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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sehen. Bitte«, sagte ich und betrat die Wohnung.
    Was mir als Erstes schlagartig auffiel, war die bedrückend dumpfe, abgestandene Luft. Als wären die Tür oder die Fenster seit Jahren nicht mehr geöffnet worden.Alles in der Wohnung wirkte alt, aber merkwürdigerweise waren die Möbel von der protzigen Art, wie man sie in reichen Häusern findet, teure Stücke wie ein purpurrotes Samtsofa, mit Goldkordeln verziert, die herunterhingen, wo sie nicht mehr mit Troddeln befestigt waren. Die Decke und das Kissen darauf legten nahe, dass es als Bett benutzt wurde. Die restlichen Möbel waren ebenso ausgesucht, wirkten samt und sonders wie abgelegte Stücke. Die meisten Möbel sahen aus wie Antiquitäten, und alle Teile waren irgendwie kaputt: zerrissene Kissen, herunterhängende Sprungfedern, zerkratzte und stumpfe Holztische. Die eine brennende Lampe hatte einen zerrissenen Schirm und die kleinen Teppiche waren so abgewetzt, dass der Holzboden darunter hervorschaute.
    Die beiden Wohnzimmerfenster gingen auf eine
Straße hinaus und das Gebäude nebenan schien zum Greifen nahe. Rechts war eine kleine Küche mit einem Tisch und Stühlen. Die Wände waren blassgelb gestrichen. Die Wände des Wohnzimmers waren dunkelgrün, wodurch es zusammen mit dem schwachen Licht umso dunkler wirkte.
    »Wo ist sie, bitte?«, fragte ich.
    »Sie ist im Schlafzimmer«, sagte ihre Mutter, »aber sie will keinen Besuch. Es geht ihr nicht gut.«
    »Ich bleibe nicht lange. Danke.«
    Ich durchquerte das Wohnzimmer zum Schlafzimmer. Auch dort brannte nur eine einzige, kleine Lampe. Das große schwere Bett nahm den größten Teil des Zimmers ein. Eine Kommode aus einem anderen Schlafzimmer war rechts daneben hineingequetscht worden, eine noch kleinere links. Es gab nur einen Nachttisch, und auf dem stand die Lampe. Mary Margaret lag auf dem Rücken, den Kopf auf einem großen Kissen. Sie starrte zur Decke hinauf und drehte sich um, als ich eintrat. Sie trug nur einen Slip.
    »Was machst du hier?«, fragte sie mich hastig.
    »Ich bin hergekommen, um zu sehen, wie es dir geht, und um mich zu vergewissern, dass Mrs Chester mir die Wahrheit gesagt hat«, erwiderte ich.
    »Dich hat also niemand geschickt?«
    »Nein.«
    »Du gehst besser«, meinte sie abschließend rasch.
    »Vielleicht möchte sie eine Tasse Tee«, hörte ich hinter mir, schaute mich um und sah Mary Margarets
Mutter. Sie stand mitten im Zimmer, den Kopf leicht zu uns geneigt. »Ich kann euch einen machen«, bot sie an.
    »Nein«, rief Mary Margaret. »Sie bleibt nicht, Mum.«
    »Wovor hast du Angst, Mary Margaret?«, fragte ich und trat weiter in das Schlafzimmer.
    »Ich habe keine Angst. Besser gehst du jetzt.«
    »Das ist nicht sehr gastfreundlich, Mary Margaret«, rief ihre Mutter.
    »Mum, sei einfach still.«
    »Dann stimmt es also, Mary Margaret?«, fragte ich.
    »Was stimmt?«, fragte ihre Mutter. Sie stand in der Nähe der Tür, hielt den Kopf aber immer noch schief, als wollte sie uns besser hören.
    »Nichts, Mum, nichts. Geh zurück zu deinem Radio.«
    Ich stand da und starrte sie an. Plötzlich fing Mary Margaret an zu weinen. Ich ging zu ihr und setzte mich aufs Bett. »Schon gut«, sagte ich. »Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    »Weinst du, Mary Margaret?«, fragte ihre Mutter.
    »Nein, Mum. Nein. Bitte.«
    »Ich mache jetzt eine Kanne Tee für dich und deine Freundin«, sagte sie und schlurfte davon.
    »Ist mit deiner Mutter alles in Ordnung?«, fragte ich. »Soll ich zu ihr gehen?«
    »Nein, ihr geht es gut. Sie ist blind, aber sie kommt zurecht«, sagte sie.
    »Blind?«

    »Sie kann noch Umrisse ausmachen und so etwas, aber nicht wirklich sehen«, erklärte Mary Margaret, während sie sich die Tränen von den Wangen wischte. Sie richtete sich im Bett auf. »Warum bist du hier?«
    »Das habe ich dir doch gesagt. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    »Warum kümmerst du dich um mich?«, fragte sie.
    »Wir sollten uns alle umeinander kümmern, findest du nicht?«, erwiderte ich.
    Sie starrte mich misstrauisch an, so misstrauisch wie jemand, der wusste, dass das nicht alles war.
    »Bist du wirklich schwanger?«
    Sie nickte.
    »Wirst du den Mann heiraten?«, fragte ich.
    »Welchen Mann?«
    »Den Mann, der dich geschwängert hat. Wird er sich um dich und das Baby kümmern?«
    Oder würde das Baby so enden wie ich, fragte ich mich, verlassen und allein, ewig auf der Suche nach einem Zuhause.
    Ich hoffte, Mary Margarets Geliebter war ein verantwortungsbewusster

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