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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mercedes-Limousine zulief. Sie rannte herum zum Beifahrersitz und stieg schnell ein. Eine kleine Frau mit dunklem Haar und einer Sonnenbrille kurbelte ihr Fenster herunter und schaute in meine Richtung. Dann kurbelte sie das Fenster wieder hoch und fuhr davon.
    Wenige Augenblicke später fuhr Jake vor, und auch ich befand mich auf dem Nachhauseweg. Jake redete wie üblich und würzte seine Unterhaltung mit kleinen Fragen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Großmutter Hudson das ruhig hinnahm. Er war doch zu sehr ein echter Mensch, spontan und unkompliziert. Mama würde ihn mögen, dachte ich.
    Als wir uns dem Haus näherten, sah ich ein weiteres Fahrzeug dort stehen, und Jake teilte mir mit, dass der Arzt gekommen war.
    »Was ist denn los?«, fragte ich schnell.
    »Hat Mrs Hudson Ihnen nicht erzählt, dass sie ein chronisches Herzleiden hat?«, fragte er. »Nein«, beantwortete er die Frage selbst. »Ich glaube, das würde sie Ihnen nicht anvertrauen. Sie gesteht es sich ja nicht einmal selbst ein.«
    »Was für ein Herzproblem?«
    »Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber soweit ich es verstanden habe, benötigt sie einen Schrittmacher, schiebt es jedoch immer wieder auf. Diese Frau gibt keinerlei Schwächen oder Fehler zu. Das entspricht nicht ihrer Natur«, sagte er, aber voll Bewunderung. »Vielleicht können Sie sie dazu bewegen, besser auf sich zu achten.«
    Ich, dachte ich. Ich hatte genauso viel Einfluss auf sie wie ein Mädchen, das in China lebte.
    Der Arzt kam gerade die Treppe herunter, als ich das
Haus betrat. Er war ein großer, schlanker Mann mit einem rötlich braunen Schnurrbart und dunkelbraunem Haar.
    »Sie müssen Rain sein«, sagte er. »Ich bin Dr. Lewis. Mrs Hudsons Tochter erzählte mir von Ihnen.«
    »Hallo«, begrüßte ich ihn. »Geht es ihr gut?«
    Er blieb am Fuß der Treppe stehen und warf einen Blick hinauf, bevor er sich wieder mir zuwandte.
    »Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der sich Krankheiten gegenüber so verhält wie sie. Sie tut so, als wären sie eine Beleidigung, ein Affront ihrem guten Namen und Charakter gegenüber. Sie trotzt Krankheiten und Infektionen, die sich in ihrem Körper zeigen, und erklärt sie zu Personae non gratae«, sagte er lachend. »Entschuldigung. Ich sollte nicht so leichten Herzens darüber reden. Aber jedes Mal, wenn ich herkomme, gehe ich frustriert wieder. Mrs Hudson braucht einen Schrittmacher«, teilte er mir mit, »aber niemand in ihrer Familie hat jemals einen gehabt, daher …« Er griff in seine Innentasche und zog eine Visitenkarte heraus. »Auch wenn sie das nicht billigen wird, möchte ich Ihnen gerne meine Telefonnummer geben. Wenn sie schwächer werden sollte, rufen Sie mich bitte an. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte Mrs Randolph, dass außer dem Hausmädchen jemand im Haus ist. Ich finde, das war eine gute Idee. Also«, kam er zum Schluss und schaute noch einmal die Treppe hinauf, »ich komme in einer Woche wieder, wenn ich nichts anderes höre.«
    Er ging zur Tür, blieb noch einmal kurz stehen, um mich anzulächeln, und verließ das Haus.
    Ich starrte auf die Karte mit der Telefonnummer. Woher sollte ich wissen, wann sie krank oder schwächer war? Was für eine schreckliche Verantwortung, dachte ich. Warum
kümmerten sich Victoria oder meine Mutter nicht mehr um sie?
    Ich eilte die Treppe hinauf. Als ich den Treppenabsatz erreichte, hörte ich, wie meine Großmutter meinen Namen rief, und ging zu ihrer Schlafzimmertür. Es war das erste Mal, dass ich ihr Zimmer sah. Ich hatte gedacht, meines sei groß, aber ihres war mindestens dreimal so groß. Ein Teil des Raumes diente als Wohnzimmer und enthielt zwei passende Sofas, einen Liegesessel, einen Fernseher, Tische und Lampen. Sie hatte ein Himmelbett aus dunklem Ahornholz, in dessen Kopfteil Zweige und Blätter geschnitzt waren. Das Zimmer war mit einem dicken hellblauen Teppichboden ausgelegt, die Wände waren taubenblau gestrichen.
    Zuerst sah ich Großmutter Hudson gar nicht. Ich hatte vermutet, dass sie im Bett lag, aber sie saß in einem Sessel und trug ihren Samtmorgenmantel.
    »Und?«, erkundigte sie sich. »Wie war die Probe? Hast du durchgehalten«, fragte sie mit herabgezogenen Mundwinkeln.
    »Ja, die Probe verlief gut – nach ein paar Zusammenstößen.«
    »Zusammenstößen?«
    Ich erzählte ihr, was einigen der Schüler Sorgen bereitete. Sie hörte interessiert zu und nickte dann.
    »Ich habe darauf gewartet, dass so etwas passieren würde«,

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