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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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mußte, beneidete heut den armen Hans Jürgen, den der Gaul in die Lüfte warf.
    Eine dunkle Wetterwand war im Abend aufgezogen. Sie stieg höher und höher; ein verrätherischer Wind streifte über die Haide und regte die Wipfel der Bäume. Zu anderer Zeit hätte meine Frau von Bredow, deren scharfem Auge nichts entging, das anziehende Unwetter längst gemerkt, und sie würde, wie der Schiffscapitain, rasch und kurz ihre Befehle ausgeschrieen haben, die Segel einzuziehen, die Päcke und Ballen zu schnüren, um das Schiff nach dem Hafen zu steuern. Aber die beste Frau bleibt eine Frau. Die Beichte im Walde, das Gericht im Lager, sie die Richterin und vor ihr der arme Sünder, das war zuviel innerer Sturm, um auf die Zeichen des Sturmes draußen Acht zu haben.
    Es trifft sich wohl, wo Viele sündigten, daß Gericht und Strafe wie Gewitterwolken über die Häupter der Schuldigsten fortrollen, um einzuschlagen auf einen armen Sünder, der den geringsten Theil der Schuld trägt. War Hans Jochem so arg, wie die Frau ihn schalt, so war er darin wenigstens noch unverdorben, daß er sein Schuldbewußtsein nicht zu bemänteln wußte; es stand auf seiner Stirn geschrieben und sein kreideweiß Gesicht sagte zu Allem ja, als die Base ihm seine Eitelkeit und Hoffahrt in Worten zu kosten gab, die wie Hagel auf eine Fensterscheibe klirrten.
    Er wußte sich nicht zu vertheidigen, er verwirrte sich in seinen Worten, wie seine Hände in den Schlingen des Gurtes, den er durchaus nicht los kriegte. Er hatte das Prachtstück gewollt und auch nicht gewollt, aber Agnes Bredow trat plötzlich als seine Advocatin auf. Das stille Mädchen ward zur Rednerin. Ihr Vetter hatte es nicht gewollt, versicherte sie, aber der Krämer hatte es ihm angethan; trotz seines Sträubens hatte er sie anprobiren müssen , und da saßen sie ihm fest, man wußte nicht wie. Selbst hatte sie's gesehen, wie er die Schnallen und Binden geschlossen, der schlimme Mann, und durch's Herz war's ihr gefahren, wie es da aus seinen Augen geblitzt. O es war ganz gewiß, daß ihr armer Vetter besprochen war, und der Beweis dafür war zu deutlich, daß er noch jetzt den Bund nicht los kriegte.
    Eva sah verwundert ihre Schwester an, wie ihre Augen glänzten: »Und er ist verzaubert! Ich laß mir's nicht nehmen!« schloß Agnes und sah sich nach Hülfe um, wobei ihr Blick fast bittend auf dem Dechanten haften blieb. Der zuckte die Achseln, und meinte, daß allerdings Einige in Berlin meinten, wie es mit dieser Mode, die aus den Niederlanden herüber gekommen, nicht seine Richtigkeit habe, und von Dämonen wissen wollten, die in diesen zerhackten und geschlitzten Ungethümen säßen, um des Menschen Sinne zu bethören, wie er indeß in solchen weltlichen Dingen zu wenig Erfahrung habe, um darüber zu entscheiden. Peter Melchior, der sich sehr in den Hintergrund gedrückt hatte, gab auch jetzt sein Wort darein, es sei ihm sehr wahrscheinlich, er habe dem Hedderich nie getraut. Der Knecht Ruprecht nickte bedeutungsvoll mit dem Kopfe, die Großmagd Anne Susanne schrie und weinte über den gottlosen Zauberer, und der Dechant, der sich in die allgemeine Stimme fügte, zuckte wieder die Achseln und erklärte sich wohl bereit, wenn der Bund nicht aufginge, durch einen gehörigen Exorcismus die bösen Mächte zum Weichen zu bringen; aber Frau Brigitte meinte: »den Exorcismus überlaßt mir!«
    Mit einem Ruck von ihren kräftigen Händen war es geschehen, der Gurt gerissen. Da aber die Knieriemen noch fest verschnallt waren, fiel die ganze Wucht der fünfzig zerschlitzten Ellen wie ein Faß, dessen Reifen gesprungen sind, nach allen Seiten und bedeckten in flammendem Carmoisin des Junkers Füße. Jetzt sah Hans Jochem allerdings wie verzaubert aus.
    »Verhext war er auch, das hat seine Richtigkeit, Herr Dechant,« sagte die Edelfrau ruhig. »Will's Euch aber erklären, wie es zuging. Als er das bunte Satanszeug um hatte, will's gern glauben, daß er's nicht genommen, überkam ihn die Lust, daß er's nicht wieder abthäte. Da war's ihm schon angethan; das ist der eine Teufel. Und weiter ward's ihm angethan, als ihr den Schelmen einen Schelm nanntet und jagtet ihn über alle Berge, doch seine Sachen, da hattet Ihr kein Aergerniß dran, daß er sie hier ließ. Und Hans Jochem hatte auch kein Aergerniß, daß ihm der Plunder fest am Leibe saß, mit der einen Hand hat er genestelt, daß er ihn los bekäme, aber mit der andern sie wieder festgehalten. Da kam der zweite Teufel und hat ihm

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