Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Eine sehr schwache Glühbirne über mir warf ein dämmriges Licht auf ein halbes Dutzend Stufen. Ich
wollte das Licht schon wieder ausschalten und die Tür schließen, als mir ein Bild an der Wand direkt gegenüber dem Fuß der Treppe auffiel. Es hing in einem Perlmuttrahmen, und der junge Mann auf dem Bild glich Harley so sehr, dass ich das nicht übersehen konnte.
    Ich hielt inne, lauschte und hörte immer noch oben Suzes monotonen Sprechgesang, während sie arbeitete; also stieg ich langsam und vorsichtig die Treppe hinunter, um mir das Bild genauer anzuschauen. Was für eine bemerkenswerte Ähnlichkeit! War das Harleys Vater in jungen Jahren? Das Haar war kurz, in fast militärischem Stil geschnitten, er trug Hemd und Krawatte. Als ich das Bild noch länger eingehend betrachtete, fand ich, das Gesicht sei zu hübsch für den Mann, den ich kennen gelernt hatte. Der Mann auf diesem Bild hatte Harleys Mund ebenso wie seinen Kiefer und seine Ohren. Kurz gesagt, die Ähnlichkeit war viel größer.
    Ändern sich die Züge eines Menschen so sehr, wenn er älter wird, fragte ich mich. Welchen Unterschied machte das schon? Es änderte meine Gefühle für seinen Vater und dieses Haus nicht.
    Als ich mich umdrehte, um wieder zurückzugehen, sah ich ein halbes Dutzend Kartons auf dem Boden. Sie standen offen, der Inhalt quoll über. Zum größten Teil handelte es sich um alte Papiere, rechtlich aussehende Dokumente, aber aus einem weiteren Karton lugten noch mehr Bilder hervor. Ich kniete mich hin und fing an, sie durchzusehen.
    Es waren Fotos von einem jungen Paar, das einen
Urlaub genoss, anscheinend in Disney World. Auf den meisten Bildern hielt ein kleiner Junge die Hand einer Frau, die ich für seine Mutter hielt. Der kleine Junge sah so aus, als wäre es Harley, so groß war die Ähnlichkeit. Natürlich kannte ich die Frau nicht, aber ich fand, sie war von einer sanften Schönheit. Auf anderen Bildern wirkte sie besorgter, und auf keinem schaute sie direkt in die Kamera. Ihr Blick war jedes Mal in eine andere Richtung gerichtet. Auf manchen Bildern schien sie das Gesicht absichtlich zu bedecken, indem sie den Arm hob oder die Schulter drehte.
    Es gab jedoch eine gute Porträtaufnahme, die enthüllte, dass sie haselnussbraune Augen hatte und fast perfekte symmetrische Züge. Auch auf diesem Foto lächelte sie nicht. Sie wirkte fast hypnotisiert und starrte ausdruckslos in die Kamera.
    Das Haus im Hintergrund der meisten Fotos von dem jungen Mann, der jungen Frau und dem kleinen Jungen war ein anderes als dieses. Es gab auch Aufnahmen von anderen Leuten, manche zusammen mit dem Mann, der Frau und dem Kind, und dann gab es noch Fotos des Kindes, die offensichtlich bei seiner Geburtstagsfeier gemacht worden waren.
    Sie gaben nicht besonders gut Acht auf diese Fotos, fand ich. Manche waren bereits eingerissen oder zerknickt, und viele verblassten durch die Feuchtigkeit. Sogar der Karton selbst sah aus, als würde er bald zerfallen. Ich legte alles zurück und stapelte dabei die Bilder sorgfältiger aufeinander als vorher. Danach warf ich einen
Blick auf den Karton rechts. Er war nicht so voll; anscheinend enthielt er alte Zeitungen.Waren sie von historischem Wert, fragte ich mich und schaute auf die Ausgabe, die zuoberst lag. Das Datum lag zwölf Jahre zurück.Warum hob man so etwas auf?
    Ich überflog das Titelblatt und wollte die Zeitung gerade zurücklegen, als mein Blick auf eine kurze Notiz unten links fiel.
    Die Schlagzeile lautete: Junger Mann stirbt nach Verfolgungsjagd.
    Fletcher Victor, der 37-jährige Sohn von Ed » Buzz « Victor und Francine Marie Victor, starb heute, als sein Auto während einer Verfolgungsjagd mit der Polizei auf dem Highway 70 außerhalb von Sandburg außer Kontrolle geriet. Mr Victor hatte gerade die Sandburg Farmers’ Credit Union überfallen, als sein Fahrzeug die Böschung hinunter in den Sandburg Creek schleuderte, wo es im tiefen Wasser versank.Taucher der Staatspolizei bargen Mr Victors Leiche und das gestohlene Geld am Abend.
    Die Geschichte wurde auf Seite 15 fortgesetzt, wo auch ein Bild zu sehen war. Es war unverkennbar, um wen es sich handelte. Der Mann aus dieser Geschichte war Harleys Vater.
    Das bedeutete, der Mann, der in diesem Haus lebte, war Harleys Großvater!
    Ich wirbelte herum und schaute die kurze Treppe zur geöffneten Tür hoch, als erwartete ich, dass er dort stünde. Ein so eiskalter Schauer durchlief mich, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte mich nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher