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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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sprechen.«
    »Nein, bei Leibe nicht, Gestrenge! Ihr könntet ja rüber fahren, 's ist Sonntag, zur Kirche nach Ferch, dann wäre das Nest leer, und ich will's schon auf mich nehmen. Er schlägt auch jetzt nicht mehr, wie ehedem. Mit den Jahren ist er viel frommer geworden. Fahrt zur Kirche, gestrenge Frau, mit den Frölens; ich halt es aus.«
    Aber die Frau wußte doch nicht, was das eigentlich helfen sollte.
    »Unglück kommt nie allein, das ist wahr,« sagte Kasper. »Aber wenn er erst in den Kleidern sitzt, muß er ausreiten, und Gott weiß, was ihm da zustößt. Ich sage, man muß das Unglück nicht aufsuchen gehn, es kommt von selber gelaufen, und wer ausweichen kann, und 's nicht thut, der hat sich's zuzuschreiben.«
    »Ist der Ruprecht denn noch nicht zurück?« Eva schüttelte den Kopf. »Ich sagt' es ja, Mutter, sie haben sich vergangen.«
    »Dummes Mädchen, fang mir auch an zu flennen. Und wie siehst Du aus! Fix, mach Dich fertig. Ihr taugt hier nichts. Euch will ich zur Kirche schicken. Was schluchzt denn da?«
    Agnes kam aus dem Thore; einige Leute aus dem Dorfe folgten, die ein in Schweiß gebadetes, von Staub und Schaum bedecktes Reitpferd führten, dessen in Unordnung gerathenem Geschirr man ansah, daß es schon lange ohne Herrn und Pflege umhergelaufen sein mußte. Es war Hans Jochems Pferd.
    Das Mädchen setzte sich, still weinend, ihr blasses Gesicht mit den Händen bedeckend, auf den Stein an der Mauer: »Ich wußt' es!«
    Die Burgleute schlugen die Augen nieder. Die Sache sprach von selbst von einem abgeworfenen Reiter.
    »Das war kein Leichenpferd nicht; das war sein Pferd gewesen,« schluchzte das Mädchen. »Hätten sie nur gleich aufgethan und nachgeschickt, dann hätten sie ihn noch gerettet.«
    »Wo ist Hans Jochem? Wo ist Peter Melchior.«
    Es erfolgte keine Antwort.
    »Was wird's weiter sein!« fuhr die Frau beruhigter fort. »Sie werden dem Herrn bis zur Fähre das Geleit gegeben haben. Da können sie noch nicht zurück sein.«
    »Sie werden nie zurückkehren.«
    »Macht mir den Kopf nicht warm, Mädchen! Wenn ihm ein Unglück begegnet, sind ja die andern Herren dabei. Werden ihn nicht dabei liegen lassen. Mir ist um den Hans Jürgen und Hans Jochem nicht bange. Unkraut vergeht nicht.«
    Und doch hörte man's dem Ton ihrer Stimme an, daß es nicht ihre gewöhnliche Ruhe war. Wer hält sich auf einem Schiffe fest, wenn Alles um ihn schwankt.
    Da schlug ein Fenster auf im Giebel und eine Stimme, die man bis in's Dorf hörte, schrie: »Das Wetter noch mal! Kasper! Brigitte! wo sind meine Hosen?«
    »Gleich, gleich, Götze!« rief die Edelfrau, und Edelfrau und Knecht stürzten in den Flur, die Treppen hinauf. Dem Knecht warf sie einen freundlichen, bittenden Blick zu. Der antwortete aber nur mit einem grämlichen Kopfnicken und einer Bewegung mit der Hand auf den Rücken. »Hab mir was untergestopft, da kann man's schon 'ne Weile aushalten,« brummte er für sich, ohne zu eilen, wie die Frau that, die ihm längst vorauf war. Vielmehr gab er seinen Gedanken in rechter Gemächlichkeit Gehör: »Der Dechant freilich, als ich's neulich im Beichtstuhl ihm sagte, meinte, das wär' auch Sünde, ich glaube, er sagte gegen den heiligen Geist. Jedermann sollte wahrhaftig sein, auch wenn's ihm an Haut und Haare ginge, daß er niemals, in welcher Lage des Lebens es sei, im Zustande der Unwahrhaftigkeit sich sollte betreffen lassen. Und das wär' also Unwahrhaftigkeit, weil ich der Liese ihren Friesrock untergestopft hatte, und der Herr dachte, es wäre meine Haut. Und gelobt hab ich's, das ist wahr, daß ich's nicht mehr thäte. Aber Leder ist Leder und Haut ist Haut. Und nun sollt's mich doch wundern, ob der Dechant das auch Sünde nennen wird, daß ich die alte Rehhaut unterm Koller trage. Denke so überhaupt, was das den heiligen Geist angeht, ob Einer Prügel kriegt oder nicht! Der Herr oder der Vater giebt sie, und der Knecht oder der Sohn kriegt sie, da hat doch kein Dritter was mit zu schaffen. Aber wenn ich's dem Dechanten sage, dann ist das schon wieder Sünde, daß ich's gedacht habe. Ueberhaupt, wenn nur nicht die Pfaffen wären, nämlich, daß man ihnen Alles beichten müßte. Die Prügel, nun die wären Prügel, der Regen macht naß und man trocknet wieder, Keiner stirbt davon; aber wenn man Prügel kriegt, daß man immer denken muß, warum man sie kriegt, und wie man sie kriegt, und wie man's im Beichtstuhl vortragen soll, man weiß oft selbst nicht warum und nun werden sie Einem vom

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