Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
und leblos in sich zusammensackte.
Angstvolles Geschrei erfüllten den Raum, die Männer stürzten der Tür entgegen, doch Viper empfing sie fauchend. Lodernde Flammen wanden sich um seine Handgelenke.
Seine Macht peitschte tintenschwarz und tödlich, zwang sie vor ihm zurückzuweichen, aber die Schlange war schneller als die menschlichen Sinne.
Vipers Klauen schlossen sich erbarmungslos um die Kehle ihres Kerkermeisters, brachen das Genick, ohne den Hauch eines Zauderns.
Sein Kopf ruckte hoch, als er das gepeinigte Stöhnen des Geistlichen vernahm, der soeben aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte.
Gemächlich trat der Dämon über den Leichnam des Wächters hinweg und näherte sich der zusammengesunkenen aschblonden Gestalt.
“Wir sehen uns in der Hölle!”, schnurrte er verheißungsvoll und beugte sich zu dem Priester hinab.
“Viper …”
Sie vermochte ihr leises Wispern selbst kaum zu vernehmen, doch er spannte die Schultern an und war einen Wimpernschlag später über ihr.
Catharina zuckte nicht vor seinen Schlangenaugen zurück, deren Pupillen sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen hatten, nicht vor den blutverschmierten Klauen und seiner grausamen Schönheit.
“Bitte … bring mich hier weg”, flüsterte sie mit brechender Stimme.
Viper zerriss pfeilschnell die ledernen Fesseln, bevor er die Arme unter ihren zitternden Körper schob und sie behutsam an seiner Brust barg.
So unendlich vorsichtig und sanft für einen Erzdämon, der eben noch kaltblütig und brutal gemordet hatte.
Und doch vergrub sie das Gesicht in seinem silbernen Haar und lauschte seiner samtigen, dunklen Stimme.
“Niemand wird dir je wieder wehtun, kleine Sünde. Ich lasse nicht zu, dass sie dich verletzen. Schsch … Deinem Vater geht es gut, hörst du, mein Herz? Ich bringe dich zurück.”
Der Aschehauch umspielte ihre Sinne, bevor der lichtlose Raum um sie herum endlich seine Konturen verlor und in Schatten verschwamm.
Catharina spürte weiches Gras unter ihren Füßen, sie blinzelte gegen das blendende Sonnenlicht. Ihre Seele schien zu tanzen, erkannte den geliebten Wald schneller, als ihre Augen es vermochten.
Doch auch der Schmerz war einer tröstenden Taubheit gewichen und als sie verwundert nach der klaffenden Wunde suchte, fand sie allein eine feine Narbe.
Sie wirbelte herum, zu Viper wie sie annahm, hatte er sie schließlich durch die Schattenwelt getragen.
Der Dämon jedoch lief einige Fuchssprünge weiter über die Lichtung, - hin und her, hin und her - alles an seiner Körperhaltung zeugte von wütender Anspannung.
“Viper?” Fordernd schnitt sie ihm den sinnlosen Weg ab, sodass er gezwungen war, stehen zu bleiben und sie anzusehen.
Ihr stürmisches Lächeln, schien ihn auf seltsamerweise vollends aus der Fassung zu bringen. “Was hast du?”
“Was ich habe, Liebes?”, knurrte Viper ungehalten. “Ein dummes, törichtes Mädchen an den Eiern, das scheinbar nichts Besseres zu tun hat, als sich von einer Gefahr in die nächste zu stürzen!”
Verblüfft betrachtete Catharina seine glühenden Augen. Sie hatte nicht geahnt, dass er launisch war.
Bevor sie jedoch zu einer scharfzüngigen Erwiderung ansetzten konnte, unterbrach er sie bereits mit zischenden Tiraden.
“Wie konntest du überhaupt den Schutzkreis verlassen?”
“Welchen Schutzkreis?”
“Und warum setzt du nicht endlich deine Kräfte ein, um dich zu verteidigen?”
“Welche Kräfte, verdammt?”
“Dummes Ding!”
Er war so dicht an sie herangetreten, dass Catharina seinen kalten, ungezügelten Atem auf der Stirn spürte, obgleich sie sich so hoch aufgerichtet hatte, wie es ihr möglich war.
“Warum bist du zornig auf mich, Viper?”, fragte sie flüsternd.
Ruckartig wirbelte er herum, rammte schwungvoll ihren Dolch in die Erde und ließ sich schließlich stöhnend auf einem umgestürzten Baumstamm nieder.
“Da liegt das Problem, kleine Sünde!” Aufgewühlt presste er die Finger gegen seine Schläfen. “Ich bin Kaltherzigkeit und Gleichmut, Eis und Asche. Ich kann keinen Zorn empfinden … Ich dürfte nicht fühlen.”
Verlust
Verwirrt kniff Catharina die Augen zusammen und trat einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu.
“Man kann nicht leben, ohne zu fühlen”, wisperte sie leise, innerlich widersprach sie sich jedoch sogleich.
Sie hatte Vipers Kälte gespürt, seine eisige Ruhe und die arrogante Gleichgültigkeit mit der er über die Gefühle der Sterblichen richtete.
Aber das war nicht alles,
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