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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mit einer auffordernden Geste zu. »Spiel weiter.« Sie sah ihn noch einen Augenblick an, um sich so lange wie möglich an seinem Lächeln zu wärmen. Sie kannte ihren Vater nicht gut, aber dennoch spürte sie, dass er niedergeschlagen oder besorgt war, und sie fragte sich, ob es diese ungewohnte Gemütsverfassung war, die ihn ihr gegenüber so untypisch milde stimmte. Dann legte sie die Hände wieder auf die Saiten der Harfe, um seinem Wunsch zu entsprechen. Sie wollte nicht riskieren, ihn zu verstimmen. Es waren so seltene, kostbare Momente, die sie mit ihren Eltern verbringen konnte, kurze Augenblicke, da sie sich vorstellen durfte, sie wären eine ganz normale Familie.
    Adela Beauchamp, Julianas Mutter, hatte ihren Stickrahmen nahe ans Fenster gerückt, um das letzte Licht des klaren Frühlingsnachmittages für ihre Arbeit zu nutzen. Mit gebeugtem Kopf und einer schier unerschöpflichen Geduld, die Juliana niemals hätte aufbringen können, stickte sie mit einem Goldfaden die Krone des Königs auf ihrem Wandteppich.
    Der Bischof hatte auf der gepolsterten Fensterbank Platz genommen und die Hand unauffällig auf ihr Knie gelegt. Er saß ihr im Licht, aber Adela beschwerte sich nicht. Auch sie genoss die wenigen vertrauten Stunden, die sie sich stahlen.
    Juliana hatte eine Ballade von Eric und Enide angestimmt, und nach einer Einleitung von mehreren komplizierten Läufen begann sie zu singen. Sie hatte eine schöne, klare Stimme. Beaufort lauschte ihr mit sorgsam verborgenem Vaterstolz. Wie alle Lancaster besaß Juliana musikalisches Talent, und im Gegensatz zu so vielen anderen Dingen, die sie begonnen und nach kurzer Zeit wieder aufgegeben hatte, widmete sie sich dem Harfespiel und dem Gesang mit Hingabe.
    »Sie wird wirklich gut«, raunte der Bischof seiner Mätresse zu.
    Adela nickte. Ihre Augen funkelten spitzbübisch, und sie setzte zu einer – zweifellos spitzen – Erwiderung an. Doch ehe sie einen Ton gesagt hatte, wurde einer ihrer schlimmsten Albträume wahr: Krachend flog die Tür auf, und ein fremder Ritter stürzte herein. Offenbar hatte er die Tür mit einem Tritt geöffnet, denn er hielt mit jeder seiner Pranken eine der Wachen, die genau zu dem Zweck, ein Debakel wie dieses zu verhindern, auf dem Korridor standen. Er hatte die jungen Soldaten bei der Gurgel gepackt, und beide gaben entrüstete Röchellaute von sich.
    Der Bischof hatte blitzschnell reagiert. Noch ehe die Tür sich ganz geöffnet hatte, war er aufgesprungen, zwischen sie und die beiden Damen geglitten und hatte den Dolch gezückt, den er unauffällig unter der Kleidung verborgen trug, Tag und Nacht.
    Als er den Eindringling erkannte, ließ er die Waffe jedoch sinken. »Seid so gut und lasst meine Wachen los, eh Ihr sieerwürgt. Was allerdings kein großer Verlust wäre«, fügte er mit einem düsteren Blick auf die beiden jungen Unglücksraben hinzu, die jetzt, dem Klammergriff entronnen, selbst beide Hände an ihre Kehlen legten und feuerrot anliefen. Ob vor Atemnot oder vor Scham über ihr klägliches Versagen, war nicht auszumachen.
    Beaufort ruckte den Kopf zur Tür. »Hinaus mit euch.« Er wartete, bis die Wachen sich aus dem Staub gemacht hatten, ehe er seinen Besucher fragte: »Nun, Sir? Ich nehme an, Ihr bringt Neuigkeiten?«
    Raymond nickte. »Die verdammten Dauphinisten haben ihn. Eure Spione …«
    »Kennt Ihr Lady Adela Beauchamp und ihre Tochter, Waringham?«, fiel der Bischof ihm schneidend ins Wort.
    Raymond sah blinzelnd auf und schien plötzlich wieder zu Verstand zu kommen. Er verneigte sich mit der Hand auf der Brust. »Eine Ehre, Ladys. Ich bitte um Vergebung für mein rüdes Eindringen und bedaure, wenn ich Euch erschreckt habe. Es ist eine Angelegenheit größter Dringlichkeit, die mich herführt.«
    Adela Beauchamp erhob sich mit einem strahlenden Lächeln. Sie war eine vollendete Dame – niemand hätte ahnen können, wie groß ihr Schreck gewesen war, wie bitter ihre Enttäuschung über das plötzliche Ende ihres trauten Beisammenseins. »Dann überlasse ich Euch der Politik, Gentlemen.« Sie streckte die Hand Richtung Harfe aus. »Komm, mein Kind.«
    Juliana war keine vollendete Dame. Sie stand von ihrem gepolsterten Schemel auf und trat langsam auf Raymond zu. Sie hatte seinen Namen genau verstanden, und es schienen Johns Augen zu sein, die ihren unverwandten Blick ernst erwiderten. »Wen haben die Dauphinisten, Mylord?«, fragte sie.
    Raymond fing über ihre Schulter Beauforts warnendes Kopfschütteln auf

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