Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
regnen.Vielleicht funktionieren die Telefone wieder. Hast du meinen Zettel bekommen? Ich hoffe, du verstehst, warum ich dich gebeten habe, nicht zu viel Einzelheiten zu erzählen.«
»Ja. Ich verstehe das, aber Harley, wir müssen wieder nach Hause«, sagte ich.
»Also, ich habe darüber nachgedacht, Summer. Es tut mir Leid, dass du das alles mitmachen musst. Ich hätte dich nicht in all das hineinziehen sollen.«
»Du hast mich nicht hineingezogen. Ich bin mitgekommen, weil ich es wollte, und ich bin nicht unglücklich darüber, selbst wegen des Unfalls nicht.«
»Das weiß ich zu schätzen. Aber am liebsten würde ich dich in einen Bus oder ein Flugzeug setzen und dich nach Hause schicken. Ich möchte noch eine Weile bleiben. Wir lernen einander gerade erst kennen, und ich möchte das nicht so abrupt abbrechen.«
»Harley, hör zu, du verstehst das nicht alles. Heute hatte ich die Gelegenheit, mich umzuschauen, und …«
»Also, ich hatte Recht«, hörten wir. Sein Großvater kam ins Wohnzimmer. »Genau das hat sie gemacht. Sie hat die Zutaten besorgt, die sie für lambi en sauce braucht.
Da steht euch Leuten eine besondere Köstlichkeit bevor. Sag mal, willst du die 82er Honda Hawk mal sehen, die ich im Schuppen stehen habe?«, fragte er Harley. »Wir haben noch ein paar Minuten Zeit, bevor wir uns zum Essen waschen müssen. Wir dürfen zum Essen nicht zu spät kommen«, warnte er uns. »Suze ist pingelig, wenn es um ihr Essen geht, besonders wenn sie sich sehr anstrengt so wie heute für uns.«
»Ja«, erwiderte Harley aufgeregt. »Das Motorrad würde ich mir gerne einmal ansehen.«
»Vielleicht kannst du von Zeit zu Zeit daran herumbasteln und es wieder in Gang setzen«, schlug sein Großvater vor.
Harley lächelte mich an, aber mein besorgter Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Mit meinem Blick versuchte ich ihm zu sagen, dass er bleiben und mit mir reden sollte, aber er hörte nur auf sein eigenes Glück. Er missverstand meinen besorgten Ausdruck als nur auf mich selbst bezogen.
»Übrigens«, sagte er, »Summer muss sofort ihre Eltern anrufen.«
»Klar. Das Telefon ist in der Küche«, sagte sein Großvater.
»Das hat den ganzen Tag nicht funktioniert.«
»Tatsächlich.Versuch es doch jetzt noch einmal«, riet er mir, »während ich Harley mein altes Motorrad zeige. Antik, besser gesagt.«
»Toll«, meinte Harley und ging mit ihm auf die Tür zu. »Wir kommen sofort wieder, Summer.«
Ich hörte sie hinausgehen und stand auf. Ich musste bald mit Harley alleine sprechen und ihm erzählen, was ich herausgefunden hatte. Offensichtlich wollte sein Großvater es ihm nicht erzählen. Er hatte heute reichlich Gelegenheit dazu und es nicht getan. Ich entschied, dass dies nicht richtig sei, ganz gleich, was seine Gründe waren. Harley musste die Wahrheit erfahren, auch wenn es schmerzlich für ihn sein würde. Es später zu erfahren wäre noch unerfreulicher, fand ich.
Ich ging zurück in die Küche zum Telefon. Suze bereitete das Abendessen vor, schenkte mir aber keine besondere Beachtung. Ich hob den Hörer ab und wählte ein Amt, hörte aber immer noch nichts.
»Warum funktioniert das Telefon denn immer noch nicht?«, fragte ich verzweifelt.
Suze hielt inne und überlegte einen Augenblick.
Sie schüttelte den Kopf.
»Manchmal vergisst er, die Rechnung zu bezahlen«, enthüllte sie.
»Was? Die Rechnung? Sie wollen damit sagen, es liegt nicht nur am Sturm?«, fragte ich. Ich dachte an den Mann im Lebensmittelgeschäft und was er gesagt hatte. »Warum bezahlt er seine Rechnungen denn nicht?« Ich legte auf, bevor sie antworten konnte.
»Er tut, was er tun muss, wann er es tun muss«, erwiderte sie beiläufig, als ob die Probleme und Sorgen dieser Welt in ihrem Plan der Dinge nicht sehr wichtig wären. Vermutlich erledigte sie ihre Anrufe auf irgendwelchen spirituellen Leitungen, und ihr war es
egal. Wütend steuerte ich wieder auf die Haustür zu. Ich musste Harley jetzt finden und es ihm sagen. Ich wollte Mommy keinen Moment länger im Ungewissen lassen.
Es dauerte eine Weile, bis ich um das Haus herum gehumpelt war. Ich hörte sie im Schuppen reden und rief Harley.
Ich musste laut rufen, um die Stimmen von ihm und seinem Großvater und den Lärm beim Herumbasteln am Motorrad zu übertönen, damit er mich hören konnte. Schließlich spähte er zur Tür heraus.
»Ja, was ist los?«
»Das Telefon funktioniert immer noch nicht, Harley. Suze meint, er hätte vielleicht die Telefonrechnung
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