Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Einbrecher war schon fort, als wir nach unten kamen«, erklärte Leslie. »Aber natürlich waren wir furchtbar erschrocken, und Emily hat einen Schock erlitten. Wir haben die Polizei benachrichtigt, und meine Versicherung. Aber ich muß wissen, welche Gesellschaft für dein Cembalo zuständig ist.«
    Sie notierte sich Simons Angaben.
    »Das Instrument hat Alison gehört und ist von daher unersetzlich«, meinte Simon. »Aber wie ich dir schon sagte, ist es für ein Cembalo nicht besonders wertvoll. Wichtig ist mir, daß euch beiden nichts geschehen ist. Man stelle sich vor, eine von euch hätte diese Kreatur auf frischer Tat ertappt und wäre verletzt worden! Ich hoffe nur, daß die Polizei ihn faßt und ihm das Fell abzieht – ach was, das wäre noch zu gut für so einen! Und ich kann euch nicht einmal beistehen! Wenn ich könnte, würde ich die erste Maschine nach Hause nehmen. Aber Heysermann hat sich als schwierig erwiesen. Ich muß morgen nach Montreal. Wahrscheinlich bin ich am Montag zurück, aber nicht mal das kann ich mit Sicherheit sagen. Leslie, mir wäre wohler, wenn ihr beide solange in meine Wohnung ziehen würdet. Ich rufe den Hausmeister an. Bei mir wärt ihr bis zu meiner Rückkehr gut aufgehoben – das Gebäude besitzt einen eigenen Sicherheitsdienst. Und natürlich kann Emily mein Klavier benutzen, und jedes meiner Cembalos. Ich wüßte euch in Sicherheit, bis dieser … dieser Mistkerl hinter Gittern sitzt. Am besten in einer Zwangsjacke. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand bei klarem Verstand ist, der so etwas anrichtet.«
    Leslie konnte ihm nur beipflichten.
    »Das ist ganz lieb von dir, Simon, aber ich kann das Haus nicht allein lassen. Schließlich ist hier mein Heim, und wenn ich es verlasse, wäre das wie eine Einladung für weitere Einbrecher. Außerdem … dieser Verrückte hat seine Arbeit getan. Warum sollte er zurückkommen? Und die beiden Polizisten, die wir kennen, werden ein Auge auf uns halten.«
    »Nun ja, wenn du meinst …«, entgegnete Simon zweifelnd. »Wenn ihr mich wirklich braucht, komme ich sofort zurück. Aber Wayland ist in Montreal, und ich möchte unbedingt versuchen, mit ihm zu sprechen, bevor er nächste Woche nach Buenos Aires fliegt. Hätte Heysermann mich nicht im Stich gelassen, könnte ich jetzt bei euch sein!« fügte er heftig hinzu. »Ruft auf jeden Fall einen guten Schlüsseldienst an, und laßt alle Schlösser und Riegel austauschen und die Fenstergitter überprüfen.«
    »Simon, Emily bekommt gleich einen Anfall, wenn ich ihr nicht den Hörer gebe«, fiel Leslie ein.
    »Sag ihr, daß ich mit ihr spreche, wenn ich zurück bin, Liebling. Ich muß jetzt unbedingt den Flug nach Montreal buchen. Bist du sicher, daß ihr ohne mich klarkommt?«
    »Aber ja«, antwortete Leslie, wobei sie sich fragte, was mit Heysermann schiefgegangen war.
    »Sobald ich weiß, wann ich zurückkomme, rufe ich dich an. Ich liebe dich«, sagte Simon und legte auf.
    »Ich wollte noch mit Simon reden!« protestierte Emily, als Leslie aufhängte.
    »Er war sehr in Eile, Emmie, zwischen zwei Flügen«, meinte Leslie begütigend, fragte sich aber, warum Simon Emily nicht hatte trösten wollen.
    »Ich wollte ihn fragen, wie das Gespräch mit Heysermann gelaufen ist«, sagte Emily. »Natürlich kann Simon noch nicht selbst auftreten, aber er hätte das Concerto gleich für den nächsten Winter in Heysermanns Terminkalender quetschen und jemanden wie Clayborne, Di Arcangeli oder Madeleine Lucas als Solisten verpflichten können.«
    »Soviel ich weiß, wollte er selbst spielen«, wandte Leslie ein.
    »Da mußt du ihn falsch verstanden haben, Les. Ein technisch so schwieriges Stück wird er noch auf Jahre hinaus nicht bewältigen können, und nach dieser langen Pause … aber das weiß Simon selbst«, versetzte Emily entschieden.
    »Nun ja, du kennst dich natürlich besser aus als ich …«
    »Ich habe schließlich Ohren«, erwiderte Emily. »Wenn Simon vernünftig ist, sieht er ein, daß er dieses Konzert nicht spielen kann. Einige Stücke von Grieg schafft er mit seinen verletzten Händen vielleicht«, fügte sie hinzu – mit völlig unbewußter Arroganz, wie Leslie bemerkte –, »aber nichts Ernsthaftes.«
    Leslie schaute ihre Schwester zweifelnd an. Emily war immer sehr von sich eingenommen. Ihre Worte waren eine vorgefaßte Meinung, kein objektives Urteil. Konnte eine Studentin wirklich mehr wissen als Simon selbst, der überzeugt war, das Stück spielen zu können? Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher