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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gewesen, mich wieder in den Rollstuhl zu hieven und auf die Straße zu rollen. Noch hatte ich
keine Ahnung, wie wichtig und kostbar diese entscheidenden Momente sein sollten.
    Aber bald sollte ich es erfahren.
     
    Sie brachte mich zurück in mein Zimmer und fing sofort an, mich auszuziehen.
    »Was meinst du, wie das ausgesehen hätte, wenn sie heute gekommen wären, um uns zu besuchen, und dich so vorgefunden hätten? Was meinst du, was für ein ungünstiges Licht das auf mich geworfen hätte? Ich bin in der Lage, ein Millionen-Dollar-Unternehmen zu führen, aber nicht, auf ein verkrüppeltes Mädchen aufzupassen? Das wäre schrecklich peinlich. Grant würde sich fragen, ob ich überhaupt so kompetent bin, wie es den Anschein hat, und er hätte jedes Recht, sich das zu fragen.
    Deine Mutter würde bei diesem Anblick natürlich davonrennen. Sie würde so außer sich geraten, dass sie sich hinlegen müsste, und er würde zu ihr gehen und sie trösten müssen. So etwas dürfen wir nicht noch einmal vorkommen lassen; so etwas darf nie wieder passieren«, sagte sie.
    Ich war zu müde und hatte zu große Schmerzen, um sie von ihrem Gefasel abzuhalten, aber ihre Worte blieben haften und ich war schockiert und ein wenig verängstigt von dem wahnsinnigen Blick in ihren Augen, als sie immer weiter plapperte.
    Ich schrie auf, als sie einige der Schnitte und Abschürfungen
auswusch. Die Seife schnitt wie winzige Zähnchen.
    »Das ist alles deine Schuld, all diese Schmerzen sind gut, wenn du daraus etwas lernst. Hoffentlich lernst du diesmal etwas«, sagte sie. Während sie arbeitete, vergrößerten und verkleinerten sich ihre Augen ständig wie eine Teleskoplinse, die geöffnet und geschlossen wird.
    »Was meinst du mit diesmal?«
    Sie wirkte benommen, ihre Lippen zitterten leicht.
    »Wir müssen ein Desinfektionsmittel drauftun, Schwesterchen.«
    »Ich bin nicht deine Schwester«, schrie ich.
    Ihre Augen zwinkerten, und sie richtete sich steif auf.
    »Das ist doch nur ein Ausdruck«, sagte sie barsch. »Du brauchst doch deswegen nicht so hochnäsig zu sein.Wir wären jetzt besser dran, wenn du mich eher als Schwester und nicht als eine Tante betrachtest.«
    Ich schloss die Augen und stöhnte. Ich muss hier raus, dachte ich. Ihr Verstand ist wie eine Uhr, die aufhört zu ticken und zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Tag wieder einsetzt.
    Als sie das Desinfektionsmittel auftrug, machte sie das mit sehr viel Nachdruck, genoss mein Schreien und Weinen. Ich weiß, dass es eigentlich gut sein sollte, aber von ihren Händen war es wie eine chinesische Folter, die vor fast zweitausend
Jahren entdeckt worden war. Schließlich war es vorbei.
    »Du solltest dich eine Weile hinlegen«, riet sie mir.
    Ich saß dort, atmete schwer und rang um Haltung, aber ich war erschöpft und der Schmerz kam von so vielen verschiedenen Stellen, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre. Zu schwach, um ihr zu widersprechen, selbst mit Schreien, tat ich kaum etwas, um sie davon abzuhalten, mich hochzuheben und auf mein Bett zu hieven.
    »Vermutlich hast du nicht einmal etwas gegessen«, sagte sie, stand vor mir und atmete schwer, dass ihre schmalen Schultern sich hoben und senkten. Ihr Blick driftete ab und sie zwinkerte schnell. Als sie mich danach anschaute, war es, als sähe sie durch mich hindurch.
    »Ich verstehe nicht, wie du immer so gut aussehen kannst bei dem Junkfood, das du isst. Du hast ja nicht einmal Probleme mit Pickeln, und wenn du gelegentlich eine hässliche kleine Beule hast, führst du dich auf, als bräche auf deiner Wange der Vesuv aus«, sagte sie.
    »Wovon redest du eigentlich, Tante Victoria?«, fragte ich mit einer Stimme, die kaum lauter war als ein Flüstern.
    »Natürlich erinnerst du dich nicht daran. Alles was hässlich ist, blockst du sofort ab. Geh schlafen. Ich muss arbeiten«, sagte sie und wollte hinausgehen.

    »Warte«, rief ich schwach. Sie drehte sich nicht um, und einen Augenblick später war sie verschwunden.
    Ich ruhe mich aus, dachte ich. Ich ruhe mich aus, damit ich wieder zu Kräften komme, und dann verschwinde ich von hier. Sie wird verrückt, driftet immer wieder in ihre unerfreulichen Erinnerungen ab. Ich schloss die Augen und war wenige Augenblicke später eingeschlafen.
    Von meinen Strapazen war ich so erschöpft, dass ich stundenlang schlief. Als ich aufwachte, hatte bereits die Dämmerung eingesetzt und Wolken machten es sogar noch dunkler draußen. Ohne ein Licht in meinem Zimmer wirkte alles so

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