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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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zugeflüstert: Wenn der Hedderich sie nicht kommt holen, wer zwingt Dich, daß Du sie ihm bringst? Nun betete er, zu wem, das will ich nicht sagen, daß er sie nicht holen möchte, und das war der dritte Teufel. Einer, drei, meinethalben sieben, damit ein Junker ein Paar Hosen umsonst kriegt, aber ich will sie alle Sieben austreiben, so wahr ich Brigitte Bredow heiße, und dazu brauch' ich kein Weihwasser und keinen Priester.«
    »Man weiß nicht, wie es Hans Jochem ergangen wäre, und ob die Base zu ihm gekommen wäre, wenn er nicht zu ihr kam, was aber gar nicht gehen wollte, da ihm die Knieschnallen noch fest saßen, und als er sich bewegte, der halbe Kramladen Tuch an seinen Beinen schleppte und eine Wolke Staubes auffegte, wenn nicht jetzt sein Vetter Hans Jürgen ihm zu Hülfe gekommen wäre.«
    Ohne Sattel und Bügel zu Roß, und doch lenkte er noch ein ander Roß mit einem Manne drauf, und zog es hinter sich an einem Seil, wie der Knochenhauer das Kalb, das er zu Markt schleppt, und jetzt riß er es vor, ohne den Mann drauf drum zu fragen, daß es sich überstürzte und der Krämer Hedderich fast auf seinen Kram gefallen wäre.
    »Mir gefällt etwas hier nicht,« sprach der Junker Peter Melchior bei sich. Da doch Alle vom Herzensgrund lachten, die Einen vor Schadenfreude über den Krämer, die Andern vor Freude über Hans Jürgen, daß er es so gut gemacht. Der Dechant, der neben ihm stand, sagte, es sei die Luft, und schlug sein Gewand fester um.
    »Was ist das!« schrie Einer, »Sieh da!« und der Wind antwortete. Es war nicht mehr das Flüstern und das Lispeln in den Wipfeln, es wehte wie warmer Brodem aus dem Ofen und pfiff und schrillte dazwischen. Das Wasser war unruhig und die Krähen flogen krächzend um die Kiefernwipfel.
    Die Wetterbank im Abend war aufgestiegen, unmerklich, aber schwarz wie ein Gebirg, und unten riß es wieder und theilte sich, ein großes Thor, und ein gelbes Licht strahlte draus hervor.
    »Jesus Maria, sei mir gnädig, das will was bedeuten!« So rief Eine, und die Andere dachte es. Die Edelfrau hatte, die Hand vor'm Auge, ruhig hingeschaut.
    »Ein Sturm, das will's bedeuten, wie Gallus ihn nachschickt!«
    Es fuhr, kaum daß sie's gesprochen, wie ein Schlag oder Schuß. Die eine Wand des letzten Zeltes war losgerissen, es schlug über, der Sturm faßte die Leinwand, und mit einem Krachen fuhr es über die Köpfe sausend hin. Nicht das Zelt allein, Leinen, Zeug, wie ein Schneetreiben flog es. Mützen, Mäntel, Hüte hinterdrein, wer sie nicht fest hielt. Wo die Fichten sich beugten wie Rohr, was sollte man da nicht kreideweiße Gesichter sehen und von den blassen Lippen Stoßgebete murmeln und die Heiligen angerufen hören.
    »Es ist hier nicht richtig, ich hab's immer gesagt,« wiederholte der Junker Peter Melchior.
    »Da fliegt die Hexe leibhaftig!« schrie es. Nicht die Wolken, die, mit gelbrothen Streiflichtern vom Sturm getrieben, über die Köpfe sausten und ihre Bäuche an den Fichten schlitzten, ein Klumpen, ein Ungethüm von allerhand Farben breitete in der Luft seine Polypenarme aus.
    »Ave Maria, alle Heiligen!« stöhnte der Dechant. »Es sitzt auf ihm.« –
    Er lag auf seinen Knieen; es zog ihn nieder, eine dunkle, unwiderstehliche Macht. Er rang vergeblich, wie der unglückliche Heerführer der Griechen, als sein treuloses Weib ihm das faltenreiche Gewand über den Leib geworfen. Jeder hatte mit sich und dem Seinen zu thun, selbst die Edelfrau flog an ihm vorüber, unbekümmert um ihren Seelsorger. Aber das tüchtige Weib packte den Hans Jochem, dem's endlich gelungen war, die Knieschnallen zu lösen, und der mit aufgerissenem Munde dem Pluder nachsah, als ihn der Wind forttrug. Nun drohte sie ihm, hier sei nicht Maulaffen feil zu halten. Seinem Vetter Hans Jürgen ging's nicht besser. Den riß sie von der Arbeit, die sie ihm kaum aufgetragen, denn in der Noth ist Jeder sich selbst der Nächste. Der Krämer Hedderich war auch wohl der Mann für sich allein zu sorgen, wenn man ihn nur sorgen ließ. Mit einem Satz war er auf den Dechanten losgestürzt. Der arme Dechant! Auf schrie er, denn nun glaubte er, der Gottseibeiuns selbst liege auf ihm, und stöhnte Gebete unter dem Alp. Aber der Alp löste sich, und unversehens hatte er ihm die Wolke vom Gesicht gerissen. Nur die Worte des Verderbens hörte noch der fromme Mann: »Daß Dich –! lüstet's dem Pfaff auch nach Pluder, das giebt L – –.« »Sanctissima!« kreuzte sich der Dechant und floh in den dichtesten

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