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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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motivieren, sie zu überwinden.«
    Ich glaube, ich mag sie, dachte ich, und plötzlich hatte ich nicht länger Angst vor dieser Schule oder den Leuten in ihr.

    Der Weg vom Verwaltungsgebäude zum Klassenzimmer führte durch einen wunderschönen Garten. Das Sonnenlicht verdrängte immer noch alle Wolken und brachte die Farben zum Leuchten.
    »Sie sind aus Washington?«, fragte Susan unterwegs. »Ich meine, Sie sind dort geboren?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Oh, Sie brauchen mich nicht Ma’am zu nennen, Schätzchen. Ich bin nur eine bezahlte Hilfskraft«, sagte sie lachend. »Ich stamme aus Richmond, bin nie weit weg gekommen«, erzählte sie.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    »Dreieinhalb Jahre. Es ist wunderbar, für Mrs Whitney zu arbeiten, eine elegante Lady. Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier«,
sagte sie. »Alle hier sind ziemlich nett. Meine Mama hatte gehofft, dass ich einen hübschen Lehrer kennen lernen und heiraten würde, aber das ist bis jetzt noch nicht passiert«, kicherte sie. Als sie außerhalb des Büros mit mir herumlief, wirkte sie plötzlich gar nicht so viel älter als ich.
    Eine Gruppe von Mädchen platzte aus dem Klassenraumgebäude heraus und ging rasch auf den Pferdestall und den Reitplatz zu.
    Anscheinend redeten alle gleichzeitig. Sie trugen modische Reitkleidung und sahen alle jünger aus als ich. Überrascht stellte ich fest, dass sich noch andere farbige Mädchen in der Gruppe befanden. Außerdem hörte ich einen ausländischen Akzent.
    »Die beiden kommen aus Frankreich«, sagte Susan und deutete auf die letzten beiden in der Gruppe, »und der niedliche Rotschopf ist aus Brasilien.«
    »Wirklich? Ihre Eltern schicken sie hierher?«
    »Sie nehmen an einem Austauschprogramm teil. Sie leben hier bei Familien, und die Mädchen aus diesen Familien wohnen bei deren Familien in Frankreich und Brasilien.«
    Mama wäre bestimmt so beeindruckt wie ich, und ganz bestimmt wäre sie zufrieden, das Richtige getan zu haben. Wenn ich hier nicht sicher war, wo dann? Über all das müsste zum Schutz eine riesige Glasglocke gestülpt werden. Alle sahen so aus, als könnten ihnen Unglück, Armut,Verbrechen und sogar Krankheit nichts anhaben. Hier gab es keine Jerads, keine Graffiti an den Wänden, niemand verkaufte an jeder Ecke Drogen.
    »Hier entlang«, sagte Susan und öffnete mir die Tür. Wir betraten das Klassenraumgebäude. Als Erstes fiel mir auf, dass nicht ein Fitzelchen Papier auf dem Boden lag.Vor den
Klassenräumen hingen schwarze Bretter mit ordentlich angehefteten Ankündigungen. Hier drinnen war es hell erleuchtet, blitzblank, luftig und warm. Auf die Glocke, die das Ende einer Stunde ankündigte, folgte die Klingel, die den Beginn der nächsten ankündigte. Susan führte mich an sauberen Klassenzimmern vorbei, deren Tische aussahen, als seien sie gerade aus der Fabrik geliefert worden. Als ich an einer Tür vorbeikam, schauten mich die Mädchen, die mich sehen konnten, interessiert an. Was mich schockierte, war, wie wenig Schülerinnen in jedem Raum waren.
    »Wo sind denn alle?«, fragte ich Susan.
    »Wie bitte?«
    »Hier sind nur zehn Mädchen und im vorigen Raum waren nicht mehr als acht oder so.«
    »So groß sind unsere Klassen hier, Schätzchen. Mrs Whitney mag es nicht, wenn sie größer sind als zwölf.«
    »Zwölf?« Ich schüttelte den Kopf. »So viel saßen in meiner alten Schule in einer Reihe. In einem Kurs waren fast fünfzig Schüler.«
    »Fünfzig? Wie kann man denn so viele auf einmal unterrichten?«
    »Das kann man auch nicht«, erwiderte ich trocken.
    »Da sind wir«, sagte sie. Sie klopfte an den Türrahmen. »Entschuldigung, Mr Bufurd, Rain Arnold ist da.«
    »Oh, gut, gut«, hörte ich ihn sagen, ging an Susan vorbei und betrat das Klassenzimmer.
    Dort befanden sich nur acht Schülerinnen, und sie drehten sich alle voller Neugierde wie auf Kommando zu mir um. Mr Bufurd sah aus, als wäre er nicht älter als Mitte zwanzig. Er hatte langes schwarzes Haar, das aber im Genick sauber geschnitten und gebürstet war. Mich verblüffte, wie
grün seine Augen waren. Selbst hinten in der Klasse sah ich, welches Feuer darin loderte. Sie glühten förmlich wegen des Kontrastes zu seiner dunklen Haut. Er war knapp einen Meter achtzig groß, und ich sah, dass er in guter körperlicher Verfassung und eine schmale Hüften hatte.
    Susan händigte ihm meinen Ordner aus. Er warf einen Blick darauf, während ich wartete, und schaute dann schnell auf.
    »Willkommen«, begrüßte er mich.

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