Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Teil seiner
schmutzigen Fantasie werden lassen.Was soll jetzt aus ihr werden?«
    »Zum Teufel mit dir, Mädchen. Bring sie nicht noch mehr durcheinander, als sie schon ist. Nichts Schlimmes wird passieren. Außerdem, was soll sie denn sonst machen? Sie hat keinen Beruf, keine Begabungen. Sie hat nicht mal’nen Schulabschluss. Jetzt wird sie Geld haben für den Rest ihres Lebens. Er wird ihr eine bessere Wohnung besorgen und meine Frau wird bei ihr sein. Sie kommen endlich raus aus diesem Rattenloch.«
    Er lächelte und straffte stolz die Schultern.
    »Dafür habe ich gesorgt, jawoll. Ich wusste, was der Chef wollte, und da sagte ich mir, warum soll meine Familie nicht was davon haben, eh? Kümmert sich dein Vater auch so um dich?« Er drohte mir mit seinem dicken rechten Zeigefinger.
    »Beschuldige die Leute nicht übler Dinge. Du hast ja keine Ahnung. Jetzt raus hier und lass sie in Ruhe.«
    »Woher wissen Sie, dass sie kein besseres Leben führen könnte, wenn sie auf eigenen Beinen stünde? Welches Recht haben Sie, sie zu solch einem Leben zu verdammen?«, bot ich ihm immer noch Paroli.
    »Also los, raus jetzt mit dir«, sagte er und wedelte mit der Hand. Er schaute Mary Margaret an und nickte. »Sie hat sich nie beklagt. Na los, frag sie, frag sie, ob sie unglücklich darüber ist.«
    Ich schaute Mary Margaret an. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und zitterte so heftig, dass ich Angst hatte, sie könnte sich eine Rippe brechen.

    »Was erwarten Sie denn als Antwort, wenn Sie wie ein Monster über ihr lauern?«
    »Ich, ein Monster?« Er ließ die Schultern sinken, als wäre er wirklich beleidigt. »Wir kommen aus einer Arbeiterfamilie.Wir haben kein Familienvermögen und niemanden, der uns Wohltätigkeit zukommen lässt und Chancen bietet. Ich habe in diesen Jahren mein Bestes für meine Familie getan. Ich habe die Endfields durch die ganze Stadt gefahren und gehört, wie sie über ihre Tees und ihre schicken Einladungen zum Essen reden, wo sie mehr Essen verschwenden, als wir die ganze Woche essen. Wenn möglich, nahm ich mit, was sie wegwarfen, und brachte es meiner Familie, und als sich eine Möglichkeit bot für Mary Margaret, eine sichere Arbeit zu bekommen, habe ich dafür gesorgt, dass sie sie bekam.
    Was glaubst du denn, was mit Mädchen wie Mary Margaret passiert? Das ist nicht viel anders als das, was armen Mädchen da passiert, wo du herkommst«, sagte er. »Vielleicht hätte irgendein Nichtsnutz ihr ein Kind angedreht, und sie wäre in Lumpen herumgelaufen und müsste sich ihr Abendessen zusammenschnorren.
    Jetzt bekommt sie ein anständiges Haus und hat immer genug zu essen und anzuziehen.
    Ein Monster bin ich, ja? Na los, schaff deinen Hintern aus meiner Wohnung und lass uns in Ruhe.«
    Er senkte den Kopf, drehte sich um und ging zu
seiner Frau im Wohnzimmer. Völlig verwirrt stand ich dort.
    »Mary Margaret«, sagte ich leise. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen waren leer, die Augen von jemandem, der das Hier und Jetzt bereits verlassen und sein Schicksal akzeptiert hat. Sie winkte in Richtung Tür.
    »Bitte, geh jetzt«, flüsterte sie heiser und senkte dann das Kinn auf die Brust.
    »Okay«, sagte ich. »Wenn du mich brauchst, weißt du, wo ich bin.«
    Ich verließ das Schlafzimmer. Boggs saß auf dem Sofa, die Hände zwischen den Knien gefaltet, den Kopf gesenkt. Seine Frau saß neben ihm und starrte geradeaus. Sie hatte sich bei ihm untergehakt und hielt sich an ihm fest, als sei er der Anker, der sie davor bewahrte, in Vergessenheit zu geraten.
    Zu Hause in Washington hatte ich viele mitleiderregende, elende Familien gesehen, Menschen, die aussahen, als hätte das Leben ihnen einen Schlag auf den Kopf versetzt und sie wären jetzt für immer wie gelähmt. Ich hatte Menschen ohne Hoffnung gesehen, die sich jeden Tag nur einen kleinen Moment trauten zu fragen, was für ein Leben sie führten und warum sie dort waren. Unbewusst war ihnen klar, wenn sie zu viel Zeit damit verbrachten, darüber nachzudenken, würden sie verrückt oder schlimmeres, würden sie sich selbst oder anderen etwas antun.
    Ich wollte Boggs hassen. Er war immer so grausam zu mir, aber noch mehr wollte ich ihn für das hassen, was er Mary Margaret hatte antun lassen, aber ich
hörte, wie Mama in mein Ohr flüsterte, mich aufforderte, nicht zu verurteilen, sondern zu verstehen.
    »Schließlich«, würde sie sagen, »hast du diese Wut und diese Härte, die du bei Boggs siehst, doch auch bei vielen Männern im Ghetto

Weitere Kostenlose Bücher