Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
zurück, um mit den Lords zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte.
    »Diese verdammte Ruhr macht uns wieder einmal einen Strich durch die Rechnung«, erklärte sein junger Bruder Gloucester und kaute nervös am Nagel des linken Zeigefingers. »Sie war seit jeher unser Fluch auf jedem Frankreichfeldzug.«
    Raymond fragte sich flüchtig, woran das nur liegen mochte. Fände man die Ursache, könnte man es vielleicht abstellen, dachte er. Doch er musste Gloucester Recht geben. »Wir können den armen Dorset ja auch nicht mutterseelenallein hier in Harfleur lassen. Ein paar hundert Männer wird er brauchen. Ich schätze, was uns bleibt, sind gerade einmal fünftausend Mann. Zu wenige.«
    Was er meinte, war: zu wenige für einen Marsch auf Paris. Ein solches Wagnis durften sie nur eingehen, wenn ihre zahlenmäßige Überlegenheit ihnen gewiss war.
    »Und es wird Herbst«, warf Exeter ein. »Auf diesen seltsam sommerlichen September mag sehr wohl ein nasser Oktober folgen. Ich fürchte, Waringham hat Recht, Sire: Für dieses Jahr ist es vorbei.«
    Harry rieb sich unwillig die Stirn. »Nein. Das kann ich nicht tun, Onkel. Wenn wir jetzt nach Hause segeln, wird uns das Hohngelächter des Dauphin über den Kanal folgen, und Harfleur wird sehr bald eine belagerte Insel sein.«
    »Aber was sonst bleibt uns übrig?«, fragte Clarence. »Wir können unmöglich vor den Toren Harfleurs überwintern.« Er war immer noch bleich, aß und trank nichts, und seinen Augen konnte man ansehen, dass er unverändert fieberte. Doch das Schlimmste hatte er überstanden. Ihm ging es besser als dem Großteil der Truppe.
    »Du hast Recht«, stimmte der König zu. »Aber das heißt nicht, dass wir wie ein Haufen Feiglinge nach Hause kriechen müssen, Sirs. Vielmehr werden wir quer durch die Normandie marschieren und sie somit in Besitz nehmen, da sie mir ja von Rechts wegen zusteht, nicht wahr?«
    »Durch die Normandie ziehen?«, wiederholte Gloucester verständnislos. »Wohin?«
    »Nach Calais.«
    Die Lords tauschten entsetzte Blicke.
    »Das sind mindestens hundert Meilen, Sire«, warnte Gloucester.
    Raymond schüttelte den Kopf. »Hundertfünfzig. Und unsere Männer sind krank. Ein solcher Marsch, womöglich bei schlechtem Wetter … wir wären leichte Beute.«
    Harry grinste verwegen. »Für wen, Raymond? Etwa für den Dauphin, der sich hinter den Mauern von Rouen versteckt? Oder den ruhmreichen Konnetabel, der sich nicht einmal über die Seine wagt?«
    »Wir sollten sie nicht unterschätzen«, riet der erfahrene Exeter und strich sich beunruhigt über den Rauschebart. »Wenn sie erkennen, wie geschwächt wir sind, werden sie sich wie Aasvögel auf uns stürzen.«
    Harry schlug mit den flachen Händen auf den Tisch. »Noch sind wir aber kein Aas! Sollen sie doch kommen! Ich sage euch: Die Normandie ist mein Herzogtum. Wehe dem, der sie mir streitig machen will!«
     
    Es blieb dabei. Harry schlug alle Warnungen in den Wind, und am Morgen des achten Oktober brachen sie in nordöstlicher Richtung auf. Der Himmel war grau; immer mehr schwarzeWolken trieben vom Meer heran. Nach gut zwei Stunden begann es zu regnen, und während der nächsten vierzehn Tage sollte es kaum je wieder aufhören.
    Der König hatte seiner Armee befohlen, nur mit leichtem Gepäck zu marschieren, damit sie schneller vorankamen und die kranken, geschwächten Männer nicht mit unnötigem Gewicht belastet wurden. Der Großteil des Trosses war in Harfleur zurückgeblieben, auch die Proviantwagen. Gleichzeitig hatte Harry aber auch verboten, die normannischen Dörfer zu plündern, denn er wollte die Bevölkerung auf seine Seite bringen, den Menschen klar machen, dass sie unter englischer Herrschaft nicht die Willkür zu erdulden hatten, die sie von den Franzosen kannten. Das mochte im Prinzip ja eine kluge Idee sein, räumten die Männer ein, aber es bedeutete, dass sie sich mit mageren Rationen begnügen mussten.
    »Und der König ist unerbittlich«, berichtete John seinen Freunden mit gesenkter Stimme. »Er hat gesagt, wer gegen das Plünderungsverbot verstößt, wird bestraft, wer eine Kirche oder ein Kloster bestiehlt, wird aufgehängt.«
    »Ich würde nicht riskieren, ihn auf die Probe zu stellen«, erwiderte Tudor ebenso gedämpft. »Die Männer sollten lieber die Gürtel enger schnallen. König Harry macht keine leeren Drohungen – das wissen wir Waliser besonders gut«, schloss er spöttisch.
    Hugh Fitzalan, der untypisch teilnahmslos war und mit grimmiger Miene und

Weitere Kostenlose Bücher