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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Fahrspuren durchzogen den Hügel in einem unregelmäßigen Muster. Offensichtlich waren schwere Arbeitsmaschinen vor relativ kurzer Zeit auf diesem Hügel gefahren und hatten die Reste der Burg entfernt, falls Mundts Information stimmte.
    »Das hört sich nicht so an, als würden Sie ihn für schuldig halten«, sagte sie leise.
    »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, ihm die Schuld zu geben. Ich hasse ihn, weil er mich verlassen hat, Barnea, zugleich aber weiß ich, dass ihm keine andere Wahl geblieben war.«
    »Den Platz mit einem Juden zu tauschen.«
    »Mit einem Juden ohne Familie, ohne Besitz, ohne eine andere Identität als diejenige, die er aus dem Arbeitslager mitnahm. Töte diesen Juden und nimm seine Stelle ein. Aber ich bezweifle, dass er vorhatte, ein Volksheld zu werden.«
    »Sie verteidigen ihn.«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Er verließ meine Mutter und mich in Armut und Schande und nahm in all den Jahren niemals Kontakt mit uns auf. Ich wollte ihn mir als Helden vorstellen, aber ich wusste, dass er ein Monster wie all die anderen Nazis war. Ich habe versucht, ihn zu vergessen … aber wie konnte ich das, wenn ich gar keine Erinnerung an ihn hatte? Das machte alles so kompliziert. Da war dieses tiefe Loch am Rande meines Bewusstseins und meines Lebens, das ich niemals ausfüllen konnte. Vor Jahren gab ich auf, es zu versuchen.«
    »Bis Sie herausfanden, dass er lebt – als Paul Hessler. Wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Ein sterbender Deutscher gab mir die Namen der anderen drei Betrüger, die in demselben Lager wie Hessler gewesen waren. Er behauptete, Zeuge gewesen zu sein, wie mein Vater Hessler erschoss, nachdem sie die Kleidung getauscht hatten.«
    »Er hat das Gleiche beobachtet wie Weiss?«
    »Ja. Aber er deutete es richtig.«
    Danielle zögerte. »Und die zweite Liste, die Sie Vorsky gaben …«
    »Entsprach dem gleichen Profil wie dem der drei Männer, da war ich mir sicher. Gegen die meisten war bereits ermittelt worden, und ihr Name war reingewaschen.«
    »Wie bei meinem Vater.« Danielle hatte mit Widerspruch von Mundt gerechnet, doch es kam keiner, und so sprach sie weiter. »Worauf sind Sie aus, Rache? Entschädigung?«
    »Ich weiß es ehrlich nicht. Ich glaube, ich kann mich erst entscheiden, wenn ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe. Ich weiß nur, dass ich das hier tun muss, dass nichts sonst zählt.«
    Danielle fand die Ironie bemerkenswert: Sie würde alles tun, um ihr Kind zu retten; Mundt hatte alles getan, um seinen Vater zu finden. »Es berührt Sie nicht, dass Hessler seit langem der größte Wohltäter des Staates Israel ist?«
    »Ich nehme an, er war auf Wiedergutmachung aus, auf Absolution. Wissen Sie was? Ich glaube, Karl Mundt wurde tatsächlich zu Paul Hessler. Er lebte nicht nur als Jude und Israeli, er war einer. Einer von euch«, fügte Hans Mundt hinzu und starrte Danielle an.
    Danielle erschauerte. »Was ist mit meinem Vater?«
    »Was hat Anna Ihnen erzählt?«
    »Sie sprach von einem Konto, das Hessler im Namen meines Vaters eröffnet hat, aber sonst sagte sie nichts. Gegen meinen Vater wurde von den Wächtern des Tores ermittelt, und sein Name wurde reingewaschen.«
    »Nicht reingewaschen – zu den Akten gelegt.«
    »Was heißt das?«
    »Die Erlaubnis, weiterzuleben, je nachdem, was weitere Ermittlungen ergeben.«
    Einer von Danielles Schuhen glitt in eine nasse, schlammige Furche, und sie zog den Fuß zurück. »Sie glauben, mein Vater war Nazi-Kriegsverbrecher, so wie Ihrer.«
    »Die Beweise sind zu schwer wiegend, um sie zu ignorieren.«
    »Nicht schwer wiegend genug für die Wächter des Tores.«
    »Die Frage ist, ob das für Sie reicht, Barnea.«
    »Er war ein großer Mann!«
    »Das ist mein Vater offenbar auch.«
    Danielle spürte plötzlich ein Prickeln auf der Wirbelsäule. »Woher wusste Anna das alles? Über Sie, über mich?«
    Hans Mundt wandte sich von den Ruinen der Burg ab, die die Rettung für seinen Vater gewesen war. »Von Abraham Vorsky. Das haben Sie selbst gesagt.«
    »Sie sind ein Narr, Mundt. Indem Sie nach Polen gekommen sind, haben Sie ihnen direkt in die Hände gespielt.«
    »Anna Krieger wusste nicht, was ich hier gefunden habe.«
    »Aber Vorsky wusste es und hat es ihr erzählt! Beide wussten, dass Sie hierher zurückkehren würden, nachdem Sie mich gerettet haben.«
    Mundts Augen weiteten sich, und sein Gesicht lief rot an, als er zu den Bäumen herumfuhr, von denen die Hügelkuppe gesäumt war. Er

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