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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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bewältigt, dann grausam gemißhandelt, beraubt und in den Zustand zurückgelassen, wie sie ihn fanden. »Ich will verkrummen wie das Eisen in der Schmiede, wie die Buche, wenn der Stellmacher sie biegt, wenn sie mich nicht niedergeschmissen, auf's Gesicht, dann knieten sie auf mir, daß mir das Rückgrat brach, mit Stricken banden sie, mit dem Helfter knebelten sie mich wie ein Pferd. Dann wußte ich nichts mehr von mir.«
    Knecht Ruprecht zeigte mit grinsendem Lächeln auf ein Etwas, das Hans Jürgen jetzt erst erkannte und seiner Freude nun kaum Herr ward.
    »Curiose Räuber,« rief der Knecht, »die Einen, den sie ausziehen, auch anziehen. Du hast Dich versehen, Claus, das waren keine Räuber, Schneidergesellen waren's, die Dir ein Paar Hosen anmaßen.«
    Der arme Mann fühlte jetzt, was es galt. Blaß, die Hände ringend, stotterte er Entschuldigungen über Entschuldigungen vor den neuen Peinigern, die er nun erkannte, und die ihm mit wenigen raschen und unsanften Griffen die Lederhosen abstreiften. Er lag wieder auf den Knieen, während Hans Jürgen die Elennshaut wie eine Wurst zusammenstreifte.
    »Das war mein Unglück ja, gestrenge Herren! Mich fror in der Morgenluft, da zog ich sie mir über. Da kamen sie auf mich los, ehe ich wieder zurecht saß. Wer weiß, ob sie mich gekriegt hätten!«
    »Aber, wo kriegtest Du die Hosen her, Dieb!«
    Wo er hinsah Verderben. Vor ihm Hans Jürgen mit dem Plumpsack, hinter ihm der Knecht. Was konnten sie ihm Schlimmeres thun, da er auf seine Waaren sah. Heulend warf er sich mit dem Gesicht darauf: »Schlagt, tödtet, hängt mich, was Ihr wollt, reißt mir das Herz aus dem Leibe, Ihr könnt nichts mehr ausreißen. Das ist Gerechtigkeit um den alten Plunder! Wollt, ich soll Euch was vorlügen. Ich will nicht lügen, will verdammt sein, wie sie Alle. Ja, ja, ich riß es von der Leine, Berlin ist weit – der Kurfürst ein Kind. 'S wird noch mehr von den Leinen gerissen werden, Meßgewänder und Fürstenmäntel. Wem's gehört, kriegt's nicht wieder. Aber die Gerechtigkeit kommt doch auf Erden. Der Bauer ist geschunden, der gemeine Mann gegerbt. Immerzu, das Schinden und Gerben geht Reih' um.«
    Der Wuthausbruch Eines, der keine Hoffnung mehr hat, hat für einen, der auf dieser Erde noch hofft, etwas Überwältigendes! Ruprecht zog sanft seinen Pflegebefohlenen am Arm: »Laßt den, Junker. Er hat seine Strafe. Wer zu stark schlägt, schlägt seine eigene Hand.«
     
Zwölftes Kapitel.
     
Das Erwachen.
    Zwischen Mitternacht und dem ersten Hahnenschrei hatte es vor Hohen-Ziatz gewiehert, als verlange es Einlaß, und da der Thurmwart hinauslugte, sah er das Todtenroß, das unschuldig im Sande scharrte. Schnell hatte er die Lade zugeworfen und nichts mehr gesehen, aber das Wiehern hörte er noch lange fort. Auf der Sumpfwiese hatten Lichtflämmchen hin und hergehüpft, und am Morgen, als die Sonne blutig roth durch das zerrissene Gewölke aufstieg und Windstöße durch die Luft fuhren, hatte man ganze Schaaren von Raben um die Burg kreisen gesehen, und sie ließen sich nicht scheuchen, sondern setzten sich immer wieder auf die Giebel und Dachfirsten.
    »Und dann hat auch ein wendisch Weib, die Liese aus Gütergotz, die von Golzow kam, auf dem ganzen Wege das Leichenhuhn gackern gehört, als wollte es ihr den Weg zeigen. Vor der Burg zum letzten Mal. Dann ist's verschwunden. Darum« – so schloß der Knecht Kasper seinen Vortrag von den Wundern der Nacht – »darum, Gestrenge, mein' ich, 's ist nicht so übel, daß die Hosen grade heute nicht da sind.«
    »Und warum nicht?«
    »Und wie gesagt, wenn's nicht auf Einem sitzen bleibt, so kommt's auf Viele. Bin nicht, wie der Ruprecht, aber wo so viele Zeichen sind, da hat's was auf sich, und der wäre kein Christ nicht, der nicht auf Warnungen hören thut.«
    Was Kasper sprach, schien nur der Wiederhall der stillen Gedanken auf den Gesichtern der andern Burgbewohner. Als wäre ein wüstes Gelag vorhergegangen; machte doch auch die Frau von Bredow keine Ausnahme. »Kasper, Du meinst es gut, aber der Herr –«
    »Nun ja, es wird ein Ungewitter setzen.«
    »Ich mag's nicht vor den Mädels haben, er ist doch ihr Vater,« sagte sie halb vertraulich zum alten Knappen und Waffenträger ihres Herrn. Es war sehr selten, daß Frau von Bredow zu einem Dienstmann vertraulich sprach. »Auch die beiden Ziehkinder, es ist nicht gut, daß sie so etwas sehen.«
    »Sie sind ja noch nicht zurück.«
    »Ich selbst wollte schon mit ihm

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