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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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doch ein Fels der Sittlichkeit.
    »Niemand hatte Schuld daran. Es ist einfach passiert. Everett vernachlässigte Frances. Er war wie besessen von seinen Geschäftsinteressen, reiste selten und ging fast nie aus, es sei denn, er versprach sich einen geschäftlichen Vorteil davon.
    Eines Tages fingen wir an, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Ich glaube, Everett kam nie der Gedanke, dass sie vom Wege abkommen oder romantische Gefühle für jemanden entwickeln könnte, die sie für ihn allerdings auch nie gehabt hatte.

    Das war eine von diesen altmodischen Südstaatenehen. Wissen Sie, die Eltern trafen sich und beschlossen: ›Wäre es nicht perfekt, wenn deine Tochter unseren Sohn heiratete?‹ Eltern wussten es damals immer besser. So viel dazu, was sie besser wussten, hm?«
    Er trank seinen Wein aus.
    »Wusste mein Großvater das? Ich meine, dass Victoria nicht seine Tochter war?«
    »Ich glaube schon, aber er sagte nie ein Wort. Er gehörte nicht zu der Sorte«, sagte Jake.
    »Und welche Sorte ist das?«, fragte ich und zog eine Grimasse.
    »Allererste Klasse«, sagte Jake. »In dieser Welt war so etwas einfach undenkbar. Frances sagte ihm nie ein Wort. Sobald sie merkte, dass sie schwanger war, entschied sie, dass es mit uns zu Ende war.
    Als ich nach meinen Jahren in der Marine und des Herumtreibens zurückkehrte, war Victoria bereits Ende zwanzig. Ich hatte Angst, dass jemand einen Blick auf sie werfen und mich in ihrem Gesicht wiedererkennen könnte, aber Victoria schien eines der Gesichter zu haben, die sich selbst erschaffen. Sie gleicht Frances nicht sehr, und ich glaube, mir sieht sie auch nicht besonders ähnlich. Unsere Nasen sind anders, unsere Münder auch.Vielleicht haben wir ähnliche Augen und Ohren«, gab er zu.
    »Vielleicht ist sie nicht Ihre Tochter«, sagte ich.
    »Sie glich auch Everett nicht sehr. Sie kennen doch seine Fotos.Was meinen Sie?«

    »Vielleicht gab es noch einen anderen.«
    »Was? Einen anderen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ausgeschlossen.«
    »Warum nicht? Wenn meine Großmutter eine Affäre mit Ihnen hatte, hätte sie doch auch eine mit einem anderen haben können.«
    Er starrte mich einen Augenblick an, als sei ihm dieser Gedanke nie gekommen.
    »Oder Sie sind auch allererste Klasse, Jake, sogar noch mehr als mein Großvater, und können es sich nicht einmal vorstellen?«, fragte ich ihn.
    Er starrte mich weiter an, dann lächelte er und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Frances teilte mir das mit einer solchen Gewissheit mit, die sich nicht in Frage stellen ließ. Wir standen an einem Spätnachmittag, kurz bevor die Sonne unterging, unten am Bootssteg, und sie sagte – ich werde das nie vergessen wegen ihrer Formulierung – sie sagte: ›Wir haben es ruiniert, Jake.‹
    Natürlich wusste ich nicht, was sie meinte.
    ›Was soll das heißen, Frances?‹, fragte ich sie.
    ›Bei mir ist etwas unterwegs‹, sagte sie. Genau das sagte sie. Etwas unterwegs. ›Zu viel ungezügelte Leidenschaft‹, fügte sie hinzu, ›Leidenschaft, die einen jede Vorsicht in den Wind schlagen lässt.‹
    Ich war verblüfft. Ich stand einfach da, spielte mit einem Stock im Wasser, beobachtete die Wellen und dachte: ›Was wird passieren?‹
    ›Natürlich werden wir uns so nie wieder treffen,
Jake. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich dich so sehr brauchte‹, sagte sie und ging davon.
    Ich hatte das Gefühl, alles in mir hätte sich in Luft aufgelöst. Ich fühlte mich wie eine leere Schale. Jeden Augenblick würde ein Wind über das Wasser kommen, mich wie einen Drachen anheben und über die Bäume treiben.
    So etwas Ähnliches geschah auch mit mir, denn bald darauf ging ich zur Marine.«
    Er saß schweigend da, starrte auf seinen Teller und sein leeres Weinglas und schloss dann die Augen.
    »Ich habe nie jemanden außer Frances geliebt«, fuhr er fort. »Ich konnte es nicht. Es war so, als hätte ich gerade genug Liebe für eine Frau und verbrauchte sie ganz für sie. Als ich zurückkehrte, arbeitete ich für sie, nur um in ihrer Nähe zu sein.
    Manchmal wenn ich sie irgendwo hinfuhr, tat ich so, als wäre ich nicht ihr bezahlter Fahrer. Ich stellte mir vor, wir wären Mann und Frau und ich führe mit ihr irgendwohin, so wie jeder Mann mit seiner Frau ausgeht. Wenn Victoria mitkam, stellte ich mir sogar vor, ich wäre ein ganz normaler Ehemann und Vater.«
    Jeder verbringt Zeit mit seinen Fantasien, dachte ich. Jeder.
    »Hat Victoria eine Ahnung davon? Hat Großmutter Hudson es

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