Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
treffen uns morgen bei Saks, und ich besorge dir, was du brauchst. Hier ist die Adresse«, sagte sie, öffnete ihre juwelenbesetzte Tasche und zog eine Karte heraus. »Ich habe eine persönliche Verkäuferin. Das ist ihr Name. Frag einfach nach ihr, wenn du vor mir da bist.«
Ich starrte die Karte an, die sie mir hinhielt.
»Wollen Sie wirklich, dass ich bei Ihrer Mutter lebe?«, fragte ich, noch geschockt von der Geschwindigkeit der Ereignisse. Meine Mutter schaute mich nicht an.
Sie wandte sich an Mama, um zu antworten.
»Es ist das Beste, was ich tun kann«, sagte sie.
»Da bin ich mir sicher«, sagte Mama kopfschüttelnd. »Und das ist ja der Jammer.«
Meine Mutter legte die Karte vor mir hin. Dann erhob sie sich und griff nach ihrer Handtasche.
»Ich erledige die Rechnung auf dem Weg nach draußen«, sagte sie. »Bis morgen, Rain«, wandte sie sich zum Abschied an mich.
Wir sahen zu, wie sie hinausging.
»Ich möchte bei dir bleiben, Mama«, sagte ich sofort. »Nicht bei irgendeiner fremden alten Lady, selbst wenn sie meine Großmutter ist.«
»Du gehst dahin, wo dein Blut dich hinführt«, murmelte Mama. »Zumindest weiß ich, dass du in Sicherheit bist, raus aus dieser Hölle; und du weißt, dass du das Beste bekommst. Wenn du es nicht für dich tun kannst, tu es wenigstens für mich.«
Sie nahm einen weiteren Bissen von ihrem Gericht.
»Das ist gar nicht so schlecht«, sagte sie, »aber warum nennen sie es nicht einfach so, wie es heißt, statt all diese modischen Worte zu benutzen?«
»Mama.Wer gab mir den Namen Rain? War sie das?«
»Nein«, sagte Mama. »Sie hat dir bis jetzt noch nie etwas gegeben, Schätzchen. Nicht deinen Namen, gar nichts. Außer dem Blut, dass in deinen Adern rinnt, und ob sie das weiß oder nicht oder ob du es jetzt weißt, eines Tages wird das zählen.
Eines Tages«, sagte Mama. Ihr Blick war erfüllt von einer tiefen Weisheit, die ich nie verstehen würde.
Oder vielleicht würde ich sie nie verstehen wollen.
Nur die Zeit kannte die Antwort.
KAPITEL 9
Eine ganz neue Welt
D ie Niederlage verdüsterte wie eine dunkelblaue Flüssigkeit Roys Gesicht, als er hörte, was Mama für mich arrangiert hatte. Er hörte zu, mit gesenktem Kopf, die Augen von Schmerz heimgesucht. Als er sprach, war seine Stimme nur ein Flüstern.
»Das ist gut«, sagte er, auch wenn er wusste, dass es ihm das Herz zerriss. »Ich reise in einer Woche ab, und dann kann ich dich nicht mehr beschützen.«
»Na bitte«, sagte Mama, als sei das die Bestätigung, die sie brauchte, um zu wissen, dass sie das Richtige tat.
»Diese Leute sind Fremde für mich, Roy«, sagte ich. »Meine leibliche Mutter will die Wahrheit immer noch geheim halten.Was für eine Alternative ist das denn?«
Er hob den Kopf und schaute Mama an, bevor er mir den Blick zuwandte. Ich hegte den Verdacht, dass sie diesen Plan diskutiert hatten, bevor Mama es mir überhaupt mitgeteilt hatte.
»Stell dir doch vor, du gingst weg auf eine Schule oder so etwas«, schlug er vor. »Ich komme bei der ersten Gelegenheit vorbei, und bald sind wir alle wieder zusammen.«
»Sicher«, sprang Mama auf seine optimistischen Worte an. »Das ist eine gute Möglichkeit, es sich vorzustellen. Hör auf deinen Bruder«, befahl sie. »Er ist ein vernünftiger junger
Mann, war es schon immer. Das Einzige, was er von seinem nichtsnutzigen Vater geerbt hat, ist sein gutes Aussehen. Ken war einmal ein attraktiver Mann«, gestand sie zögernd ein. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie überhaupt nichts Nettes über ihn sagen wollte.
»Ich sehe alles andere als gut aus«, korrigierte Roy sie.
»Sag du mir nicht, was gut aussehend ist und was nicht. So alt bin ich nun auch wieder nicht«, spottete sie. Roy lachte. Sie tat ihr Bestes, uns bei Laune zu halten.
»Wann fährst du?«, fragte Roy mich.
»Sie geht morgen mit ihrer Mama einkaufen, und am Tag danach holen sie sie ab«, antwortete Mama unaufgefordert.
»Ich werde nie an sie als an meine Mama denken«, schwor ich.
»Das ist etwas, mit dem sie fertig werden muss«, sagte Mama. »Wenn du willst, findest du eine Möglichkeit, ihr eine Chance zu geben.«
»Nein«, fauchte ich. »Roy hat Recht. Ich stelle mir einfach vor, ich führe zur Schule, und nicht mehr«, beharrte ich.
Mama zuckte die Achseln.
»Solange du von diesen Straßen wegkommst, kannst du es nennen, wie du willst«, sagte sie.
Dann kochte sie ihr bestes Abendessen für uns, ihre gefüllten Schweinekoteletts. Roy und ich
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