Die Hüter der Nacht
sagen. Doch die bloße Vorstellung genügte.
General Efrain Janush genoss es, dass diese Frau die Sklavin seines Geldes und seiner Launen war.
Die Frau nahm sein Glied in den Mund. Der General krallte die Hände in ihr Haar, während ihr Kopf auf seinem Schoß auf und ab glitt.
Er sah nicht, wie sie langsam die Hände hob.
Männer waren schwache Geschöpfe, anfällig, ja verloren in ihrer sexuellen Gier. Wie passend, überlegte die Frau, dass dieser Auftrag ihr erlaubte, jene besonderen Fähigkeiten zu nutzen, die sie im Laufe der Jahre entwickelt hatte.
Und ihre besondere Waffe einzusetzen.
Fingernägel mit einem messerscharf geschliffenen Stahlrand. Ein kurzes Ziehen über eine Schlagader, mehr war nicht nötig.
Das Lustgefühl des Generals wurde so groß, so überwältigend, dass er nur einen leichten Stich an der Kehle verspürte. Im nächsten Moment war er mit Blut bespritzt, das aus der klaffenden Wunde an seiner Gurgel sprudelte.
Schock und Schmerz lähmten den General. Er wollte schreien, brachte aber keinen Laut hervor, spürte in hilflosem Entsetzen, wie das warme Blut an seiner Brust und seinen Armen hinunterlief und alle Kraft aus seinem Körper strömte.
Als Letztes erkannte er, dass das scheußliche Gurgeln in seinen Ohren von ihm stammte.
Dann endete aller Schmerz, und es gab nur noch Dunkelheit.
Captain Bain betrat das Arbeitszimmer, als er sicher war, dass die Besucherin des Generals gegangen war.
Er entriegelte die Tür und lauschte einen Augenblick. Kein Geräusch war zu hören. Bain betrat das Arbeitszimmer …
… und blieb entsetzt stehen.
Der General saß in seinem Sessel, und das Blut vom Schnitt in seiner Kehle wirkte wie ein roter Latz auf seiner Brust. Seine Augen waren hervorgequollen und starrten ins Leere.
Bain sah das offene Fenster.
Die Person, die den General ermordet hatte, war spurlos verschwunden.
DRITTER TAG
29.
Paul Hessler hatte wieder einmal vom Arbeitslager geträumt. Jedes Mal, wenn er dachte, die Erinnerungen seien zu tief vergraben, als dass sie ihn noch quälen könnten, kehrten sie mit einer Wucht und Intensität zurück, als wäre alles erst gestern geschehen. Hessler hatte gelernt, diese Erinnerungen einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Doch über das Unterbewusstsein besaß er keine solche Macht, und es meldete sich, wenn er schlief, besonders in Zeiten, da er großem Stress ausgesetzt war.
Bei seiner Rückkehr nach New York war er am Flughafen von Franklin Russett abgeholt worden, einem ehemaligen FBI-Agenten, der nun die Sicherheitsabteilung der Hessler Industries leitete. Russett war von einer Phalanx bewaffneter Männer mit winzigen Kopfhörern begleitet worden.
»Was soll das?«, fragte Hessler.
»Eine Vorsichtsmaßnahme, Sir«, erklärte Russett. »Unter den gegebenen Umständen habe ich veranlasst, dass Ihr Sicherheitspersonal vergrößert wird.«
»Gut. Dann veranlassen Sie jetzt, dass es auf das normale Maß verringert wird.«
»Sir …«
»Hören Sie, ich werde meine Lebensweise nicht ändern. Das musste ich bereits einmal, und ich habe nicht die Absicht, das zu wiederholen. Ich werde meinen normalen Tagesablauf beibehalten, meinen Morgenspaziergang machen und jeden Mittwoch die Fakultät besuchen. Jedenfalls sooft wie möglich.«
Hessler stand auf, als über der Skyline von Manhattan der Morgen graute. Seit der Scheidung von seiner zweiten Frau hatte er mit keiner anderen Frau das Bett geteilt und verspürte auch nicht den Wunsch danach. Aber er wünschte sich, sein Leben mit seinen Kindern zu teilen. Im Gegensatz zu Ari jedoch hatten sie ihr eigenes Leben und nicht den Wunsch, dem Weg zu folgen, für dessen Erreichen ihr Vater so hart gearbeitet hatte.
Einst hatte er sich ein Leben inmitten der Familie vorgestellt … seine Kinder und Enkel hatten sich in Manhattan niedergelassen, sodass er sie sehen konnte, wann immer er den Wunsch hatte …
Sicher, er hatte sie gestern gesehen, als die Familie sich in New York für Aris Beerdigung versammelt hatte. Doch in ein paar Tagen, höchstens einer Woche, würden sie wieder in alle Winde zerstreut sein – mit Versprechen, die sicherlich gebrochen würden und mit Angeboten, vergangene Entscheidungen noch einmal zu überdenken. Doch in Wahrheit interessierte sich keines von Hesslers Kindern fürs Geschäft.
Nur Ari hatte sich dafür interessiert.
Und Ari wurde an diesem Morgen beerdigt.
Hessler zog seine Pantoffeln und den Morgenrock an, setzte sich auf die Bettkante und
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