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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Bitte, Gott, lass ihn nicht sagen, sie will ihr Kind in Waringham bekommen.«
    »Nein. Du hast mir einmal von deiner Halbschwester erzählt, die irgendwo in einem entlegenen Winkel von Lancashire ein kleines Gut besitzt. Und du sagtest, wenn ich mich recht entsinne, sie sei ein bisschen verrückt, züchte Pferde und sei obendrein Hebamme. Richtig?«
    »Anne, ja. Sie muss inzwischen steinalt sein.«
    »Aber wenn sie gestorben wäre, hättest du es erfahren?«
    John nickte. Joanna und Ed hätten in Burton davon gehört, denn ihre Burg war nicht weit vom Gut seiner Schwester entfernt, und Jo hätte ihm Nachricht geschickt.
    »Glaubst du, deine Schwester würde die Königin und mich für die entscheidenden Monate aufnehmen und sie entbinden?«
    »Ich kenne meine Schwester überhaupt nicht«, gestand John. »Ich habe sie ein einziges Mal gesehen, und da muss ich jünger gewesen sein als der König heute. Aber nach allem, was ich gehört habe, würde sie es vermutlich tun, ja.«
    »Wirst du ihr schreiben und sie fragen? Du musst ihr ja nicht sagen, um wen es sich handelt.«
    John grinste. »Sie wird es wissen. Und wahrscheinlich erwartet sie euch schon. Meine Schwester Anne hat hellsichtige Träume, Owen.« Er sagte es spöttisch, denn er hielt das für ein Märchen.
    Tudor hingegen war Waliser und fand nichts Ungewöhnliches an Hellsichtigkeit. Augenblicklich fasste er Vertrauen zu der Unbekannten. »Dann sag mir nur, wo ich sie finde.«
    »Es heißt Fernbrook Manor und liegt nicht weit von Burton.Wenn dir ein glaubwürdiger Vorwand einfällt, kannst du meinen Schwager Ed Fitzroy nach dem Weg fragen. Er ist der Earl of Burton und sitzt folglich im Parlament.« Aber Jo hatte er zu Johns Enttäuschung nicht mitgebracht.
    »Oh, das trifft sich gut. Mir fällt schon was ein.«
    John lächelte. »Darauf wette ich.«
    Es war einen Moment still. Es würde also doch passieren, ging John auf. Er würde den König auf den Kontinent begleiten, Tudor würde mit der Königin nach Norden gehen. Der Himmel allein mochte wissen, wann sie sich wiedersehen würden. Der Gedanke erfüllte John mit Wehmut, aber weil er sich dessen schämte, konnte er nur sagen: »Meine arme Juliana. Sie wird die Königin furchtbar vermissen.«
    »Das bringt mich zu meiner dritten Bitte, John.«
    Der verdrehte die Augen. »Süßer Jesus … wie viele noch?«
    »Es ist die letzte«, versprach Tudor.
    »Also?«
    »Juliana wird nicht mit dir auf den Kontinent gehen, oder?«
    John schüttelte den Kopf. Aller Voraussicht nach würde es keine gefährliche Reise, denn sie mussten natürlich Sorge tragen, dass ihr junger König immer in Sicherheit war. Aber Frankreich war ein vom Krieg gezeichnetes, unsicheres Land. Wo heute Ruhe herrschte, konnte morgen die Hölle losbrechen. Dem wollte er seine Frau nicht aussetzen.
    »Würdest du ihr dann gestatten, die Königin zu begleiten? Bis das Kind da ist?«
    »Natürlich. Wenn sie will.«
    »Oh ja, sie will.«
    John richtete sich auf. »Juliana weiß schon von dieser verdammten Sache?«
    Tudor nickte. »Sie wusste von der Schwangerschaft eher als ich.«
     
    John machte sich umgehend auf die Suche nach seiner Frau, um sie mit bitteren Vorwürfen zu überhäufen. Diese ganze Geschichte erfüllte ihn mit einem dumpfen Zorn. Tudor unddie Königin machten ihn zum Komplizen eines Verbrechens, brachten ihn in eine prekäre Lage, und er wollte gar nicht daran denken, wie oft er seinen König würde belügen müssen, wann immer dieser in Zukunft nach seiner Mutter fragte. All das war John verhasst. Und das wusste Juliana ganz genau, hatte es aber nicht für nötig befunden, ihn einzuweihen und vorzuwarnen.
    Die Wache vor den Gemächern der Königin teilte ihm mit, man habe Juliana heute noch nicht gesehen. In der Kapelle und in der wohlig warmen Kinderstube, wo Kate und die kleinen Töchter anderer Ritter und Höflinge unter Anleitung der Amme die Krönung vom Vortage nachspielten, fand er sie auch nicht. Weil nicht viele andere Möglichkeiten blieben, ging er schließlich zu ihrem Quartier und riss die Tür auf. »Juliana?«
    Der Raum war klein, schmucklos und unbeheizt. Bei weitem nicht so bequem wie ihre Gemächer in Windsor. Es zog durch das unsauber verglaste Fenster, und eine klamme Kälte herrschte im Raum. Trotzdem nahm John den beunruhigenden, unverwechselbaren Blutgeruch wahr.
    »Juliana …«
    Er fand sie jenseits des großen Bettes. Sie lag gekrümmt auf dem strohbedeckten Boden, der blaue Rock nass von Blut, und sie

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