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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Munde.
    Markgraf Otto schenkte den letzten Elennhirsch zum ewigen Andenken Wußo's Nachkommen. Auf dem Thore ihrer Burg prangte noch lange der Kopf des Elenns mit seinem Geweih und nachmalen auch auf dem Wappen des Hauses. Die Formschneider und Maler aus Franken, die es nicht verstanden, weil sie nie ein Elennthier gesehen, machten daraus einen Widderkopf. Mit dem Fell des Hirsches hat Mancher sich des Nachts zugedeckt, bis die weichlichere Sitte kam – weiß der Himmel woher –, daß sie den Gänsen die Federn ausrupften, in einen Sack stopften und damit ihren Leib zudeckten. So ward das schöne Fell in die Rumpelkammer geworfen, und nur den Freunden der Sippschaft als eine Reliquie gezeigt, aus der Zeit, wo es noch Elennhirsche in der Mark gab. Da einmal eine Kranke, die man darauf legte, genesen war, kam die Haut wieder in Ehren, doch nicht so, daß ein Besitzer, der etwas geizig war, und was ihm im Hause unnütz schien, zu Gelde machte, sie um ein Geringes einem Handelsmann verkaufen wollte. Seine Ehefrau berief sich auf jene Eigenschaft des Felles, und endlich kam man überein, daß man es gerben und zu einem Kleidungsstück zuschneiden wolle. Dann war es kein unnütz Stück mehr, und wenn eine Heilkraft darin stecke, meinte der Mann, es sei ihr unbenommen, daß sie auch in der neuen Gestalt sich zeigen thäte. So ward das Fell, da es zu einem Koller sich nicht paßte, der Besitzer auch fast immer auf dem Pferde lebte, das, was es ist, und erbte vom Vater auf den Sohn.
    Bis dahin war der Knecht Ruprecht in der Erzählung gekommen, welcher Hans Jürgen so aufmerksam zugehört, daß er gar nicht bemerkt, wie der Dämmerschein immer heller geworden, als er plötzlich still hielt und dem Andern winkte. Hans Jürgen hörte ein leises Wimmern. Er sah in die entlaubten Zweige, durch welche das graue Morgenlicht schien, und sein Blick fragte den geisterkundigen Gefährten, ob die Unheimlichen etwa auch in dieser Stunde Macht hätten, aber Ruprecht, der ganz andern Spuren folgte, schüttelte den Kopf und gab ihm nur ein Zeichen, stille zu sein. Nachdem er auf eine Höhe geklettert, winkte er ihm wieder mit vergnügtem Gesicht, und als er heruntersprang, rief er laut: »die kluge Elster am Wege hat mich nicht getäuscht, wenn der Krämer der Dieb ist, haben wir ihn; und das Jucken im Daumen sagt mir, daß wir bei ihm finden, was wir suchen.«
    Auf dem Wege am rauschenden See stand ein Karren mit verkoppelten Pferden: aber die Kisten und Packen, die zerbrochen auf der Straße lagen, sprachen nur zu deutlich, daß schon Andere dagewesen, die den Inhalt untersucht hatten. Von diesen war zwar keine Spur, als die ihrer Rosse im Wege. Aber auch der Fuhrmann war verschwunden: »Wenn sie den Hedderich mitgeschleppt hätten!« rief Hans Jürgen. Ruprecht schüttelte den Kopf und sah nach dem See: »Junker, lieber Junker! preist Euren Herrn, daß Ihr nicht mitgeritten. Wenn es ehrlich herging, hätten sie ihn an einen Baum gebunden. Ich fürchte, die Sonne, die aufgeht, färbt sich in Blut.«
    Er schwieg und horchte wieder. Es schien über den See her in der Luft ein Wimmern zu kommen. »Nein, von da, Ruprecht.« Das Laub raschelte, ein tiefes, gurgelndes Stöhnen kam von ziemlich nahe. Mit einem Satz waren Beide durch die niedrigsten Büsche und dem Seeufer hinab, und zugleich entdeckten sie einen Mann, gebunden und geknebelt am schrägen Ufer liegen: »Vorsichtig!« rief Ruprecht, »sonst kugelt er hinunter. Die haben ihn wie der Teufel gebettet, wenn er sich rührt, plautzt er in's Wasser. Beim Kopf, Junker, fest, dann bind ich ihm die Beine los.«
    Der unglückliche Krämer mochte zuerst glauben, daß er auf's Neue in die Hände der unersättlichen Ritter aus dem Stegreif gerathen sei, die zurückgekehrt, um noch etwas zu erpressen. Denn kaum, daß sein Knebel gelöst und die Stricke zerschnitten waren, und sie den Unmächtigen mit ihren kräftigen Armen hinaufgerissen auf die Straße, als er ihnen zu Füßen fiel und bei allen Heiligen schwor, er habe nichts versteckt und Alles offen und ehrlich angezeigt, was er mit sich geführt; sie möchten seines Lebens schonen um seines Weibes und seiner Kinder willen. – Hans Jürgens Gelächter brachte ihn zur Besinnung, wenigstens zeigte es ihm andere Gesichter, als er erwartet hatte. Nun ergoß sich aber seine Zunge in Verwünschungen gegen die schändlichen Räuber, die ihn, den friedlichsten und rechtlichsten Handelsmann von der Welt, hier überfallen, durch ihre Uebermacht

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