Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
alles erledigt werden musste, dass sich mir jeden Tag alles drehte vor neuen Informationen und Entscheidungen.
Mutter und Belva Ann kamen prächtig miteinander klar. Beiden waren diese Kleinigkeiten so wichtig, die Anlässe wie diesen zu etwas Besonderem machten. Gemeinsam marschierten sie die
Flure entlang und überlegten, wie man das Haus für den Empfang schmücken konnte. Die Diskussion über Gabeln und Löffel, Servietten, Farben, Bänder und selbst Luftballons, die in Bäumen und Büschen aufgehängt werden sollten, ging immer weiter.Austin und ich fühlten uns bald wie Außenseiter, die die Hochzeit von anderen beobachteten. Wenn sie weg waren, imitierte er sie.
»Jetzt wollen wir mal sehen, sollen wir das handbemalte importierte Porzellan benutzen oder das Alltagsgeschirr? Und was ist mit den Champagnergläsern? Wirkt es nicht ungehobelt, diese Plastikdinger zu verwenden, auch wenn immer mehr Leute heute das bei solchen Empfängen tun? Gefallen Ihnen leuchtend rote Servietten? Ich kann Papierservietten einfach nicht ausstehen.Wir brauchen zumindest welche aus Baumwolle, finden Sie nicht auch?«
Manchmal traf er den Ton so genau, dass ich mich vor Lachen bog.
»Jetzt siehst du, warum wir hätten durchbrennen sollen«, neckte ich Austin.
»Aber es macht ihnen doch so viel Spaß«, sagte er. »Natürlich könnten wir sie alles machen lassen und dann nicht auftauchen. Wir machen eine Kreuzfahrt oder so etwas und lassen nur einen Zettel zurück.«
»Und sind verantwortlich für zwei Selbstmorde? Nein danke«, widersprach ich.
Den einzigen Wermutstropfen flößte mir meine
Halbschwester Alison ein. Meine Mutter erzählte ihr schließlich alles, was es über mich zu erzählen gab, und Alison reagierte so, wie vorherzusehen war. Ihre Reaktion reichte von Abstreiten über Wut bis zu Gleichgültigkeit und Rebellion. Meine Mutter sagte mir, dass Alison vermutlich nicht an der Trauung teilnehmen werde.
»Wir haben ständig Probleme mit ihr, schon vor all dem«, sagte meine Mutter. »Ich will jetzt nichts Bedrückendes erzählen, aber sie macht uns wirklich ganz schön zu schaffen. Sie lungert mit den falschen Leuten herum, trinkt und wir befürchten, dass sie sogar Drogen nimmt. Grant macht sich große Sorgen und versucht alles Menschenmögliche zu tun, einschließlich privater Beratung.«
»Das tut mir Leid«, sagte ich. »Vielleicht können wir eines Tages Freundinnen werden«, fügte ich hinzu, aber das war etwa so realistisch wie die Aussicht, wieder gehen zu können.
Meine Mutter nickte ohne jegliche Überzeugung und wir redeten nicht mehr über sie.
Zwei Tage vor der Feier trafen mein Vater und seine Frau aus London ein. Wir bestanden darauf, dass sie bei uns wohnten. Ich wollte, dass sie Austin kennen lernten, und das gab auch mir mehr Zeit, sie besser kennen zu lernen.Wir hatten auch meine Großtante und meinen Großonkel eingeladen, aber sie behaupteten, es sei unmöglich, eine bereits vorher gegebene Zusage zu einer Veranstaltung zurückzunehmen, bei der auch die königliche Familie
erschien. Das war mir sehr recht, ob es nun stimmte oder nicht.
Nachdem mein Vater eingetroffen war, vermied es meine Mutter bis zu dem Tag der Feier, zum Haus zu kommen. Natürlich war ihr Zusammentreffen unvermeidlich. Als es schließlich dazu kam, waren alle sehr höflich. Grant ließ sich tatsächlich auf ein langes Gespräch über die Politik in England mit meinem Vater ein. Meine Mutter ging mit Leanna durch das Haus und den Park; dabei unterhielten sie sich über die heimischen Pflanzen. Dennoch hatte ich das Gefühl, alle gingen auf Zehenspitzen über dünnes Eis und nur ein längerer Blick, ein unglückliches Wort oder eine Erinnerung reichten aus, um uns alle einbrechen zu lassen.
Glücklicherweise geschah nichts dergleichen, und die Hochzeit selbst ging so planmäßig wie ein Weltraumstart ohne den geringsten Fehler vonstatten, selbst als ich den Mittelgang hinuntergeschoben wurde. Wie aufregend war es für mich, dass mein leiblicher Vater dort war, um mich zum Altar zu führen!
Austin hatte vorausgedacht und meinen Platz erhöhen lassen, so dass wir uns während des Gelöbnisses praktisch auf Augenhöhe befanden. Der zeremonielle Kuss klappte auch gut, und alle waren erfreut.
Es erschien so seltsam, dass hinterher in Großmutter Hudsons Haus eine so große Festlichkeit
stattfand. So lange war es der Schauplatz dunkler und niederschlagender Ereignisse gewesen, aber bei der Dekoration, der Musik, den
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