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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ein Bekannter eines unserer Aufsichtsratsmitglieder, und er hat nach Ihnen gefragt. War er bei unserer Aufführung?«, wunderte sich Mr MacWaine.
    »Ja«, sagte ich. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, aber fast unmittelbar, nachdem ich es gesagt hatte, bedauerte ich, gelogen zu haben. Immer wenn ich über meine Vergangenheit log, trug ich nur bei zu dem Betrug, der die Grundlage dieser Familie bildete. Ich hasste es, daran teilzuhaben.
    »Wunderbar«, sagte Mr MacWaine. »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden über Ihre Pläne. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um einen Platz im Wohnheim«, versprach er.
    Mit ihm zu sprechen hob meine Stimmung und erinnerte mich daran, dass es einen Ort gab, wohin ich gehen konnte, eine Zukunft, die nur auf mich wartete. Ich hing nicht fest hier. Wie wunderbar,
dass mein leiblicher Vater sich nach mir erkundigt hatte, an mich dachte, sich darauf freute, mich zu sehen und besser kennen zu lernen. Großmutter Hudson war zu oft von Menschen enttäuscht worden, um zu glauben, dass es irgendeinen Wert für mich hatte, meinem Vater zu folgen. Ich verstand ihren Zynismus, aber ich war ganz und gar nicht bereit, ihn zu akzeptieren.
    Da ich wieder Auftrieb bekommen hatte, entdeckte ich, dass ich Hunger hatte, und bereitete mir ein Frühstück zu. Dann ging ich durch das Haus, wischte Staub und putzte, damit Victoria nicht auf etwas deuten und sagen konnte: »Seht euch an, wie sie unseren Besitz herunterkommen lässt.«
    Als ich nach dem Frühstück spülte, klingelte wieder das Telefon. Diesmal war es Tante Victoria.
    »Deine Mutter«, sagte sie und betonte das Wort mit solch einer Gehässigkeit, dass es wie ein Fluch klang, »und Grant fliegen heute Morgen hierher. Wir kommen gegen zwei Uhr zum Haus. Zuerst treffen wir uns mit unserem Anwalt zum Mittagessen«, fügte sie hinzu, was ganz eindeutig als Einschüchterung gemeint war.
    »Anscheinend ist das heute der Tag der Anwälte«, erwiderte ich kühl.
    »Was soll das denn heißen?«, fuhr sie mich an.
    »Ich treffe mich auch mit meinen Anwalt hier im Haus«, sagte ich.
    Das stimmte natürlich nicht, aber ich wollte ihr eins auswischen und ihr zeigen, dass ich sie genauso
einschüchtern konnte. Es trat eine lange Pause ein.
    »Du machst einen Riesenfehler mit deiner Halsstarrigkeit«, sagte sie.
    »Ist das nicht seltsam?«, entgegnete ich.
    »Ist was nicht seltsam?«
    »Ich dachte gerade, du machst einen Riesenfehler mit deiner Halsstarrigkeit.«
    Wenn je ein Moment erfüllt war von explosiver Energie, dann dieser.
    »Wir sind um zwei Uhr da«, wiederholte sie. »Sorge dafür, dass du dann auch da bist.«
    »Es gibt keinen Ort, an dem ich heute lieber wäre«, sagte ich. »Vielen Dank für die Warnung.«
    Als ich auflegte, klopfte mir das Herz.
    Aber für mich hörte es sich an, als ob mir die Geister des Hauses applaudierten.

KAPITEL 2
    Mitgiftjäger
    A ls es um kurz nach zwölf klingelte, wusste ich, das konnten nicht meine Mutter, Grant und Tante Victoria sein. Es war zu früh. Mein erster Gedanke war, es könnte Mr Sanger sein, mein Anwalt, der sich entschlossen hatte, vorbeizukommen und mir einen Rat zu erteilen.
    Stattdessen stand Corbette Adams dort und schaute mich an, als ich die Tür öffnete. Corbette hatte den George Gibbs in der Dogwood-HighSchool-Aufführung von Unsere kleine Stadt gespielt, bei der ich durch meine Emily Webb Mr MacWaines Bewunderung errungen hatte und eingeladen worden war, an seiner Schule für darstellende Künste in London zu studieren. Bei weitem der bestaussehende Junge am Sweet William – der Schwesterschule von Dogwood, der Privatschule, die ich besucht hatte, als ich hier bei Großmutter Hudson lebte -, hatte Corbette sich wie ein Seifenopernstar über unser Schulgelände bewegt und sich im Glanz der Schwärmerei so vieler meiner Klassenkameradinnen gesonnt.
    Er war der erste Junge, mit dem ich geschlafen
hatte. Ihm jetzt gegenüberzustehen erfüllte mich gleichermaßen mit heißer Wut und Schuldgefühlen. Wer konnte mir jedoch vorwerfen, dass ich der Macht seines Charmes und seines guten Aussehens erlegen war, besonders ich, die ich ganz überwältigt war von all dem Reichtum und den Privilegien, die er und all die anderen genossen? Ich war aus einer Welt herausgehoben und fast ohne jegliche Vorbereitung in eine andere fallen gelassen worden.
    Corbettes vertraute saphirblaue Augen leuchteten wieder einmal bei meinem Anblick. Er sah nicht viel anders aus als beim letzten Mal, da ich

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