Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
übernimmt. Ich bin nicht mehr so jung, wie ich war. Ich bin
müde. Soll sie doch etwas mit nach Hause bringen. Weiße Mädchen arbeiten schließlich auch«, fügte er hinzu.
    Es war, als wäre ein Blitz in die Wohnung eingeschlagen. Jetzt herrschte die nur zu bekannte Stille vor dem Donnerschlag, nur fand diesmal der Donner in meinem Kopf statt. Was sollte das heißen? Weiße Mädchen arbeiten auch? Ich wartete.
    »Bitte, Ken, sei nicht so laut«, bat Mama.
    »Ich bin so laut, wie ich will. Das ist meine Wohnung, hörst du? Ich bin der Mann in diesem Haushalt, und ich habe Rechte.Wir haben viel für sie getan.« Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Beim ersten Mal haben wir nicht genug bekommen. Wir sollten mehr bekommen. Ja, das mache ich. Ich besorge uns mehr.«
    »Daran solltest du nicht einmal denken, Ken.«
    »Warum nicht? Es ist, wie du gesagt hast.Wir haben jetzt mehr Rechnungen. Damals wussten wir nicht, wie teuer das alles würde, verstehst du? Man hat uns nicht genug gegeben, daher ist es unser gutes Recht, mehr zu bekommen.«
    »Bleib da sitzen. Rühr dich nicht vom Fleck. Mach jetzt bloß keine Dummheit, Ken Arnold.«
    »Ich habe es satt, mich von dir herumkommandieren zu lassen, Latisha. Geh mir aus dem Weg. Ich habe was zu erledigen.«
    »Bleib stehen!«, rief Mama.
    Als Nächstes hörte ich sie schreien, ein Krachen und das Splittern von Holz. Ich rannte ins Wohnzimmer. Auch Beni kam aus ihrem Zimmer. Als ich zu Mama kam, lag sie auf dem Boden neben dem Tisch.Vermutlich war sie darauf gestürzt. Ken stand über ihr, die Hände zu Fäusten geballt. Er starrte mich an.

    »Hast du sie geschlagen?«, wollte ich wissen.
    »Steh nicht da rum und beschuldige mich, Mädchen«, sagte er.
    Mama streckte die Hand aus. Ihr rechtes Auge wirkte bereits geschwollen. »Lass sie in Ruhe, Ken«, stöhnte sie.
    Ken ging um mich herum auf die Tür zu.
    »Tu’s nicht, Ken«, bat Mama, aber er war schon zur Tür hinaus.
    »Hol mir etwas Eis«, rief Mama Beni zu. Sie drehte sich mir zu. »Ich will nicht, dass Roy davon erfährt, Rain. Dann wird es noch schlimmer.«
    »Dein Auge schwillt bereits zu, Mama.«
    »Ich werde ihm sagen, ich sei gefallen. Du bestätigst das, Rain.«
    »Wann werden all diese Lügen ein Ende nehmen, Mama?«, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihr.
    Beni brachte Mama etwas Eis in einen Waschlappen eingepackt. Sie drückte es auf die Augenbraue.
    »Was meinte er damit, Mama?«
    »Meinen?«
    »Ich habe es zufällig gehört. Als er sagte, weiße Mädchen arbeiten auch? Was meinte er damit?«
    »Wer weiß«, sagte sie und zuckte die Achseln, während sie sich auf das Sofa hievte. Sie lehnte sich zurück, das Eis gegen die Augenbraue gepresst. Sie schaute Beni an, die die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte und aussah, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Wo geht er hin?«, fragte ich. Mama antwortete nicht.
    »Was meinte er damit, du hättest nicht genug von ihnen bekommen? Genug von wem, Mama?«

    Hör auf, so viele Fragen zu stellen, Rain«, fauchte sie mich an. »Schau nach dem Abendessen, bevor es anbrennt.«
    Langsam stand ich auf und schaute dabei von Beni zu Mama.
    »Du sagst doch immer, es sei eine Sünde, einander anzulügen, Mama. Das sagst du doch immer.«
    »Oh, Rain, bitte. Haben wir nicht schon genug Ärger?«
    »Wohin geht Ken, Mama? Von wem will er noch mehr Geld bekommen, und was hat das mit mir zu tun? Bitte, Mama. Sag es mir.« Mama wich sonst nie meinen Fragen aus. Ihr Verhalten ängstigte mich noch mehr als Kens Gewalttätigkeit.
    »Oh, Gott. Lieber Gott, hilf mir«, jammerte sie und wiegte sich hin und her.
    »Mama?«
    Sie hob den Blick zur Decke. Ich wusste, dass sie betete. Ich schaute Beni an, die genauso verängstigt wirkte, wie ich mich fühlte, als sie da stand und praktisch die Luft anhielt.
    »Mama?«
    Sie schaute mich an, die Lippen fest aufeinander gepresst.
    »Ich wollte nicht, dass du es so herausfindest, Rain. Das ist nicht richtig so.
    »Bitte, sag es mir, Mama.«
    Mein Herz klopfte. Ich presste die Hände gegen den Magen. Tränen standen mir in den Augen.
    »Warum kannst du es nicht auf sich beruhen lassen, Kind?«
    »Mama, bitte, sag es mir«, rief ich. Ich merkte, wie Beni neben mich trat.
    Mama holte tief Luft.Anscheinend schöpfte sie aus ihrem tiefsten Inneren Kraft.

    »Er versucht von deiner wirklichen Mama mehr Geld zu bekommen«, sagte sie.
    Mir war, als stürzte die Decke der Wohnung über mir ein.
    Der lange erwartete

Weitere Kostenlose Bücher