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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sich das zurück, was ihnen vor der Invasion gehört hat.«
    »Wissen wir, wo er ist, sodass ich hingehen und ihn töten kann?«, fragte Bramble. Schweigen machte sich breit. Sie sah eine Mischung aus Überraschung und Schock in den Mienen der anderen, die am Tisch saßen. »Was denn? Das ist die einfachste Lösung.«
    Ash nickte erst zustimmend, wirkte dann jedoch unsicher. Er nahm die Tasse Tee und nippte daran. Dabei starrte er wie gebannt auf die Tischplatte.
    Safred schüttelte den Kopf. »Die Geister wären dann immer noch da. Sie sind herbeibeschworen worden … Die Götter sagen, dass es nicht endet, wenn man Saker umbringt. Auch andere werden lernen, wie man die Geister ruft. Es gibt viele, die wütend sind. Nun haben sie den Beweis dafür, dass es möglich ist, eine ganze Armee auferstehen zu lassen
… Selbst wenn Saker stirbt, werden andere folgen. Zu viele andere, zu lange Zeit. Die Domänen würden zerstört werden. Tausende müssten sterben.«
    »Man muss sich mit den anderen befassen, wenn sie erwachen, mit einem nach dem anderen. Diesen einen muss man jetzt aufhalten.«
    »Ich habe den Eindruck«, sagte das dunkelhaarige Mädchen plötzlich mit tiefer, angenehmer Stimme, »dass das Problem die Geister, nicht der Zauberer ist. Ohne sie ist er hilflos.«
    Safred lächelte das Mädchen an. »Das ist wahr. Die Geister müssen wir loswerden.« Sie schaute auf die am Tisch Versammelten, deutete auf das Mädchen und den Jungen und stellte sie einander vor. »Zel und Flax, Bramble, Martine, Ash.«
    Das Mädchen nickte, und der Junge lächelte die anderen an. Zel und Flax, dachte Bramble. Sie sahen tatsächlich aus wie Osyth - die beiden waren Gorhams Kinder. Bramble war ihnen nie begegnet, aber Gorham hatte oft genug von ihnen erzählt. Und Zels vorsichtige Sprache ohne jeden Dialekt eines Wanderers darin - das war Osyths Erziehung. Zel bemühte sich sehr, sich in diese Gesellschaft einzufügen.
    »Wenn Geister Wiedergänger werden, muss man sie besänftigen«, sagte Safred.
    Sie saßen eine Weile da und dachten darüber nach. Bramble erinnerte sich an den letzten Fall von Wiedergängertum, dem sie beigewohnt hatte. Es war der Mann des Kriegsherrn gewesen, den sie getötet hatte und der drei Tage später wieder erschien, wie es Geister taten, wenn sie nicht auf den Tod vorbereitet gewesen waren. Sie war dazu bereit gewesen, das Ritual zu vollziehen, das ihn besänftigt hätte, hätte ihm als Wiedergutmachung ihr eigenes Blut angeboten, doch hatte er ihr dies verwehrt. Bei der Vorstellung,
dass sein Geist immer noch an der Linde in der Nähe ihres Dorfes umging, wurde ihr unbehaglich.
    Safred schaute Ash an. »Du hast es getan«, sagte sie.
    Er nickte. »Sie brauchen Blut.«
    »Sie brauchen besonderes Blut«, sagte Martine leise. »Das Blut ihres Mörders.«
    »Sie brauchen mehr als das«, sagte Safred. »Das Blut ist nur ein Symbol.«
    »Anerkennung«, erwiderte Ash. »Der Mörder muss seine Schuld anerkennen und Wiedergutmachung bieten.«
    »Diese Geister sind hunderte von Jahren alt«, sagte Cael langsam. In seiner tiefen Stimme schwang Zweifel mit. »Ihre Mörder sind längst tot.«
    Safred nickte und legte ihre Hände flach auf den Tisch. Ash bemerkte, dass es keine hübschen Hände waren, nicht die Hände der Tochter eines Kriegsherrn. Sie waren von Sommersprossen überzogen, und die Nägel waren kurz. Safred stützte sich auf den Tisch, um Halt zu finden, als könne selbst sie nicht glauben, was die Götter forderten.
    »Ja. Seit tausend Jahren tot. Wie der eine, der verantwortlich war. Der, welcher seine Taten eingestehen kann.«
    »Einer?«, fragte Cael. »Bloß einer für sie alle?«
    Bramble erstarrte, als sie begriff, was Safred meinte. »Acton.«
    Safred nickte. »Wer sonst?«
    Acton hatte die Invasion der Domänen angeführt, hatte seine Männer in den letzten Wintertagen von jenseits der westlichen Berge über den Death Pass geführt, woraufhin sie wie ein Rudel Wölfe über die darauf gänzlich unvorbereiteten Einwohner hergefallen waren. Er war eine Legende, ein Held für die meisten in den Domänen, ein Name aus der Geschichte. Es war schwer, sich ihn als einen Menschen mit einem Geist vorzustellen wie jeder andere auch. Brambles
Großvater, ein Wanderer, hatte sie dazu erzogen, ihn als Mörder und Eindringling zu betrachten, als Anführer der Landräuber, doch selbst sie hatte sich ein überlebensgroßes Bild von ihm gemacht. Böser als jeder andere. Heimtückisch. Gierig. Durch und durch

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