Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
funkelnd.
"Meins!", zischte die Schlange.
“Welch ein Schmuckstück sie in meiner Sammlung wäre …”
Das unheilverkündende Lächeln umspielte Vipers Mundwinkel, bevor sein Verstand sich endgültig verabschiedete und er im Bruchteil einer Sekunde vor dem Thron stand.
Wie dumm der Hahn war, sich noch nach tausenden, gemeinsamen Jahren von seiner entspannten Haltung täuschen zu lassen!
Vipers Hand schloss sich hart um seine Kehle und riss ihn in die Höhe, sodass seine Füße über den nachtdunklen Boden schleiften.
“Widersprichst du mir?”, fauchte die Schlange fragend.
Wie ein ertrinkendes Frettchen wand sich der Dämon in seinem Griff und fuhr mit ausgefahrenen Klauen verzweifelt über seine Handgelenke. Doch die Wunden heilten, bevor auch nur ein Tropfen schwarzen Blutes hervorquellen konnte.
“Tztz!” Viper schnalzte tadelnd und schloss seine Finger noch fester um die Kehle des Hahns, bis er sein kuschendes Röcheln vernahm.
“Du wirst dich nie wieder an der Seele meines Mädchens vergreifen! Gehorchst du mir?”
“Ja, Erster Höllenfürst”, keuchte der Erzdämon krächzend.
Viper musterte den Hahn noch für einige Atemzüge süffisant, bevor er ihn widerwillig fallen ließ und einen Schritt zurücktrat.
Der andere kauerte sich ergeben auf die Knien und schnappte ächzend nach Luft - Viper widerstand tugendvoll dem Verlangen, ihm einen brüderlichen Tritt zu versetzten.
In diesem Augenblick spürte er einen scharfen Stich in der Brust, vom Schlüsselbein über sein rasendes Herz hinweg.
Doch das beißende Brennen war nur der Schatten eines anderen Schmerzes, der nicht zu seinem Körper gehörte.
"Catharina!"
Er hatte schon viele Seelen an sich gebunden und gebrochen, aber niemals zuvor ein fremdes Gefühl einzufangen vermocht …
Viper wirbelte herum und stieß ein leises Zischen aus, erneut umspielten ihn die Aschewolken im wilden Tanz.
Seine Seele zog ihn zurück in die irdische Welt. Zu einer Sterblichen, der sein Hass gebühren sollte - für jene menschliche Schwäche, die sie in ihm weckte.
Zorn, Sorge und Angst … Verdammt!
Wer immer es gewagt hatte, ihr Leid zuzufügen würde dafür büßen!
Zorn
Sie versuchte allein ihren eigenen Atemzügen zu lauschen, die Augen in scheinbarer Ruhe geschlossen. Denn die Dunkelheit hinter ihren Lidern erschien ihr tröstlicher und weicher, als das eiskalte Dämmerlicht um sie herum.
Catharina drehte sich wimmernd auf den Rücken. Feuchtes Stroh knisterte höhnisch unter ihren schmerzenden Muskeln.
Der stärkste Hass wird aus Liebe geboren.
Das größte Leid aus Verrat.
Immer wieder schweiften die Bilder durch ihre Sinne, noch Jahre später sollte sie sich an jenen Morgen erinnern…
*
… Er ist besorgt. Sie weiß es.
Sie liest es in seinen Augen, den wachsamen Blicken und seiner Hand, die immer wieder zum Schwertgürtel zuckt.
Bereits als sie aus ruhigen Träumen erwachte, saß er starr auf ihrer Bettkante, erwartete den Aufgang der Sonne.
“Vater?”, fragt die junge Frau ihn beunruhigt, als sie das Eis in seinen geliebten Zügen sieht. Sie will wissen, was geschieht - natürlich, sie hasst es unwissend und hilflos zu sein. Er weiß es.
“Eine Ahnung”, antwortet ihr Vater rau und schüttelt dann langsam den Kopf. “Es ist nichts. Schlaf weiter, kleine Eule …”
Doch sie richtet sich auf und lehnt die Stirn sanft an seine Schulter, bringt seine huschenden Hände zur Ruhe.
“Ganz der Jägersmann”, neckt Catharina ihn lächelnd, wünscht sich das warme Funkeln in seine Augen zurück. “Schon zwischen den Bettfellen auf der Pirsch.”
In diesem Moment zerbricht die friedliche Stille, ihr Kopf ruckt nach oben, als sie die Rufe vielerlei Stimmen vernimmt.
Ihr Vater setzt zum Fenster hinüber, sie bleibt dicht an seiner Seite und blickt hinaus.
Eine wütende Menschenmenge bewegt sich zwischen den tanzenden Nebelfetzen, Heugabeln und Sicheln blitzen im frühen Sonnenlicht.
Allein die dunkel gekleideten Männer auf den Rössern erkennt sie nicht.
Der Jäger stößt einen wilden Fluch aus und wirbelt zu ihr herum.
“Bleib hier und versteck dich, Tochter!”
Natürlich gehorcht sie ihm nicht.
Er versetzt der Tür einen zornigen Tritt, stürmt auf die Lichtung hinaus. Sie hört seine Stimme, wütend und ungehalten, einer der Fremden schwingt sich vom Pferd und tritt ihm entgegen.
Sein Lächeln ist kalt, widerspricht dem hölzernen Kreuz, das über dem schwarzen Lederwams baumelt.
“Wir wollen
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