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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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beobachteten, wie sie versuchte, Glücksgefühle zu erwecken angesichts der Ereignisse, die die Kontrolle über unser Leben übernehmen sollten.Wir wussten beide, wogegen sie innerlich ankämpfte, die Traurigkeit, die gegen ihren Damm des Glücks und der Erleichterung anströmte, ihn zu überfluten und sie in eine tiefe Depression zu versenken drohte. Roy lächelte
mich an, als Mama das Radio einschaltete und zur Musik sang. Für ein paar Augenblicke wurden wir zurückgeworfen in glücklichere Tage, eine Zeit in unserem Leben, als wir noch Hoffnungen und Träume hatten. Damals ließen wir sogar Ken in seinen Fantasien schwelgen und lauschten aufmerksam seinen Plänen, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, an den Stadtrand zu ziehen, ein neues Auto zu kaufen, Ferien zu machen,Teil des Amerikas zu werden, das wir jeden Abend in der Fernsehwerbung sahen, ein Amerika mit gesunden Kindern und glücklichen Familien. Für uns war das Fernsehen ein Fenster zu einem Wunderland, dem Ort, an dem Träume wahr werden.
    Beim Abendessen sprach Roy davon, wohin er ins Ausbildungslager gehen würde und was er dort zu erreichen hoffte.
    »Ich möchte gerne in den Bereich der Elektronik, damit ich einen guten Job kriegen kann, wenn ich entlassen werde«, sagte er. »Ich hoffe, dass ich auch ein bisschen reisen kann und etwas anderes zu sehen bekommen, als Müllhaufen und Slums.«
    »Melde dich bloß nicht freiwillig für irgendwelche Kämpfe«, warnte Mama ihn.
    Roy lachte.
    »Du meldest dich in der Armee nicht freiwillig, Mama. Dir wird befohlen, dich freiwillig zu melden.«
    Er erzählte von einigen seiner Freunde, die zur Armee gegangen waren, und was sie ihm darüber berichtet hatten. Ich hatte noch nie erlebt, dass er so viel redete. Er tat das wohl, um uns vor diesen langen Perioden des Schweigens zu bewahren, in denen wir unseren eigenen trüben Gedanken ausgeliefert waren. Musik, Unterhaltung, gutes Essen,
das Geklapper beim Zubereiten, Essen und Abwaschen hielt uns drei davon ab, über die Furcht einflößende Zukunft zu sprechen, die bald begann. Hin und wieder hörten wir Schritte im Hausflur und hielten inne, um zu sehen, ob Ken zur Tür hereinkam. Mama schwor, dass sie ihn mit Hilfe ihrer Bratpfanne wieder hinaustreiben würde.
    »Sobald ihr beide weg seid«, sagte sie, »kann er diesen Palast ganz für sich haben, denn dann bin ich im Zug nach Raleigh.«
    Das brachte Mama darauf, von Tante Sylvia und einigen Erinnerungen an ihre eigene Jugend zu erzählen. Eine Weile sah es so aus, als würden wir einander nie verlassen. Wir würden bis zum Morgengrauen am Küchentisch sitzen bleiben. Aber plötzlich seufzte Mama tief und rieb sich die Wangen mit den Handflächen.
    »Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich denke daran, schlafen zu gehen. Heute war ein Tag mit achtundvierzig Stunden, nicht mit vierundzwanzig.«
    »Ich bin auch müde«, gab Roy zu.
    »Was sagt Slim denn dazu, dass du ihn verlässt, um zur Armee zu gehen?«, fragte ich.
    »Er ist außer sich, aber er sagte mir, ich sollte jedes Mal vorbeikommen, wenn ich Urlaub habe, und für ihn arbeiten. Ich sagte ihm, dass ich mir nicht vorstellen könnte, meine Urlaubszeit ausgerechnet hier zu verbringen. Nicht wenn Mama in Raleigh ist und du in der Nähe von Richmond. Am Ende des Tages sagte er mir, dass er sich für mich freue, und er würde das verdammt noch mal genauso machen, wenn er jung genug wäre. Er ist dieses Jahr zweimal ausgeraubt worden, wisst ihr«, erzählte Roy.
    Mama schüttelte den Kopf. Sie strich Roy über den
Kopf, wie sie es immer getan hatte, als er noch viel jünger war, und dann plötzlich, wie durch einen Reflex, ergriff er ihre Hand und zog sie an sich. Er hielt sie fest in den Armen. Sie drängte ihre Tränen zurück, so gut sie konnte, aber das war ein Kampf, den sie verlieren musste.
    »Ab mit euch«, murmelte sie und wandte sich schnell ab. Wir sahen zu, wie sie ins Schlafzimmer ging, dann schauten wir einander an. Unsere Gesichter waren vor Traurigkeit lang und hohläugig.
    »Ich werde noch einiges zusammenpacken«, sagte ich mit einer Stimme, die kaum lauter war als ein Flüstern.
    Er nickte, und ich ging in mein Zimmer. Dort stand ich eine ganze Weile und starrte alles an, Benis Sachen, unsere Erinnerungen.Was sollte ich mitnehmen? Natürlich musste ich etwas von ihr mitnehmen, all unsere gemeinsamen Fotos, einige Geburtstagskarten, die wir einander geschenkt und jahrelang aufgehoben hatten, ihr Armband und ihren Lieblingsring.

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