Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
warmes Abendessen für mich bereitsteht. Besonders jetzt, da ich weiß, wie gut du kochen kannst«, meinte er lächelnd.
»Ich kann es gar nicht abwarten«, sagte ich und stellte mich seiner Herausforderung.
»Aber jetzt sollst du dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. In den kommenden Tagen wirst du hauptsächlich damit beschäftigt sein. Wir machen eine Hochzeitsreise, weißt du. Eine Hochzeit ohne Hochzeitsreise ist wie ein Geburtstag ohne Torte.«
Ich lachte über seinen übertrieben lüsternen Blick, aber ich stimmte ihm auch zu. Mich jetzt ins Bett zu legen und auszuruhen war wichtig. Ich schlief wie ein Baby.
Als ich aufwachte, brachte Austin mir ein Tablett mit Essen.
»Das riecht alles sehr lecker.Wie hast du das gemacht?«, fragte ich ihn und schaute misstrauisch auf Hühnchen, Kartoffeln und Gemüse.
»Ich benutzte ein altes Rezept meiner Großmutter, das sie an meine Mutter weitergereicht hat. Es heißt ›sich etwas kommen lassen‹«, erwiderte er.
Wie lachten wir beide, und wie gut tat das. Er hielt meine Hand, lächelte mich an und küsste mich sanft.
»All unsere Tage werden Tage der Freude sein«, prophezeite er. »Wir verlangen nicht viel, nur die Chance, einander zu genießen.«
»Bist du dir all dessen sicher, Austin, wirklich sicher? Du kannst immer noch zurück«, sagte ich.
»Erinnerst du dich daran, wie du in den See gestürzt bist und ich dir sagte, ich hätte das Gefühl
gehabt, mit dir hineingegangen zu sein? Als ich zusah, wie der Krankenwagen dich wegbrachte, hatte ich das Gefühl, auch dort drin zu sein, Rain. Wir sind verbunden. Es ist für immer«, sagte er mit so entschlossenem Blick, dass ich kaum atmen konnte. »Ich hoffe, du bist glücklich darüber.«
»Natürlich bin ich das. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal so glücklich werde, Austin.«
Er küsste mich.
»Iss und werde kräftig. Du wirst bald eine Mama, weißt du«, sagte er.
Meine Mutter traf am späten Vormittag ein. Ich fand, sie sah bemerkenswert gut aus für eine Frau, die all den Kummer und die Sorgen durchgemacht hatte, die ihr widerfahren waren. Ihr Gesicht war leicht gebräunt und ihr Haar glänzte.
Ich saß im Rollstuhl und starrte aus dem Fenster meines Schlafzimmers auf den See und darüber hinaus und erinnerte mich daran, wie ich geritten war, wie frei und glücklich ich mich dabei gefühlt hatte. Ich hatte Roy gerade einen weiteren Brief geschrieben, in dem ich ihn förmlich anbettelte, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich hatte kein Wort von ihm oder über ihn gehört seit eines Anrufs seines Militäranwaltes, der mich über Roys Verfahren informiert hatte.
Ich weiß nicht, wie lange meine Mutter bereits im Zimmer war. Plötzlich verspürte ich dieses warme Gefühl im Genick, dieses Gefühl, beobachtet
zu werden, und ich drehte meinen Rollstuhl, damit ich sie ansehen konnte.
Ihr Blick füllte sich rasch mit Traurigkeit und Mitleid, als sie sah, wie ich den Stuhl umdrehte und mich nicht aus ihm erhob, um sie zu begrüßen.
»Hallo«, sagte sie. »Wie geht es dir?«
»Mir geht es gut.Wie geht es dir?«
Sie zuckte die Achseln.
»Ich lebe jetzt von Tag zu Tag. Manche Tage vergehen schneller als andere. Manche dauern anscheinend Wochen.«
»Das klingt vertraut«, sagte ich, und sie nickte.
Sie schaute sich im Zimmer um.
»Das war einmal mein Zimmer, weißt du.«
»Ich weiß.«
»Jetzt erscheint mir das gar nicht mehr möglich.«
»Was?«
»Dass ich hier einmal gelebt habe. Vielleicht ist das gut so.Vielleicht schützt sich unser Verstand dadurch davor, wirklich verrückt zu werden.Vergessen ist manchmal gar nicht so schlecht.«
Sie lachte und ging zum Bett hinüber.
»Ich dachte früher immer, wie wundervoll es war, dass jeder Tag wirklich ein neuer Tag war. Ich meine, jeden Tag neu geboren zu werden. Du erreichst einen Punkt in deinem Leben, an dem du so weit gewachsen bist, wie du willst, und dann fängst du diese multiplen Existenzen an. Heute bin ich Megan. Morgen bin ich … Diane. Übermorgen Clara, und es ist mehr als nur eine Namensänderung.
Ich habe jeden Tag eine andere Geschichte und eine andere Persönlichkeit. Das würde größeren Spaß machen, findest du nicht?«
»Wenn das passierte, wie könntest du dich jemals verlieben oder Teil von irgendetwas Bedeutsamem sein oder irgendetwas werden?«, fragte ich.
»Das ist der Punkt. Du fängst einfach etwas an und hörst nie auf und wirst nie enttäuscht. Es würde zu schnell enden, um zu Niederlage
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