Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
oder Traurigkeit zu führen.
Wir werden sowieso andere Menschen, bevor wir sterben, Rain. Ich bin bestimmt nicht mehr die Person, die ich war, als ich hier lebte, und ich bin nicht die Frau, die ich im College war. Ich bin nicht einmal die Frau, die ich vergangenes Jahr war, jetzt sowieso nicht.
Du wirst schon sehen«, sagte sie.
»Vielleicht habe ich das bereits«, erwiderte ich.
»Ja«, sagte sie, starrte mich an und nickte. »Ja. Ich glaube, das hast du. Auf jeden Fall bin ich froh, dass es dir gut geht. Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie das mit Victoria gewesen sein muss. Sie konnte sehr grausam sein. Sie war nie ein glücklicher Mensch, nie. Ich weiß, dass sie mich hasste.«
»Sie beneidete dich«, sagte ich.
»Das ist im Endeffekt das Gleiche. Schließlich hasst du die Dinge, die du nicht haben oder sein kannst. Für mich trifft das jetzt zu«, flüsterte sie beinahe. Dann schüttelte sie den Kopf, als könnte
sie die bösen Gedanken vertreiben, und lächelte. »Was höre ich da über eine Hochzeit?«
»Er ist ein Verrückter«, sagte ich, »aber ich liebe ihn und bin mir ziemlich sicher, dass er mich liebt. Kein anderer würde das tun wollen.«
»Blödsinn«, sagte sie. »Du bist ein sehr hübsches Mädchen und intelligent obendrein.«
Sie seufzte, schaute auf ein Foto von Großmutter Hudson, das auf der Ankleidekommode stand, und wandte sich wieder mir zu.
»Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir niemals wirklich die Schuld an Brodys Tod gegeben habe. Ich trauerte sehr, weil ich wusste, dass ich nicht nur die Schuld an seinem Tod trug, sondern auch an deinem Schuldgefühl. Ich hatte das Gefühl, zwei meiner Kinder vernichtet zu haben.«
»Keines von ihnen hasst dich, Mutter«, sagte ich.
Sie lächelte milde.
»Nein. Ich bin die Einzige, die das kann. Ich habe kein Recht, irgendetwas von dir zu erwarten, Rain, aber ich würde gerne wiederkommen und ich würde gerne versuchen, dir eine Freundin zu sein.«
»Ich wollte nie etwas anderes«, sagte ich.
Ihr Lächeln wurde breiter.
»Ich freue mich auf deine Hochzeit.«
»Ich muss dir etwas sagen. Genau genommen zwei Dinge, die du wissen musst. Ich bin fest entschlossen, dass es von jetzt an in diesem Haus und in meinem Leben keine Geheimnisse mehr geben soll«, sagte ich.
»Gut«, sagte sie. »Ich werde das Gleiche versuchen.«
»Mein Vater kommt zur Hochzeit«, sagte ich.
»Larry?«
»Ja, und zwar mit seiner Frau Leanna.«
»Oh.« Sie schwieg eine Weile. Ich erwartete, dass sie jetzt sagen würde, sie könnte nicht kommen, aber sie überraschte mich. »Nun, ich werde damit klarkommen.«
»Und Grant?«
»Ihm bleibt keine andere Wahl«, sagte sie mit überraschendem Selbstvertrauen. »Was ist die andere Enthüllung? Der berühmte Pferdefuß?«
»Ich bin schwanger.«
»Was? Schwanger? Aber wie … kannst du schwanger werden?«
»Ja, Mutter, ich kann es und ich bin es«, sagte ich lachend.
»Oh«, sagte sie mit schwindendem Lächeln.
»Was ist los? Bringt das noch mehr Schande über die Familie oder was?«
»Nein, nein«, wehrte sie kopfschüttelnd ab. »Das ist das Letzte, wovor ich Angst habe.«
»Was denn?«
»Ist dir denn nicht klar, was das bedeutet?«
»Ich, nun, ich weiß, was es für mich bedeutet. Was bedeutet es denn für dich?«
»Ich werde Großmutter«, sagte sie.
»Ich bin zu jung, um Großmutter zu werden«, jammerte sie.
Wir starrten einander an.
Und dann lachten wir.
Und lachten, bis sie mich fest umarmte.
Ich spürte ihre Tränen auf meinem Gesicht, als sie mir die Wange küsste.
Sie vermischten sich mit meinen eigenen.
EPILOG
Meine Hochzeit war ein großer Erfolg, was zum großen Teil der Begeisterung von Austins Mutter zu verdanken war. Sie war, wie er beschrieben hatte, eine wirkliche Südstaatenlady, die mich in vieler Hinsicht an Großmutter Hudson erinnerte. Sie hieß Belva Ann Clarke, und es war beeindruckend, wie viel Aufmerksamkeit sie auch den kleinsten Einzelheiten schenkte. Sie hatte Bogen aus weißen und rosa Blüten für die Kirche anfertigen lassen. Eine von Austins Nichten war das bezauberndste Blumenmädchen, das man sich vorstellen konnte. Belva Ann kümmerte sich um das Drucken der Karten und besorgte Platzanweiser für die Kirche.
Meine Mutter half mir, ein Hochzeitskleid auszusuchen, und entschied dann, dass sie mit dem Partyservice alles für den Empfang vorbereiten wollte. Um mich herum herrschte solch ein Wirbel an Aufregung wegen der Geschwindigkeit, mit der
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