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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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aber stehen.
    »Oh, wenn du möchtest, komme ich später wieder.«
    »Nein, schon in Ordnung. Ich bin fertig«, sagte ich.
    Er kam herein und setzte sich mit gesenktem Kopf auf mein Bett.
    »Ist mit Mama alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ja. Sie schläft.« Er schaute auf, die Augen schmerzerfüllt. »Die Frau ist durch die Hölle gegangen. Sie braucht nicht noch mehr Ärger«, sagte er.
    »Ich werde keinen mehr verursachen, Roy.«
    Er wirkte nicht überzeugt.
    »Glaubst du auch, dass ich mich anders verhalten werde,
Roy? Wie Beni das glaubt? Meinst du, ich würde mich aufführen, als wäre ich etwas Besseres?«, fragte ich ihn.
    »Nein«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendjemanden schlecht behandelst, Rain. Beni wird darüber hinwegkommen«, versicherte er mir. »Sie versucht immer, die Leute dazu zu bewegen, sie zu bemitleiden.«
    »Sie braucht deine Liebe, Roy. Sie braucht das Gefühl, gemocht zu werden«, sagte ich.
    Er schaute einen Moment beiseite, dann rutschte er vor, legte die Hände in den Schoß und hob langsam den Kopf. Seine ebenholzschwarzen Augen fixierten mich so eindringlich, dass mein Herz anfing zu zittern.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Weißt du, was ich empfand, als ich das von dir erfuhr?«, fragte er.
    »Du warst verwirrt und durcheinander, vermute ich.«
    »Nein«, widersprach er. »Mich überkam ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung. Ich war froh, Rain. Ich fühlte mich viel besser«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich ganz verwirrt.«
    Er senkte wieder den Blick, bevor er mich mit ganz sanften Augen anschaute.
    »Ich dachte immer, mit mir wäre etwas nicht in Ordnung, Rain. Solange ich mich erinnern kann, hege ich Gefühle für dich, dass mir manchmal ganz schlecht wurde.«
    »Schlecht?« Ich drehte mich ihm weiter zu. »Warum?«
    »Weil ich dich in einer Weise anschaute, in der ein Bruder seine Schwester nicht ansehen sollte. Ich konnte nicht anders. Ich versuchte dich nicht mehr als nötig anzusehen. Ich versuchte sogar, dich nicht zu berühren. Und wenn ich es tat …«

    »Was dann?«, fragte ich. Der Atem stockte mir. »Also, ich fühlte mehr wie ein Mann als wie ein Bruder.Verstehst du?«
    Das tat ich, aber ich schüttelte den Kopf, weil ich es nicht verstehen wollte.
    »Ich war sogar eifersüchtig auf die Vorstellung, dass du einen Freund haben könntest. Ich war froh, dass du so wählerisch warst. Und ich hasste mich dafür. Ich dachte sogar daran, zum Pastor zu gehen. Manchmal lag ich einfach wach und lauschte, um dich und Beni durch die Wand reden zu hören, um deine Stimme zu hören.
    Ich wollte nicht so sein. Ich hasste mich und einmal … einmal bohrte ich einen Stift in mein Bein, um es zu stoppen«, sagte er.
    »Ich habe mich nicht sehr verletzt«, fügte er eilig hinzu.
    »Um was zu stoppen, Roy?«, fragte ich.
    Er schaute beiseite und dann mit wütendem Gesicht zurück zu mir.
    »Die Gefühle, die ich für dich hatte, die Hitze in meinem Körper. Das ist nicht richtig, sagte ich mir ständig. Es ist scheußlich. Es ist eine Sünde. Aber ich konnte nicht anders, und je älter und hübscher du wurdest, desto schwieriger wurde es für mich, es zu unterdrücken. Als dieses Schwein Jerad auf der Straße diese Bemerkungen über uns machte, dachte ich, ich würde ihn mit bloßen Händen umbringen, aber nicht wegen dem, was er gesagt hatte, sondern weil ich das Gefühl hatte, er durchschaute mich. Dafür hasste ich ihn, und ich hasste mich selbst, weil es so offensichtlich war.
    Also«, fuhr er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen fort, »als Beni mir erzählte, was passiert war, spürte ich, wie
mir eine Last vom Herzen fiel, Rain. Ich dachte, ich bin doch gar nicht so schlecht. Ich weiß, wie schmerzlich das für dich ist, aber ich kann nicht anders – ich freue mich darüber, dass du nicht meine leibliche Schwester bist«, gestand er schließlich.
    Plötzlich wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich nur in ein Badetuch gewickelt dasaß und Roy sich im gleichen Zimmer befand. Bisher hatte ich mir nie viel dabei gedacht, aber jetzt begann ich zu zittern. Ich war mir unsicher und fragte mich, was ich sagen oder tun sollte, damit er sich nicht schrecklich fühlte. Roy war groß und stark, aber er wirkte so verletzlich wie der kleine Junge, den ich auf dem Spielplatz gesehen hatte, der sich verzweifelt nach einem Lächeln und Bestätigung sehnte.
    »Du hasst mich doch nicht, weil ich dir das gesagt habe, oder, Rain?«
    Ich

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