Die Hüter der Nacht
nicht«, blaffte Turkanis und schüttelte verärgert den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Mein Gott, wo sind Sie gewesen? Ist Ihnen denn nicht klar, dass Israel nicht mehr in einem Vakuum operiert? Ihre Aktionen haben Konsequenzen, und Sie haben diese Regierung in eine äußerst unangenehme, um nicht zu sagen gefährliche Lage gebracht.«
»Wenn alles wie geplant verlaufen wäre, hätten sie es nie herausgefunden.«
»Was glauben Sie, welches Jahr wir haben, Vorsky, 1967? Oder vielleicht 1973?«
»Es wäre klug von Ihnen, sich an diese Zeiten zu erinnern, Minister.«
»Und Sie wären klug beraten, sich an die Lektionen zu erinnern, die daraus gelernt wurden. Dachten Sie, die Schlussfolgerungen des verstorbenen Captain Bain sind nicht bis zu uns gedrungen? Wie konnten Sie glauben, wir würden nicht herausfinden, wer hinter der Ermordung dieser drei alten Männer steckte?«
»Es waren nicht nur irgendwelche alten Männer.«
»Nein. Einer war stellvertretender Stabschef der Armee. Mein Gott, wenn jemals herauskommt, was Sie getan haben …«
»Na und?«, rief Vorsky, und seine Stimme hallte über die Wüstenlandschaft. »Sollen die übrigen Bastarde in Todesangst flüchten!«
»Es gibt keine anderen, Vorsky. Verstehen Sie das? Ihre Nachforschungen über Paul Hesslers Vergangenheit sind absurd und unbegründet.«
»Das wissen wir noch nicht«, erwiderte Vorsky in ruhigerem Tonfall.
»Genau das ist der Grund, weshalb ich Sie herbestellt habe«, sagte David Turkanis. »Paul Hessler darf nicht angetastet werden. Sie werden Ihre Ermittlungen sofort einstellen.«
»Ist Ihnen klar, was Sie da sagen?«
»Die richtige Frage lautet, ist Ihnen klar, was ich sage, Vorsky? Weil Sie dafür verantwortlich sind. Für das, was erforderlich ist, was auch immer Sie tun müssen.«
»Ich habe meine Quellen«, sagte der ältere Mann und erkannte, wie dumm es in diesem Moment klang.
»Gut. Dann nutzen Sie diese Quellen, um mit jedem fertig zu werden, der Paul Hessler schaden könnte. Die Regierung wünscht, nicht in diese Sache verwickelt zu werden. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
Vorsky blinzelte ärgerlich. »Sie reden, als hätte auch etwas anderes nie stattgefunden.«
Für einen Moment verzerrten sich David Turkanis' Gesichtszüge. Er machte unwillkürlich einen Schritt auf Vorsky zu und schien nahe daran zu sein, ihn zu packen; dann aber zwang er sich zur Ruhe und wühlte mit der Schuhspitze den Wüstensand auf.
»Ich werde vergessen, dass Sie das gesagt haben, Vorsky. Ich informiere Sie hiermit, dass Paul Hesslers Leben jetzt in Ihren Händen liegt. Sie sind für seinen Schutz verantwortlich. Beenden Sie Ihre absurde Vendetta und konzentrieren Sie Ihre Energie auf diese Aufgabe. Sie wissen, was ich meine.«
»Und es widert mich an.«
»Dann bedenken Sie Folgendes: Wenn Paul Hessler irgendetwas passiert, ganz gleich durch wen oder was, wird man Sie zur Rechenschaft ziehen.«
»Ich habe verstanden.«
David Turkanis scharrte mit den Füßen im Sand und nickte. »Dann müssen Sie wohl ein anderes Treffen arrangieren, nicht wahr?«
71.
»Fasils Leibwächter wussten nichts«, berichtete al-Asi, nachdem er und Ben sich herzlich die Hände geschüttelt hatten.
»Ihre Männer arbeiten schnell, Colonel.«
»Ärger führt oftmals dazu, dass ich die Feinheiten vernachlässige. Wir haben es nicht nur mit diesen beiden Männern zu tun, Inspector.«
»Das habe ich mir schon zusammengereimt.«
Sie saßen auf dem Bett im hinteren Teil eines Winnebago-Wohnmobils. Jenseits der geschlossenen Trennwand konnte Ben ein Walt-Disney-Video hören, das sich al-Asis Frau und die drei jüngsten Kinder anschauten. Ben hatte den halbwüchsigen Sohn des Colonels allein bei Schularbeiten sitzen sehen, als al-Asi ihn zum Heck des Winnebago geführt hatte. Der Junge war eine jüngere, lässig gekleidetere Version seines Vaters.
»Andere kamen heute Abend zu meinem Haus«, erklärte der Colonel. Er trug einen taubengrauen italienischen Anzug, elegant wie stets, mit einem Rollkragenpullover anstelle eines Hemdes. »Und sie haben keine Zeitschriftenabos verkauft.«
»Sie hatten es auf Ihre Familie abgesehen«, mutmaßte Ben.
»Ja, die Zielscheibe derselben Leute, die hinter den Morden dieser Kinder stecken, nehmen wir an.«
»Das tut mir Leid.«
Bürgermeister Fawzi Wallid und seine Männer hatten Ben zu dem Winnebago gebracht, der auf dem Hof des Jerusalem Hotel in der Amman Street parkte.
Von dort aus waren es nur gut 30 Kilometer bis
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