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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Gris tief verunsichert. Bramble hingegen war zutiefst frustriert. Wie?, hätte sie rufen wollen.
    Dotta lächelte, wobei ihr zahnloser Mund in dem flackernden
Licht feucht glänzte. »Wie?«, wiederholte sie. »So wie Jäger ihre Beute anlocken. Wie sonst?«
    Sie berührte die Wand sanft an den Stellen, wo die gerundeten Formen aufgemalt waren. Während der Knochen vor und zurück schwang, flackerten Schatten über die Formen und hinterließen den Eindruck, als würden sich die Figuren bewegen. »Die Beute muss jedoch mit Liebe gerufen werden, sonst kommt sie nicht. Denk daran.«
    Bramble starrte die Höhlenbilder an, bemüht, sich die Abfolge der Gänge und Kurven zu merken, die sie hierhergeführt hatten.
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte Dotta beiläufig, und wie auf ihr Kommando stieg das Wasser an und trug Bramble fort.

Dottas Geschichte
    Meine Tante Lig war eine von drei Schwestern, wie meine Mutter es gewesen war und vor ihr deren Mutter. Sie war das mittlere Kind, Brond das älteste und Gledda das jüngste, und sie lebten zusammen. So wie man es mir erzählte, war Brond Mims Mutter und die beiden schwarzhaarige Herzensbrecherinnen, und Brond war mit einem zweiten Mädchen schwanger. Gledda war davon überzeugt, dass der Vater jener auf Wanderschaft befindliche Dichter und Sänger war, der im Jahr zuvor hier gewesen war.
    »Nun, wir werden es nie erfahren«, sagte Lig gelassen, »denn so sicher wie Asche der Flamme folgt, wird Brond es uns nie erzählen, und dem Baby wird man es nicht ansehen können.«
    Sie wusste, dass das neue Baby rotes Haar haben würde wie Lig. Und das dritte Mädchen, das ich war und mit dem Brond ein paar Jahre später schwanger sein sollte, würde kastanienfarbenes Haar haben wie Gledda, die Farbe einer Flamme, aber tief vergraben. So war es immer in unserer Familie, drei Mädchen, das erste mit kohlrabenschwarzem Haar, das zweite mit feuerrotem Haar, das dritte mit Haaren wie aufgehäufte Glut. Aber immer nur eine gebar Kinder, es wurden immer drei Kinder, und zwar drei Töchter.
    Diese Linie ging zurück, so lange die Erinnerung reichte, seit die erste Mim ihre Abmachung mit dem Feuergott traf
und ein Stück des Feuers mitbrachte, um die Feuerstellen ihrer Leute zu entzünden. Die Byman-Mädchen nannte man unsere Familie, was so viel bedeutete wie brennen, und von allen Frauen unseres Volkes nahmen nur wir nicht an dem Ritual der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche teil, da der Gott Wildfire das ganze Jahr über bei uns war.
    Wir Byman-Mädchen hatten kein großes Bedürfnis nach Männern, außer um Töchter zu bekommen. Wir schlugen uns allein durch als Handwerkerinnen der einen oder anderen Art, meist jedoch als Töpferinnen. Im Lauf der Generationen hatte sich unser altes Steinhaus mit den Produkten unserer Arbeit gefüllt, und es war, als gehe man durch eine Schatzkammer, mit alten Bildteppichen und glänzenden Serviertellern an der Wand, mit Glasurwaren in allen möglichen leuchtenden Farben, blassgrün und mitternachtsblau und jener besonderen tiefroten Glasur, für welche die Käufer bis von Turvite kamen. Diese rote Glasur verwandelte den Blick in eine Schüssel in einen Blick in die Tiefen der Erde, und es gab Menschen, die behaupteten, der Feuergott selbst habe die Rezeptur der ersten Mim geschenkt. Aber als ich eine meiner Tanten fragte, lächelte sie nur und sagte: »Ich habe sie von meiner Mutter erfahren, und woher sie sie hat, weiß nur sie selbst.« Das war keinerlei Hilfe, denn meine Mutter und ihre Tanten waren seit dem Winter, als die junge Mim geboren wurde, tot.
    Auch dies war so geschehen, wie es immer geschah.
    Lig erzählte mir, sie habe stets gehofft, dass sie diejenige wäre, die Kinder bekäme. Als sie klein war, überlegte sie sich, wie sie sie nennen würde. Bryne, vielleicht, oder Ban, für den Knochen, den die erste Mim aus den Bergen mitgebracht hatte, voller Feuer. Oder gar, ein verwegener Gedanke, Rosa, der Name ihrer Freundin aus dem Dorf. Sie spielte mit Puppen, während sich Brond und Gledda nur dafür interessierten,
mit Lehm herumzumatschen. Sogar ihre Mutter glaubte, sie werde diejenige sein, welche die Blutlinie fortsetzte.
    »Schaut sie euch an«, sagte sie zu ihren Schwestern, während sie Lig beobachtete, als diese eine Puppe zu Bett brachte, »sie ist dafür geschaffen.«
    »Nun, das will ich auch hoffen«, hatte Bryne, die Tante der Mädchen einmal in dem Glauben geantwortet, Lig könne sie nicht hören, »denn sie ist nicht halb so gut im

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