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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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den Rollstuhl klettern. Es schien mir ein guter Plan zu sein, deshalb begann ich den Stuhl vorsichtig vor mir herzuschieben.
    Er holperte die erste und dann die zweite Stufe hinunter.
    Ich hielt ihn so fest wie möglich, befand mich aber jetzt in einem sehr ungünstigen Winkel. Es war äußerst schwierig, mich zentimeterweise vorwärts zu bewegen und gleichzeitig den Rollstuhl festzuhalten. Schließlich entschied ich mich, ihn alleine die Stufen hinunterholpern zu lassen und so rasch wie möglich zu folgen. Sobald ich meine Finger löste, rollte der Stuhl, beschleunigt durch sein Gewicht, die verbleibenden Stufen hinunter, blieb aber nicht so nahe an der Treppe stehen, wie ich gehofft hatte. Durch das Hinabrollen hatte er so viel Geschwindigkeit aufgenommen, dass er immer weiter fuhr, bis er die Auffahrt erreichte.
    »Stopp!«, schrie ich den Rollstuhl an, als sei er ein Lebewesen, das hören und gehorchen konnte.
    Er wurde langsamer, blieb aber immer noch nicht stehen, sondern rollte weiter, bis er den Abhang erreichte, nahm wieder Fahrt auf und rollte
immer schneller die Auffahrt hinunter, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ungläubig starrte ich ihm hinterher. Jetzt musste ich nicht nur diese Stufen hinunterkriechen. Ich musste mich eine ganz schöne Entfernung weit die Auffahrt entlangschleppen.
    Ich warf einen Blick zurück zum Haus. Selbst wieder hineinzukommen und in mein Zimmer zu gelangen, wäre ein größeres Unterfangen.
    Was hatte ich getan?
    Zum Teufel mit ihr, dachte ich, zum Teufel mit ihr, dass sie mich in diese schreckliche Zwangslage gebracht hatte.
    »Hilfe!«, schrie ich.
    Mein dünner Schrei wurde vom Wind davongetragen. Wer sollte mich auch hören? Vielleicht kamen die Gärtner bald, aber was sollte ich in der Zwischenzeit tun? Ich überlegte und kam zu der Entscheidung, dass mir nicht viel anderes übrig blieb, als meinem Rollstuhl zu folgen. Es könnte Stunden dauern, aber ich würde dorthin gelangen.
    Ich drehte mich um und stieß meine schlaffen Beine in Richtung Treppe. Dann holte ich tief Luft und schob, bis mein Hinterteil auf die nächste Stufe prallte. Es stieß so hart auf, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich schluckte, schloss die Augen und machte einen weiteren Schritt und dann noch einen, bis ich unten war. Mein armes Hinterteil fühlte sich ganz wund an. Ich hielt wieder die Luft an, drehte mich um, stützte die Hände hinter mich
und fing an, meinen Körper in Richtung Auffahrt zu schleppen.
    Kies und Dreck ließen meine Handflächen bald vor Schmerz brennen. Oft musste ich anhalten, um sie abzuwischen und an meinen Oberschenkeln zu reiben. Die Mittagssonne brannte auf meinem Gesicht und der warme Luftzug, den ich in dem Moment, als ich die Tür öffnete, willkommen geheißen hatte, erschien mir jetzt wie der quälend heiße Atem eines riesigen Geschöpfes, das jetzt über mir kauerte. Ich spürte, wie mir die Schweißperlen die Schläfen hinabliefen.
    Nachdem ich mich noch einen Moment ausgeruht hatte, schleppte ich mich weiter. Die Wahl meiner Garderobe an diesem Morgen war nicht besonders geeignet für diese Übung, dachte ich. Der Rock schützte meine Beine nicht sehr, besonders nicht an den Waden. Die Schmerzen im linken Bein konnte ich nicht spüren, aber ich sah die Kratzer und die roten Flecken. Im rechten Bein spürte ich ein Stechen.
    Nachdem mindestens eine Stunde, wenn nicht ein wenig mehr, vergangen war, erreichte ich den Gipfel der Auffahrt und drehte mich um, damit ich den kleinen Hügel hinunterschauen konnte. In der Nähe der Straße lag mein Rollstuhl auf der Seite. Vermutlich würde ich eine weitere Stunde benötigen, um dorthin zu kommen. Meine Handflächen hatten angefangen zu bluten. Es war wirklich schmerzhaft, das volle Gewicht meines Oberkörpers
darauf zu stützen und mich durch Dreck und Kies zu schleifen.
    Wie sollte ich das jetzt machen? Ich schaute zurück zum Haus. Es wäre grauenhaft zu versuchen, dorthin zurückzukehren. Ich müsste mich auch die Stufen wieder hochstemmen. Ich fing an zu weinen. Die ganze Welt verschwört sich gegen mich, dachte ich. Der Boden, die Luft, alle sind gegen mich. Schließlich stemmte ich mich fast völlig erschöpft auf die Hände und kugelte mich in einem Augenblick schierer Wut und Frustration zu einem Ball zusammen und ließ mich absichtlich vorwärts fallen, um genug Energie zum Rollen zu gewinnen.
    Und ich rollte tatsächlich vorwärts, aber meine Beine schleuderten wie ein totes Gewicht herum und ließen mich

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