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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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es im Grunde getan hat«, antwortete Mundt. »Denn an diesem letzten Tag im Lager hörte mein Vater zu existieren auf. Karl Mundt wurde Paul Hessler.« Mundt ging weiter den Hügel hinauf.
    »Dann ist das Grab, das Sie bei der Fabrik gefunden haben …«
    »Der Mann, der dort begraben wurde, war Paul Hessler – begraben in der Uniform meines Vaters. Sie müssen die Kleidung getauscht haben, bevor mein Vater ihn erschoss. Deshalb glaubte Günther Weiss gesehen zu haben, dass Paul Hessler meinen Vater erschossen hat, während es in Wirklichkeit genau anders herum gewesen ist.«
    »Warum mussten Sie dann die detaillierte Akte über Hessler sehen?«
    »Als letzten Beweis, Pakad Barnea. Ich wusste von gewissen Narben und Muttermalen auf dem Körper meines Vaters, einschließlich einer Narbe von der Verwundung mit einem Bajonett, die er bei der Ausbildung erlitt. Ich wusste, dass Paul Hesslers vertrauliche Akte die Erwähnung solcher Merkmale einschloss.« Seine Miene verfinsterte sich ein wenig. »Leider enthielt der Teil der Datei, den ich sehen durfte, nicht das, was ich suchte.«
    »Also fehlte Ihnen die letzte Bestätigung.«
    »Und das bedeutet, dass ich mir sie von Hessler persönlich holen muss. Genau wie Sie.«
    »Wie ich?«
    »Ihr Vater, Pakad. Hessler ist der Einzige, der Ihnen die Wahrheit über die Vergangenheit Ihres Vaters sagen kann.«
    »Sie bezeichnen ihn weiterhin als Hessler, nicht als Karl Mundt oder Ihren Vater.«
    »Weil er nicht mein Vater ist – nicht mehr. Er ist nur ein anderer Mann, ein Fremder, der für das zahlen muss, was er meiner Mutter und mir angetan hat.«
    »Und Sie brauchen mich, um an ihn heranzukommen.«
    »So denke ich mir das, ja.«
    »Weil er mich kennt.«
    »Es ist auch in Ihrem Interesse, Pakad. Das müssen Sie einsehen.«
    Nach der langen Fahrt mit dem Wagen war Danielle froh über den steilen Anstieg zum Hügel hinauf. Das verschaffte ihr Gelegenheit, all die neuen Fakten zu verarbeiten, zusammen mit denen, die sie bereits wusste. Sie rief sich in Erinnerung, was Günther Weiss von seinem Bürofenster in der Fabrik gesehen haben wollte. Er hatte beobachtet, dass Hessler scheinbar Mundt erschossen hatte, weil die beiden bereits die Kleidung getauscht hatten. In all diesen Jahren war das die Geschichte gewesen, die der ehemalige Hauptsturmführer des Arbeitslagers jedem erzählt hatte, der sie hatte hören wollen.
    Als sie die Hügelkuppe erreichten, stellte Danielle sich herausfordernd vor Mundt hin. »Keine weiteren Spielchen, ist das klar? Ich will wissen, was hier geschehen ist.«
    Mundt hielt ihrem Blick stand. »Gut. Drehen Sie sich um, Pakad Barnea, und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Danielle wandte sich zögernd um und wich ein wenig zur Seite, um Mundt im Auge behalten zu können. Vor ihr war die Hügelkuppe öde und verlassen, ohne eine Spur von Leben und beherrscht von Ziegelsteinschutt und grauen Felsbrocken, die sich mit braunem Erdreich mischten.
    »Nichts«, sagte sie.
    »Ich sehe die Ruine einer Burg«, sagte Mundt beinahe verträumt, während er an Danielle vorbeiging. »Eine von mehreren in dieser Gegend – der perfekte Zufluchtsort. Bei einem Unwetter rettete Mundt sich in diese Burg. Aus irgendeinem Grund waren die Götter in jener Nacht auf seiner Seite. Als das Gewitter abzog, setzte er den Weg fort und rationierte seinen Proviant, während er westwärts durchs Tal zog. Er hatte fast den Fluss Warta erreicht, als er gerettet wurde.«
    »Von der amerikanischen Kommandotruppe unter Sergeant Phipps …«
    Mundt nickte nur. »Karl Mundt wäre gestorben, wäre er nicht auf diese Männer gestoßen. Vielleicht zolle ich meinem Vater nicht genug Achtung. Er war schließlich ein Mensch, der alles von dem Moment an geplant hatte, als er Paul Hessler zum ersten Mal gesehen hatte. Als er ins Lager kam, wusste er, dass das Ende für Deutschland nahe war – deshalb hatte mein Großvater sich so sehr bemüht, ihn von der Front fern zu halten. Aber mein Vater war klug genug zu erkennen, was ihn erwartete, wenn Deutschland vor den Alliierten kapitulierte. Man würde ihn hinrichten, zumindest lebenslänglich ins Gefängnis stecken. Als er meine Mutter zum Abschied küsste, wusste er, dass es das letzte Mal war. Und als er erfuhr, dass sie schwanger war, änderte er nicht das Geringste an seinen Plänen.«
    Danielle trat näher an Mundt heran und blieb mit gespreizten Beinen über einer tiefen Furche in der Form einer großen Reifenspur stehen. Ähnliche

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