann hörte man Herrn Gottfried vom Giebel schnarchen. Zwar schrie auch der Knecht Kaspar wie ein rechtschaffner Knecht alle fünf Minuten ein Mal, aber man mußte es ihm lassen, er schrie nur aus Schuldigkeit, wie ein Nachtwächter, der die Leute nicht wecken soll.
    Nun war alles fertig, das Fallgitter aufgezogen, die Brücke niedergelassen, zum Ueberfluß hatten die Mägde Stroh darauf gestreut, daß die Wagen nicht rasselten, und die wenigen Lichter wurden ausgelöscht, die zum Packen geleuchtet. Nur die Sterne konnten sie nicht auslöschen.
    Die gute Frau von Bredow schöpfte Athem. Wo nicht alles war sie in der einen Stunde gewesen, wo nicht alles hatte sie mit Hand angegriffen und angewiesen und angeordnet; wofür hatte sie nicht zu sorgen gehabt, für Fortziehende und für Bleibende! Und was mußte sie das angegriffen haben, ich meine nicht, daß sie es thun mußte, sondern daß sie es ohne ein lautes Wort thun mußte. Sie war immer der Meinung, Gott habe dem Menschen die Stimme gegeben, daß er sie vernehmen lasse. Ach das Schwerste stand ihr doch noch bevor. Die Wagen fuhren schon zum Thor hinaus, als sie zu Eva leise sprach: »Nu komm rauf.« Wie ihrer Mutter Hand zitterte! Nur der Knecht Ruprecht blieb unten an der Treppe.
    Sie waren oben, wo die kleine Ampel vor der Thür brannte. Eva's Herz pochte nur ein klein wenig, als sie durch das Schlüsselloch geblickt und leise die Thür aufklinken wollte. Die Mutter zog sie noch zurück:
    »Bleib noch ein Bischen, Eva, mir ist doch bang.«
    »Er schläft ganz

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